Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)
Gesicht.
»Den Erfolg verdankt er Audra«, stellte er trocken fest.
Vermutlich hatte er recht. Das erklärte auch seine Belustigung. Die falsche Freundschaft hatte unfreiwillig einen Nutzen gebracht. Keinen, den Madame beabsichtigt hatte.
Was für eine verrückte Geschichte
, dachte Kate. Sie überflog den Artikel. Baron Standfort war demnach erst von seinen Parteifreunden dazu überredet worden zu kandidieren.
In einem Nebensatz wurde erwähnt, dass ihm die Entführung seiner Tochter Elise viel Sympathie verschafft hatte.
»Kein einziges Wort von dir, der verlorenen Tochter. Ich möchte wissen, was er oder seine Partei bezahlt hat, damit dies so bleibt«, stellte Gustav hämisch fest. Seine hervorstehenden Augen lagen auf ihr und suchten nach Zeichen der Betroffenheit.
Kate gab ihm nicht die Genugtuung. »Besser so«, winkte sie ab. »Ich will ihm nicht schaden und freue mich sehr für ihn.« Der letzte Teil des Satzes klang selbst in den eigenen Ohren ein wenig zu aufgesetzt.
Gustav reagierte darauf mit einem dünnen Lächeln. »Natürlich.«
Manchmal hasste sie ihn fast.
»Elise und meine Mutter werden überglücklich sein«, setzte sie hinzu, um ihn abzulenken. »Nun steht der standesgemäßen Heirat mit dem Traumprinzen nichts mehr im Weg.«
Gustav hob die Augenbrauen. »Höre ich doch etwas Schmerz und Reue in deiner Stimme, nicht dort zu sein? An ihrer Stelle den Hof gemacht zu bekommen.«
Sie zog es vor, nicht zu antworten. Was wusste er von ihren Empfindungen?
Hatten Madame und er sie nicht durch ihre grausame Erziehung geradezu dressiert, dass sie danach strebte, frei und unabhängig zu bleiben! Mit ihm darüber zu reden, hatte sie aufgegeben. Gustav, der gefühlskalte Krüppel, verstand nicht, wie sie unter seiner Fuchtel gelitten hatte.
Sie seufzte und schüttelte den Kopf.
»Nein. Sie leben ihr Leben, ich meines.«
Er sollte sie in Ruhe lassen.
Sie lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Briefumschlag. Er erbleichte.
Was immer ihm im Gefängnis geschehen war, es verfolgte ihn bis in die Träume. In manchen Nächten schrie er so laut im Schlaf, dass es bis zu ihr schallte, und flehte darum, nicht nach Anglia zurück zu müssen.
Kurz genoss sie sein Erschrecken und schämte sich gleich darauf dafür.
»Vater hat mir geschrieben. Er zumindest vergibt mir, obwohl er das nicht offiziell machen wird«, erlöste sie ihn. »Er schenkt mir Geld, eine Art Aussteuer.«
Um Gustav zappeln zu lassen, stand sie auf und griff sich ein Trockentuch.
Sie wusste, er konnte seine Neugier nicht bezähmen, und würde sie nach den Details ausfragen. Wenn nicht jetzt, dann eben später.
»Und? Was bist du ihm wert?«, fragte er.
Sie zeigte ihm die Auszahlungsaufforderung.
Gustav schnappte nach Luft.
»Das macht dich zu einer guten Partie.«
Trotz aller Bemühungen gelang es ihr nicht, ein breites Grinsen zu verkneifen.
»Was haltet Ihr davon, wenn wir eine Fabrik erwerben? Groß einsteigen, mit mehreren Dampfmaschinen.
Newport
, Kosmetik und Heilsalben.«
Er pfiff durch die Zähne. Dann deutete er auf das Geschirrtuch.
»Baroness sollten sich ein Hausmädchen leisten, das für Sauberkeit sorgt«, schlug er vor. »Das Tuch ist so schmutzig, dass ich mich frage, ob meine Erziehung jämmerlich versagt hat. Ich hätte strenger sein sollen.«
Gustavs Versuche zu scherzen, waren manchmal schwer zu ertragen. Sie warf das zugegebenermaßen reichlich fleckige Tuch in seine Richtung und genoss den empörten Aufschrei. Ihn auszurechnen, fiel ihr leicht.
Fast konnte sie sich vorstellen, den alten Griesgram zu vermissen, wenn sie ihn mit einundzwanzig endlich nicht mehr benötigte.
30. Danksagung
Wie immer danke ich Marcel Porta, der wieder auf Fehlersuche gegangen ist und den Inhalt auf Logik und Spannung abgeklopft hat. Und meinem Mann, der das Cover gestaltet hat.
31. Weitere Bücher von A. G. Stoll
Krüppelprinz
Der erste, abgeschlossene Band des
Löwen im Feuer,
ein mitreißendes Fantasyabenteuer für Erwachsene und Jugendliche ab 13 Jahren
250 Seiten, als Taschenbuch oder E-Book
‚Krüppelprinz
‘, wie sehr hasst der dreizehnjährige Gorm das Wort, aber so nennen ihn die anderen Jungen hinter seinem Rücken. Da nutzt es auch nichts, der vierte Sohn des Königs von Lark zu sein: Sein Klumpfuß verurteilt ihn zu einem Leben als Außenseiter. Eines Tages trifft Gorm beim Pferdekauf auf Lara, eine freche, kleine Sklavin, die sich gerade vor einer Bestrafung versteckt. Gorm lügt für sie, mehr
Weitere Kostenlose Bücher