Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tolstoi Und Der Lila Sessel

Tolstoi Und Der Lila Sessel

Titel: Tolstoi Und Der Lila Sessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Sankovitch
Vom Netzwerk:
Mahlzeiten kochen …«
    Schnauben von Peter und Michael; ich beachtete es nicht.
    »Und das Haus davor bewahren, dass es in Schmutz und Staub versinkt, im Garten Unkraut jäten und die Betten machen …«
    »He«, unterbrach Martin mich, »ich mache mein Bett selbst, und ich helfe beim Unkrautjäten.«
    »Ja«, sagte George, »und ich habe die Säckchen mit Süßigkeiten für meine Geburtstagsgäste selbst gefüllt. Ich mache immer mein Bett, und ich bringe meine schmutzige Wäsche in die Waschküche.«
    »Ihr seid alle fantastisch«, sagte Jack. »Ich weiß, dass Mom für eure Hilfe sehr dankbar ist.« Ein Blick zu mir.
    »Ja, das stimmt«, sagte ich.
    Und mir wurde klar, dass George recht hatte. Er hatte tatsächlich die Säckchen selbst gefüllt und sich alle Spiele für sein Geburtstagsfest ausgedacht. Ich musste nur Geschütze und Munition liefern. Für das Familientreffen am Wochenende würde Jack kochen, und die größeren Jungen waren zum Abräumen eingeteilt. Niemand hatte sich beklagt – vielleicht hatte auch niemand bemerkt, dass das Geburtstagsbanner nicht, wie sonst immer in vergangenen Jahren, mit bunten Luftschlangen und Luftballons dekoriert war.
    Noch vor einem Jahr hätten mich die lose Sammlung von Postkarten, Coupons und Prospekten auf der Küchenablage, die ständig wachsenden Stapel von Ringbüchern, Heftern und Rechnungen auf meinem Esstisch und die Wollmäuse in den Zimmerecken wahnsinnig gemacht. Aber dieses Jahr stieß ich einfach einen dramatischen Seufzer aus und sagte: »Was soll’s – ich hab’ wirklich Besseres zu tun.«
    Irgendwie bot mir die größere Unordnung in meinem Leben einen besseren Blick auf den Mondaufgang – und dieses Wunder hatte ich meinem Lesejahr zu verdanken. Es war ein sehr, sehr guter Tausch.
    »Ich habe Glück. Ich tue das, was ich am liebsten tue, ich lese jeden Tag ein Buch. Und ihr alle helft mir dabei. Ich wette, Murakami hat nicht solche Hilfe, wie ich sie habe. Das ist nur in der Familie möglich – man hilft sich gegenseitig.«
    »Hältst du uns einen Vortrag?«, fragte George, wobei seine Augenbrauen in die Höhe schossen und sein Mund sich zu einer schmalen Linie der Ablehnung verzog.
    »Nein, ich bedanke mich bei euch.« Gut, vielleicht hielt ich auch einen Vortrag. Aber ich wollte mich ihnen mitteilen. Wollte sie bei jeder Gelegenheit teilhaben lassen an dem, was ich in diesem Lesejahr lernte. Wir kamen schrittweise voran, lernten dazu: Widerstandskraft, Begeisterung, Dankbarkeit, Zielstrebigkeit, Unabhängigkeit. Starker, liebevoller familiärer Zusammenhalt. Auf diese Komponenten war ich in den Büchern, die ich las, wieder und wieder gestoßen. Die Zutaten für ein befriedigendes Leben. Und ich hatte noch eine kleine Prise Unordnung im Haushalt hinzugefügt.
    Am letzten Tag im Juni las ich die Nick Adams Stories von Ernest Hemingway. In der Geschichte mit dem Titel Schreiben fand ich eine Hommage an einen vollkommenen Sommer – und fühlte mich an meine Kindheit im Mittleren Westen erinnert. Die Vormittage, die ich lesend in einem alten Liegestuhl im Garten verbrachte; die Nachmittage am Strand, das kalte Wasser des Michigansees; die Abende auf der Terrasse hinter dem Haus, wo wir bis spät in die Hochsommernacht Monopoly spielten, redeten und lachten.
    Das wollte ich wieder erleben. Sommertage, die man draußen vertrödelte, wie Nick Adams. Meine Kinder würden noch mindestens einen Sommer lang um mich sein. Gewiss würde ich noch viele Geburtstagfeste ausrichten, Kuchen backen, Kinder chauffieren, Essen kochen und viel Wäsche waschen. Aber ich würde auch dafür sorgen, dass wir Zeit hätten, schwimmen zu gehen, zu spielen, in den Hängematten zu schaukeln oder lesend im Gras zu liegen. Unsere gemeinsame Zeit und das, was wir miteinander teilten: unbeschwerte Glücksmomente, kleine Freuden und Zärtlichkeit, würde immer gegenwärtig bleiben.

17
Glühwürmchen tanzen über dem Rasen
Maou kann nicht umhin, an die Nächte damals da unten in Onitsha zurückzudenken, an die besorgten, ausgelassenen Nächte, und ein Schauder überläuft sie. Seit sie wieder im Süden sind, verbindet sie jeden Abend derselbe Schauder, mit dem, was einmal war.
J. M. G. LE CLÉZIO , Onitsha
      Da wir am Meer wohnen, verreisen wir gewöhnlich im Sommer nicht. Aber in dem Sommer, in dem ich jeden Tag ein Buch las, war ich oft in weiter Ferne. Bücher waren mein Trost, sie zeigten mir, wie man leben soll, aber sie schenkten mir auch die Ferien, die ich

Weitere Kostenlose Bücher