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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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aber sehr wenig Unterhaltung stattfindet. Da wir also nur die letzte dem Leser zu verschaffen beabsichtigen, so wollen wir alles überschlagen was gesagt wurde, bis die übrigen von der Gesellschaft nach und nach fortgegangen waren und den Arzt und Quadrat allein bei einander gelassen hatten. Um diese Zeit ward das Gespräch etwas lebhafter durch diese und jene Anmerkung über dasjenige, was zwischen den jungen Herren vorgefallen war. Beide, meinte der Doktor, wären am Ende weiter nichts als ein paar dumme Jungen; welche Benennung der Philosoph durch ein sehr weises Achselzucken bestätigte.

Zehntes Kapitel.
    Zeigt die Wahrheit mancher Bemerkung des Ovid und andrer tiefsinnigen Weltweisen mehr, welche ohne Widerrede bewiesen haben, daß oft der Wein ein Vorläufer der Unenthaltsamkeit sei.
     
    Jones begab sich aus der Gesellschaft, in welcher wir ihn gesehen haben, hinaus aufs Feld, wo er sich durch einen Spaziergang in freier Luft ein wenig abzukühlen dachte, bevor er zum Herrn Alwerth hineinging. Hier begegnete ihm unterdessen, daß er die Beobachtungen über seine teure Sophie erneuerte, welche die gefährliche Krankheit seines Freundes und Wohlthäters auf eine Zeitlang unterbrochen hatten, ein Zufall, welchen wir mit Betrübnis erzählen und welchen man gewiß mit Betrübnis lesen wird. Gleichwohl zwingt uns die Wahrheit, der wir bekanntlich die treueste Anhänglichkeit gelobt haben, diesen Zufall der Nachwelt mitzuteilen.
    Es war eben ein sehr anmutiger Abend, gegen Ende des Juni-Monats, als unser Held in dem lieblichsten Wäldchen spazieren ging, wo die linde Luft, welche die Blätter fächelte, das sanfte Rieseln eines murmelnden Bächleins, die melodischen Töne der Nachtigallen miteinander eine bezaubernde Harmonie ausmachten. [223] In dieser für die Liebe so wonniglich zubereiteten Szene überließ er sich dem Nachdenken über seine teure Sophie. Derweil seine erwärmte Phantasie alle ihre Schönheiten mit ungebundener Freiheit umflatterte und seine verliebte Einbildungskraft ihm das reizende Mädchen in tausend verschiedenen entzückenden Gestalten vormalte, zerschmolz sein warmes Herz in Zärtlichkeit, und endlich warf er sich hin ins Gras am Ufer eines rieselnden Stroms und brach aus in folgende Ergießungen eines liebequellenden Herzens:
    »O Sophie! wollte der Himmel dich meinen Armen schenken, wie überschwenglich glücklich wäre mein Los! Verwünscht sei das Glück, welches die weite Kluft zwischen uns legte! Könnte ich nur zu deinem Besitze gelangen und dein ganzes Vermögen enthielte nur einen einzigen Anzug von schlechten Lumpen, wo wäre der Mann auf dieser Welt, den ich beneiden könnte! Wie verächtlich wäre dann meinen Augen die blendendste cirkassische Schöne, geschmückt mit allen Schätzen beider Indien an köstlichen Steinen! Aber was hat ein andres weibliches Geschöpf mit meinen Gedanken zu schaffen! Könnte ich nur glauben, meine Augen wären fähig, eine andre mit Zärtlichkeit anzublicken, diese Hände sollten sie mir aus dem Kopfe reißen. Nein, meine Sophie, sollte auch das grausame Glück auf immer uns trennen, so soll doch meine Seele ewig nur an der deinigen festhangen. Dein Bild will ich ewig mit reinster Keuschheit in meinem Herzen bewahren. Sollte ich auch niemals deine reizende Person besitzen, dennoch bleibt dir allein der unumschränkte Besitz meiner Gedanken, meiner Liebe, meiner Seele. O, mein liebekrankes Herz ist so in jene treue Brust verwebt, daß die glänzendste Schönheit für mich keinen Reiz hätte, noch ein Einsiedler bei ihrer Umarmung kälter sein könnte, als ich. Sophie, Sophie nur soll die meinige sein. Welch Entzücken liegt in diesem Namen! In jeden Baum will ich ihn schneiden.«
    Bei diesen Worten sprang er auf und sah – nicht seine Sophie – nein, auch nicht eine cirkassische Schöne, reich und zierlich geschmückt für den Harem des Großtürken. Nein, ohne Rock, im Hemde, das so ziemlich ins gröbste fiel und nicht eben das reinste, durchtaut ein wenig mit gewissen starkriechenden Dünsten, erregt durch die Arbeit des Tages, mit einer Heugabel in der Hand – kam daher – Molly Seegrim. Unser Held hielt in der Hand sein Federmesser, welches er zum vorhin gedachten Endzweck, in die Baumrinden zu graben, hervorgezogen hatte. Als das Mädchen näher hinzukam, rief sie mit einem Lächeln: »Sie meenen mich doch nicht tot zu stecken, Junker, hoffe ich!« – »Warum meint Sie, sollte ich Sie erstechen?« antwortete Jones. – »Nu,«

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