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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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bemühen. Als sie an der Ampel nach der Ausfahrt hielt, dachte sie erneut über Jon nach – der Gedanke, ihn völlig unvorbereitet auf die Frauen loszulassen, bereitete ihr Kopfschmerzen. Das war weder ihm noch den Frauen gegenüber fair. Und dann waren da noch die Fragen der sexuellen Realpolitik: Wo man schlief, ob man über Nacht blieb, Kondome und Cremes und die ganze übrige Litanei. Mein Gott, hoffentlich brauchte er nicht auch dabei noch Hilfe! Sie stellte sich schon vor, wie sie mit ihm in eine Drogerie ging und Ramses-Kondome mit Noppen für ihn verlangte.
    Als sie in die Hauptstraße einbog, lächelte sie. Sie erinnerte sich an die Zeit in Encino, als sie selber noch so verlegen gewesen war, dass sie in einer Drogerie nicht einmal Tampons kaufen konnte, wenn sich in der Nähe der Kasse ein Junge herumtrieb. Stattdessen musste sie in einen Supermarkt gehen und Putzmittel, Ritz-Cracker, Obst, einen Karton Magermilch, Reis-Krispies, Toastbrot und Haarspangen und erst dann eine Packung Tampons kaufen, die dann – na so ein Zufall! – fast unsichtbar zwischen Haarklemmen und Klementinen klemmten.

    Diese Zeiten waren längst vorbei. Heute konnte sie in jedem kleinen Laden problemlos jeden Angestellten ansprechen und ein Dutzend extra gleitfähige, spermizide Kondome mit verstärkten Spitzen verlangen. Und wenn der Typ auch nur die Brauen hochzog, war sie ohne weiteres in der Lage, sich kalt lächelnd zu korrigieren: »Ach, geben Sie mir lieber gleich zwei Dutzend; ich geh nämlich zum Rudelbumsen.« Der Gedanke brachte sie zum Lächeln, als sie in den Parkplatz von Mom’s einbog.
     
    Einen sehr vollen Magen später schaute Tracie erst hinunter auf den zweiten Hackbraten des Tages und dann hoch zu Jon. »Der ist nicht so gut wie bei Mom’s«, meinte sie und deutete mit der Gabel auf die blässliche Scheibe.
    »Der ist besser«, widersprach er.
    Was für eine Lüge! »Hast du den von Mom’s überhaupt schon mal probiert?«, fragte sie im Flüsterton, damit Molly es nicht mitbekam.
    »Nein«, gab er zu. »Aber besser als der hier kann er gar nicht sein.«
    »Woher willst ausgerechnet du das wissen?«, fragte sie. »Du bist doch Veganer.«
    »Bin ich nicht«, beteuerte er. »Schon wieder vergessen? Veganer essen -«
    »Erwischt!«, triumphierte sie. »Ich hab dir doch erklärt, dass du nie mit einer Frau über deine Essgewohnheiten reden darfst.«
    »Ich wusste nicht, dass das hier auch zählt«, verteidigte er sich.
    » Alles zählt. Das ist doch der entscheidende Punkt, den ich dir beizubringen versuche.« Sie stählte sich für einen weiteren Bissen Hackbraten und die Eröffnung der von ihr geplanten Diskussion über die Bienen und die Blumen. Sie suchte nach einem Aufhänger, aber ihr fiel nichts ein. »Hör mal, wir müssen uns mal über... Verführung unterhalten«, sagte sie schließlich und schluckte.
    Genau in diesem Augenblick kam Molly herüber. »Alles okay
bei euch beiden?«, fragte sie, vielleicht eine Spur zu freundlich.
    Tracie blickte von ihrem Teller auf, um sich zu vergewissern, dass es tatsächlich Molly war. »Alles bestens. Wieso fragst du?«
    »Ich mach nur meine Arbeit«, meinte Molly und füllte ihre Wassergläser nach. Tracie schaute Jon an, um zu sehen, ob ihn dieses neuartige Verhalten ebenfalls stutzig machte, aber ihm war nichts anzumerken. Mein Gott – jetzt würde Molly wahrscheinlich ewig bei ihnen rumhängen, und in ihrem Beisein konnte Tracie wirklich nicht über Sex reden. »Wenn ihr was braucht, dann sagt es mir einfach«, meinte Molly und ließ sie allein.
    Das passte irgendwie nicht zusammen. »Du hast es ihr erzählt, stimmt’s?«, fragte Tracie anklagend.
    »Was soll ich ihr erzählt haben?«, fragte Jon zurück.
    »Das mit meinem Hackbraten-Erziehungsauftrag! In all der Zeit, die wir nun hierher kommen, hat sie unsere Wassergläser noch nie nachgefüllt. Ich glaube, bisher hat sie uns noch nicht mal Wasser gebracht. Du Verräter!«
    Jon, der gerade den Kaffeebecher am Mund hatte, spuckte einen kleinen Schluck wieder in den Becher zurück. »Wie meinst du das?«
    »Nun ja, es gibt gewisse… Spielregeln dabei, zum Beispiel sollte ich wie ein ganz normaler Gast behandelt werden.« Sie merkte, wie sie errötete.
    »Und wenn ich ihr einen Tipp gegeben habe? Sie hat dich bisher doch immer ziemlich schlecht behandelt, oder? Sieh’s mal so – Molly ist jetzt endlich nett zu dir.«
    »Jon, du darfst nicht einfach -«
    »Hey, hier geht’s schließlich nicht um irgendeinen

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