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Tolstoi Und Der Lila Sessel

Tolstoi Und Der Lila Sessel

Titel: Tolstoi Und Der Lila Sessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Sankovitch
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Clijsters gewann, Wozniacki gewann. Ob Tommy Haas auch gewann, weiß ich nicht mehr, aber was machte das schon – er sah hinreißend aus. Meredith und ich kicherten, als er sein Tennisshirt wechselte und seine gebräunte Brust entblößte.
    Im Laufe der Jahre ist die Episode von Meredith, Jack und mir auf dem Weg zurück vom Bear Mountain, und Merediths Bitte, mich am Straßenrand auszusetzen, eine Art Familienwitz geworden, aber ich glaube, die Geschichte hat einen ernsten Kern. Es ging darum, wer im Auto bleiben durfte, in Sicherheit, und wer ausgesetzt werden würde. Wem würde Freundlichkeit erwiesen, wer würde sich allein durchschlagen müssen. Ich wollte Meredith damals – so wie heute – versichern, dass Freundlichkeit eine Stärke ist, dass freundliche Taten wie Fäden sind, die von den Menschen gesponnen werden, vor und zurück, sodass ein Sicherheitsnetz entsteht. Ich möchte, dass sie weiß, es gibt immer einen Platz für sie im Auto, im Haus, in der Familie. Und bei den American Open – wenn sie bereit ist, so früh aufzustehen und zu rennen.

20
Der Sturz von Loulous Motorrad
Lesen Sie, was Sie wollen, Hauptsache, Sie können es nicht erwarten, weiterzulesen.
NICK HORNBY , All You Can Read
      Mein Jahr des Lesens neigte sich dem Ende zu. »Du freust dich wahrscheinlich darauf, einfach mal zu entspannen «, sagte eine Freundin zu mir.
    Aber ich war entspannt. Ein Jahr der Leselust war mir vergönnt gewesen. Ein Jahr voller Bücher. So mühevoll mir manchmal der Rest meines Lebens gewesen war, das Fahren, das Kochen, die Wäsche – jeden Tag ein Buch zu lesen war immer eine Freude. Nicht einen Tag war ich in meinem Lesejahr krank gewesen. In Leseglück getaucht, war ich gegen Krankheit immun. Menschen, die mich nicht gut kannten, sagten mir voraus, dass ich mich von Büchern abwenden würde, sobald das neue Jahr begann. Ha! Meine Leselust war unvermindert.
    Wenn mir die ersten zehn Seiten eines Buches nicht gefielen, stellte ich es wieder weg und nahm ein anderes aus der Reihe im Regal. Nick Hornby hatte mir schon im Februar in seinem Buch All You Can Read: Bücher, die ich kaufe – Bücher, die ich lese erklärt: »Wir haben es uns in den Kopf gesetzt – und darin scheint eins der Probleme zu liegen –, dass Bücher harte Arbeit sein müssen, und wenn sie keine harte Arbeit sind, tun sie uns nicht gut.« Aber alle Bücher, die ich gelesen hatte, die schwierigen, die mir viel abverlangten, sowie die leichten, die ich verschlang, taten mir gut, sehr gut. Und bereiteten mir sehr, sehr viel Vergnügen.
    Ich verlangte nicht nach einer Sprache, die Berge versetzte. Ich verlangte einfach eine gute Geschichte, faszinierende Charaktere, einen interessanten Hintergrund. Ja, ich las die zutiefst berührende Literatur von Paul Auster, Muriel Barbery und Chris Cleave sehr gern, aber schlichtere Lektüre befriedigte mich gleichermaßen. Wie zum Beispiel der Roman The Sunday Philosophy Club , das erste Buch in der Serie mit Isabel Dalhousie von Alexander McCall Smith. Ich verliebte mich in Isabel Dalhousie, die Serienheldin, und war so fasziniert von ihr, dass ich bereitwillig auch ihre neuesten Abenteuer im modernen Edinburgh verfolgte.
    Isabel ist sehr rücksichtsvoll und freundlich, aber auch zu Ausbrüchen von Ungeduld und Eifersucht imstande. Sie interessiert sich für Kunst und Musik, aber mehr noch für die Persönlichkeiten der Künstler und Musiker und für alle anderen Menschen, denen sie begegnet. Sie sieht es als ihre Pflicht, eine Verbindung zu ihren Mitmenschen herzustellen und ihnen zu helfen, lässt sich aber nicht vereinnahmen. Obwohl sie ihre eigene Meinung mit Nachdruck vertritt, ist sie offen genug, sie zu ändern, wenn jemand ihr überzeugende Argumente liefert. Sie ist klug und humorvoll, und obwohl sie im Hinblick auf moralphilosophische Fragen sehr ernste Ansichten vertritt, nimmt sie sich selbst nicht zu ernst. Isabel ist nicht unbedingt realistisch oder glaubhaft gezeichnet – was auch auf die anderen Figuren in Smiths Büchern zutrifft –, aber sie hat etwas Tröstliches und Anziehendes: eine Heldin, die Gutes tut, Optimismus und Mitgefühl ausstrahlt.
    Faszinierend fand ich auch Isabels Lebensstil. Nur zu gern würde ich ihre Vollzeithaushälterin übernehmen sowie ihr bequemes Stadthaus voller Bücher und Kunstwerke, den prächtigen Garten mit Fingerhut und wucherndem Rhododendron, ihre Stelle als Herausgeberin einer Zeitschrift, die sich mit Fragen angewandter Ethik

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