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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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alle dort in den Büchern abgebildeten. Scheußlich, beängstigend und interessant zugleich.
    Schritte.
    Unwillkürlich krümmte Kate sich ein wenig zusammen.
    Madame kam herein. Sie hielt den linken Arm, als schmerze er, zog eine Spritze aus ihm heraus und warf sie achtlos auf einen der Tische.
    Kate streckte ihr stumm den Salbentopf entgegen.
    Ihre Herrin zischte sie an: »Stell es ab, du hässlicher Tölpel, und bring Tee. Für zwei. Lauf.«
    Kate gehorchte. Sie traute sich nicht, Madame daran zu erinnern, dass die Köchin bis zum Abend freihatte, und sie deshalb weder an den Tee noch an die Milch kam.
    In der Küche suchte sie das nötige Geschirr zusammen. Das Teewasser im Kessel zum Kochen zu bringen, dauerte zu lange, also griff sie sich den verbeulten, dünnwandigen Topf, in dem die Köchin die Eier kochte. Sie füllte heißes Wasser aus der Leitung ein und hing ihn in das Herdfeuer. Gustavs Teekanne stand zum Glück neben dem Abwaschbecken. Ihr blieb nichts übrig, als den darin befindlichen Teesud ein weiteres Mal aufzugießen. Auf dem Teetablett lagen einige Zuckerstücke. Nach kurzer Überlegung nahm Kate zwei der weißen Klümpchen und steckte sie in die ausgeleierten Strumpfbündchen. Sobald sie mit allen Vorbereitungen fertig war, trug sie das gefüllte Tablett zum Salon. Sie stellte es auf dem Tisch im Flur ab und klopfte wieder. Diesmal kam der Ruf, der ihr gestatte einzutreten.
    Madame saß mit einem Fremden auf dem hinteren Sofa und beachtete sie nicht weiter, als sie den Tee auf dem davor stehenden Tischchen servierte.
    »Die Köchin hat ihren freien Tag, Madame. Deshalb, deshalb habe ich leider keine Milch gefunden«, stammelte Kate, während sie die Tassen abstellte und betete, dass die Hände sie dabei nicht im Stich ließen.
    Madame reagierte erstaunlich freundlich: »Du darfst jetzt gehen.«
    Kate war fast an der Tür, als sie hinzusetzte: »Warte! Eine Frage.«
    Kate verharrte mit gesenktem Blick.
    »Welchen Finger soll Gustav dir abtrennen?«, sagte Madame.
    Sie legte den Kopf ein wenig zur Seite und tippte mit dem Zeigefinger an die Lippen, als müsse sie nachdenken.
    Kate starrte sie an, unfähig, zu verstehen, was sie gerade gehört hatte.
    »Den Salon ohne Erlaubnis zu betreten«, fuhr ihre Herrin fort und bedachte sie mit einem eisigen Blick. »Du glaubst nicht wirklich, damit durchzukommen.«
    Übelkeit stieg in Kate auf und sie schluckte dagegen an.
    Madame lächelte vergnügt und streckte sich, als genieße sie ihre Macht.
    »Überlege die Nacht über, auf welchen du verzichten möchtest.«
    Kates plötzlich taube Hände ließen das Tablett los. Es landete auf dem Boden.
    Der Herr neben Madame brach in Gelächter aus.
    »Audra, du hast einen herrlichen Humor. Ließe ich meinen Dienern für jeden Fehler einen Finger abtrennen, wären sie nicht mehr fähig, auch nur meine Jacke zu halten.«
    Er zog an seiner Zigarre und setzte hinzu: »Dein Mädchen nimmt dir offensichtlich jedes Wort ab. Sie scheint wirklich Angst vor dir zu haben. Wie ich dich kenne, gibst du ihr allen Grund dazu, was?«
    Wieder lachte er dröhnend.
    Madame beugte sich vor und goss den Tee ein.
    Sie schenkte dem Mann ein Lächeln und sagte: »Man muss streng mit diesem Armenhäuslerpack sein, mein lieber Brucie. Sie haben schlechtes Blut.« Sie seufzte theatralisch und ergänzte: »Warum gebe ich mich nur mit dieser Brut ab? Ach, ich bin einfach zu gutherzig, ich weiß.«
    An Kate gewandt fuhr sie fort: »Ich denke noch darüber nach. Ein einziger weiterer Verstoß, ein falscher Atemzug, und Gustav setzt mein Angebot in die Tat um. Nun lauf, bevor du mir wieder auf den Teppich machst wie ein schlecht abgerichteter Welpe. Aber vorher bedankst du dich.«
    Kate nickte und hob mit zitternden Fingern das Tablett auf.
    Erst im zweiten Versuch gelang ihr, es festzuhalten.
    »Ich danke der Herrin, weil sie mich gnädigerweise aufgenommen hat, auch wenn ich es nicht verdiene«, würgte sie hervor.
    Wie hasste sie diesen Satz, den Gustav ihr auf Madames Befehl hin eingebläut hatte!
    »Deine Herrin scherzt nur, keine Sorge«, sagte der Mann. Er zwinkerte Madame zu, als belustige ihn der Vorfall.
    Kate wusste es besser.
    Sie flüchtete und betete, dass Madame nicht doch die Bestrafung einfordern würde. Nachdem sie das Tablett in die Küche gebracht hatte, rannte sie die Treppe hoch.
    In ihrem Zimmer ließ sie sich aufs Bett fallen. Sie presste die Hände gegen den Brustkorb und bemühte sich, ruhiger zu atmen.
    Madame wollte

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