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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Hunde hielten sehr gut an, wie es genannt wird, und der Junker setzte nach über Hecken und Graben mit seinem gewöhnlichen Geheule, mit gewöhnlicher Behendigkeit und mit aller gewöhnlichen Fröhlichkeit des Herzens, auch drängte sich ihm kein Gedanke an Sophien in den Sinn, der ihm das Vergnügen versalzen hätte, das er an der Jagd fand, welche, wie er sagte, eine der schönsten war, die er jemals gesehen hätte, und die es, wie er schwur, wohl wert wäre, daß man seine zwanzig Stunden darnach ritte. So wie der Junker seine Tochter vergaß, so vergaßen die Bedienten, wie wohl nicht schwer zu glauben ist, ihr junges Fräulein, und der Herr Pfarrer, nachdem er sein großes Erstaunen für sich selbst auf Latein ausgedrückt hatte, ließ zuletzt gleichfalls alle ferneren Gedanken an die junge Dame fahren, und indem er in ziemlicher Entfernung nachhopperte, fing er an, über die Nutzanwendung seiner Predigt für den nächsten Sonntag zu meditieren. Der Junker, welchem die Jagdhunde zugehörten, war über die Ankunft seines Bruder-Junkers und Weidmannsgesellen gar höflich erfreut, denn alle Menschen schätzen Verdienste in ihrem Fache, und keinen wohlerfahreneren, jagdgerechteren Weidmann konnte man finden als Herrn Junker Western, auch wußte niemand besser als er, wie man die Hunde mit der Stimme aufmuntern und den ganzen Weidhaufen mit seinem Hollaho in frischen Atem setzen muß. In der Hitze der Jagd sind die Weidgenossen viel zu sehr beschäftigt, um auf irgend eine Art von Zeremonien zu achten, ja vielleicht nicht einmal auf die Dienste der Menschheit; denn wenn jemand von ihnen ein Zufall begegnet, daß er in einen Graben oder in einen Bach purzelt, so reiten die übrigen fort ohne sich darum zu bekümmern, und überlassen ihn gewöhnlicherweise seinem Schicksale. Daher die beiden Junker diese Zeit über, ob sie gleich einander oft ganz nahe waren, doch kein Wort [281] miteinander wechselten. Unterdessen sah doch der Patron der Jagd sehr oft und mit vielem Beifall die große Wissenschaft des Fremden, womit er die Hunde zu lanzieren wußte, wenn sie von der Spur gekommen, und faßte daraus eine hohe Meinung von seinem Verstande, sowie die Anzahl seiner Begleiter keine geringe Verehrung gegen seinen Stand einflößte. Sobald also, das kleine Tier verendet und damit die Jagdlust, welche es veranlaßt hatte, geschlossen war, nahten sich die beiden Junker einander und bewillkommten sich, wie sich's für edle Landjunker geziemt und gebührt.
    Ihre Zusammensprache war unterhaltend genug, und vielleicht erzählen wir solche noch in einem Anhange oder bei einer andern Gelegenheit. Weil sie aber auf diese Geschichte nicht den geringsten Bezug hat, so können wir es nicht über uns erhalten, ihr hier einen Platz zu geben. Sie beschloß sich mit einem zweiten Jagen, und dieses mit einer Einladung zum Mittagessen. Auf diese, welche angenommen wurde, folgte ein weidliches Trinkgelag, das seitens des Junker Western mit einem ebenso weiblichen Nachmittagsschläfchen endigte.
    Unser Junker war seinem Wirte, auch selbst dem Pfarrer Schickelmann diesen Abend bei Flasch' und Becher keineswegs gewachsen, was sich, seiner Ehre im geringsten unbeschadet, aus seiner Ermüdung gar füglich erklären läßt, die er sich an Geist und Leib zugezogen hatte. Er war wirklich, wie die gemeine Redensart lautet, über und über eingeseift, denn noch ehe er seine dritte Flasche zu sich gesteckt hatte, brachte ihn der Wein so völlig unter die Füße, daß, ob er gleich lange nachher erst zu Bett getragen wurde, ihn doch der Pfarrer als abwesend betrachtete, und nachdem er dem Junker vom Hause Sophiens ganze Geschichte erzählt hatte, von diesem das Versprechen erhielt, daß er die Gründe unterstützen wolle, welche er sich vorsetzte, den nächsten Morgen geltend zu machen, um Herrn Western zum heimkehren zu bewegen.
    Sobald demnach der gute Junker sein Haarweh ausgeschlafen hatte und sich nach seinem Morgentrunke umzusehen begann und die Pferde vorzurufen befahl, um Sophien von neuem nachzusetzen, hub Herr Schickelmann mit seinen Abmahnungsgründen an, welche der Herr vom Hause so nachdrücklich unterstützte, daß sie am Ende Eingang fanden und Herr Western dareinwilligte, wieder nach Hause zu kehren, wozu er hauptsächlich durch einen Grund bewogen ward, nämlich, daß er nicht wüßte, welchen Weg er nehmen sollte, und daß er möglicherweise ebensogut von seiner Tochter weg als zu ihr hinreiten könnte. Er nahm also Abschied von seinem

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