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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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lassen Sie den Charakter des Fräulein Feierlich auf'm Lande! denn glauben Sie mir, hier in der Stadt würd' es Sie äußerst schlecht kleiden.«
    Hiemit trennten sich die beiden Kousinen und Sophie machte sich geraden Weges hin zur Frau von Bellaston, bei der sie äußerst freundlich sowohl, als äußerst höflich aufgenommen wurde. Die Dame hatte sie gar liebgewonnen, als sie sie vormals bei ihrer Tante Western kennen gelernt hatte. Sie war wirklich außerordentlich erfreut und hatte nicht so bald die Ursachen vernommen, welche sie vermocht hätten, den Junker ihren Vater zu verlassen und nach London zu fliehen, als sie ihre Klugheit und Entschlossenheit mit dem höchsten Beifall beehrte; und nachdem sie ihr großes Vergnügen über die gute Meinung geäußert, welche Sophie dadurch von Ihro Gnaden zu hegen erklärt hatte, daß sie ihr Haus zu einem Zufluchtsort erwählt, versprach sie ihr allen Schutz, der nur in ihrem Vermögen stände, zu erteilen.
    Nachdem wir nun Sophien in sichre Hände gebracht haben, so wird sich's vermutlich der Leser gefallen lassen, sie daselbst eine Weile in Verwahrung zu lassen und sich ein wenig nach andern Personen umzusehen, und besonders nach dem armen Jones, den wir lange genug haben Buße thun lassen für seine begangenen Verbrechen, welche, wie es die Natur eines jeden Lasters mit sich bringt, ihn an und für sich selbst schon genug gestraft hatten.

Zwölftes Buch.
    Umfaßt gerade eben dieselbe Zeit wie das vorige.
     
    Erstes Kapitel.
    Zeigt, was man bei den neuern Autoren für Freibeuter-Plündereien zu achten und was man hingegen als rechtmäßige Beute erkennen kann.
     
    Der gelehrte Leser muß bemerkt haben, daß ich im Verlaufe dieses ansehnlichen Werkes oft Stellen aus den besten alten Autoren entlehnt habe, ohne dem Original zu folgen oder nur des Buchs im geringsten zu erwähnen, woraus ich sie genommen. Dies [276] Verfahren eines Schriftstellers ist von dem gelehrten Abte Banier in der Vorrede zu seiner Mythologie, einem Werke von großer Erudition und gleicher Urteilskraft, in das gehörige Licht gestellt worden. »Es wird,« sagt er, »dem Leser leicht zu bemerken sein, daß ich sehr oft größere Rücksicht auf ihn als auf meinen eignen Ruhm genommen habe; denn ein Autor macht ihm gewiß ein wichtiges Kompliment, wenn er seinetwegen unterläßt, die gelehrten Stellen anzuführen, die ihm auf seinem Wege aufstoßen und welche ihm weiter nichts als die bloße Mühe des Abschreibens gekostet haben würden.« Ein Werk mit dergleichen Lückenbüßern anzufüllen, mag allerdings für einen offenbaren Betrug geachtet werden, welcher der gelehrten Welt gespielt wird, der man auf diese Weise das Geld aus der Tasche lockt, wenn sie dasjenige noch einmal in einzelnen Brocken und Fetzen bezahlen muß, was sie schon einmal im ganzen, wo nicht im Gedächtnisse, doch auf ihren Bücherbrettern stehen hat; und für den Ungelehrten ist es noch grausamer, welchen man solchergestalt überschnellt, etwas für sein bares Geld zu kaufen, wovon er keine Art von Nutzen haben kann. Ein Schriftsteller, der seinem Werke viele griechische und lateinische Stellen einschaltet, handelt an den Damen und artigen Herren ebenso hinterlistig als die Auktionsmakler an ihnen zu handeln pflegen, welche in ihren Parzellen einen solchen Wirrwar zusammenstopfen, daß man, um dasjenige zu erstehen, was man haben will, genötigt ist, viele Dinge mit zu bezahlen, die man nicht brauchen kann. Und doch, weil kein Betragen so rein und uneigennützig sein kann, das nicht von der Unwissenheit mißverstanden und von der Bosheit verdreht werden könnte, so bin ich einigemal in die Versuchung geraten, meinen eignen Ruhm auf Kosten meines Lesers zu bewahren und das Original abzuschreiben, oder doch wenigstens Kapitel und Vers anzuführen, wenn ich hier oder da mich der Gedanken oder Ausdrücke eines andern bedient habe. Ich bin wirklich etwas zweifelhaft, ob ich mir nicht durch das entgegengesetzte Verfahren oft geschadet habe und ob ich nicht dadurch, daß ich den Namen des Originalverfassers verschwiegen, mehr in den Verdacht einer gelehrten Plünderei verfallen bin, als den Ruhm erworben habe, daß ich nach den beliebten und belobten Grundsätzen des oben angeführten, mit Recht berühmten französischen Gelehrten gehandelt habe.
    Um aber hinfüro alle dergleichen Anschuldigungen von mir abzulehnen, will ich hier das Faktum gestehen und rechtfertigen. Die Alten kann man ansehen als eine fette Hut und Trift, worauf

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