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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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ausdrückte, schien so gut wie unmöglich.
    »Natürlich, mein Schatz«, sagte er und fragte unvermittelt: »Werde ich den Empfänger der Arsenpillen in der Zeitung finden?«
    »Empfängerin«, verbesserte Madame ihn. »Die Alte wird einen untröstlichen Sohn zurücklassen und eine ganzseitige Traueranzeige bekommen. Ein schönes Ende.«
    Kate zuckte zusammen. Dass Madame mit dem Tod handelte, vermutete sie bereits seit Langem, doch hatte ihre Herrin das nie zuvor so deutlich ausgesprochen.
    Madame redete weiter: »Bruce drängt. Standfort soll ihn endlich als Premierminister vorschlagen.«
    Sie stöhnte übertrieben gequält. »Also werde ich mein geliebtes Patenkind ein weiteres Mal heilen und danach die Dankbarkeit des werten Barons für Bruce’ Pläne nutzen. Ein zusätzlicher Grund, deinem Hündchen den Finger zu lassen. Ich brauche sie gesund und munter.«
    »Attenburg sollte längst durch eigene Leistung überzeugen und die Unterstützung des Barons nicht länger benötigen«, entgegnete Gustav und klang verärgert.
    Es dauerte, bis Madame antwortete: »Er ist in den letzten fünfzehn Jahren weit gekommen.«
    Gustav schnaubte. »Nur durch deine Hilfe!«
    Madame wirkte unbeeindruckt von seiner Reaktion. »Lord Standfort besitzt nach wie vor enormen Einfluss. Wenn nötig, will Bruce zu drastischen Mitteln greifen. Sehr weitreichenden Mitteln, die meinen guten Freunden das Herz brechen werden, falls die Geschichte nicht wie geplant ausgeht.«
    »Audra, du spielst bereits jetzt ein gefährliches Spiel«, warnte Gustav.
    »Ach was. Nichts deutet auf mich«, erwiderte Madame. »Außer deinem Hündchen, und das wird schön unter Verschluss gehalten. So lange, bis es überflüssig ist.«
    Ein Rascheln lies Kate zusammenfahren. Zu ihrer Erleichterung blieb alles ruhig. Auf eine neugierige Nagetierfamilie zu treffen und dabei keinen Ton von sich geben zu dürfen, gehörte nicht zu ihren Lieblingsvorstellungen. Sie konzentrierte sich erneut auf das Gespräch und hörte Gustav fragen: »Und dann? Du kannst Kate nicht ewig einsperren.«
    »Die Welt ist groß. Da wird sich leicht jemand finden, der mich für die Mühe mit ihr entschädigt, und sie mir für immer vom Hals hält. Aus diesem Grund sollte sie auch unschuldig wie frisch gefallener Schnee bleiben, mein Guter!«
    »Ich bitte dich, Audra! Welch infamer Gedanke«, empörte Gustav sich.
    »Du wärst nicht der erste Mann, der die Situation ausnutzen würde. Vielleicht sollte ich aber lieber eine endgültige Lösung anstreben und kein Risiko eingehen«, fuhr Madame ungerührt fort.
    Kate benötigte einen Moment, die Ungeheuerlichkeit des Letztgesagten zu verstehen. Eine
endgültige
Lösung. Plante ihre Herrin etwa, sie umzubringen? Kate lebte zu lang in ihrer Gewalt, um das für unmöglich zu halten. Ihr Mund fühlte sich schlagartig trocken an.
    »Wir haben eine Abmachung. Du hast versprochen, mich an der Entscheidung zu beteiligen, was mit ihr geschieht!«, hörte sie Gustav rufen.
    »Kein Grund, dich aufzuregen. Ich scherze doch nur, mein Lieber«, wiegelte Madame ab und kicherte ein weiteres Mal.
    Erst jetzt bemerkte Kate, dass sie die Luft angehalten hatte. Erleichtert atmete sie aus.
    Es klang beinahe vorwurfsvoll, als Madame sagte: »Würde ich dich nicht besser kennen, könnte ich annehmen, sie sei dir ein wenig ans Herz gewachsen. Trink deinen Whiskey und dann lass uns zu Erfreulicherem kommen.«
    Kurz darauf verließen sie den Geräuschen nach den Salon. Kate harrte eine Weile aus, doch als es ruhig blieb, machte sie sich auf den Rückweg in die Bibliothek. Nun, da die Anspannung nachließ, fühlte sie sich zu erschöpft, um noch einen Abstecher in den Nebengang zu machen. Dort wartete ihr großes Geheimnis, von dem weder Madame noch Gustav etwas ahnten, und das ihr einmal ein besseres Leben ermöglichen sollte.
    Bei ihrer ersten Erkundung hatte sie in einer Ausbuchtung am Ende der Abzweigung die Knochen eines Toten entdeckt. Nach kurzem Zögern hatte sie die Gebeine des Verstorbenen auf die Reste von etwas gelegt, was sie für ein Bett hielt. Dabei war ihr Blick auf eine Zinndose gefallen, die neben einem der Bettpfosten stand. Neugierig hatte sie danach gegriffen und sich über das Gewicht gewundert. Zu Recht, denn die Dose enthielt einen Lederbeutel, prall gefüllt mit uralten Goldmünzen.
    Jedes Mal, wenn sie sich vorstellte, dieses Vermögen eines Tages heimlich aus dem Haus mitnehmen zu können, fühlte sie sich gleich besser. Weshalb sie diesen Ort ab

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