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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Hause weggeschickt.
    Auf die bestimmte Zeit erschienen die Parteien coram: als der wiederkommende Bote Nachricht brachte, Hannchen Jones sei nicht zu finden; denn sie habe vor einigen Tagen in Gesellschaft eines Offiziers ihren Aufenthalt verlassen.
    Hierauf erklärte Herr Alwerth, daß das Zeugnis eines so liederlichen Mädchens, als sie zu sein schien, keinen Glauben verdient haben würde; doch, sagte er, könne er nicht umhin, zu glauben, daß, wäre sie erschienen und hätte die Wahrheit ausgesagt, so könne sie nicht anders, als bekräftigt haben, was so manche Umstände benebst seinem eignen Geständnis und der Aussage seiner Ehefrau, (daß sie ihren Mann auf frischer That ergriffen) schon hinlänglich erhärteten. Er vermahnte also Rebhuhn noch einmal, sein Verbrechen zu gestehen; da er aber immer noch sich auf seine Unschuld berief, so erklärte sich Herr Alwerth, er sei von seinem Verbrechen überzeugt, und er, Rebhuhn, sei ein zu gottloser Mensch, um ferner einige Unterstützung von ihm zu verdienen. Er entzog [75] ihm also seinen Jahrgehalt und empfahl ihm Reue in Hinsicht auf die zukünftige Welt, und Fleiß, um sich und seine Frau auf dieser zu ernähren.
    Es gab vielleicht wenig unglücklichere Menschen als den armen Rebhuhn. Er hatte, durch das Zeugnis seines eignen Weibes, den besten Teil seiner Einkünfte verloren und doch rückte sie ihm unter vielen andern Dingen noch täglich vor, wie er schuld sei, daß sie dieser Wohlthat entbehren müsse; aber das war nun einmal sein Schicksal, und er war genötigt, sich darein zu finden.
    Ich habe ihn zwar im vorigen Absatz den armen Rebhuhn genannt; aber ich wollte, der Leser möchte dieses Beiwort vielmehr dem Mitleiden meines Herzens zuschreiben, als es für eine Erklärung seiner Unschuld ansehen. Ob er unschuldig war oder nicht? das wird sich vielleicht in der Folge zeigen. Wenn mir aber auch die historische Muse einige Geheimnisse anvertraut hat, so will ich mir keineswegs die Schuld aufladen, sie früher zu entdecken, als bis sie mir es erlaubt.
    Hier muß also der Leser seine Neugier an den Nagel hängen. Gewiß ist es, auf welcher Seite auch die Wahrheit liegen mochte, die Beweise waren mehr als hinlänglich für Herrn Alwerth, ihn straffällig zu finden. Gewiß würde für ein hochpreisliches Konsistorium in Ehe- und Ehebruchssachen weit weniger, zur Findung eines Urteils, hingereicht haben; und dennoch, ungeachtet Anna Rebhuhns standhafter Aussage, worauf sie das heilige Abendmahl zu nehmen bereit war, ist doch eine Möglichkeit vorhanden, daß der Schulmeister völlig unschuldig sein könne; denn, ob es gleich ganz klar schien, wenn man die Zeit, um welche Hanna Jones aus Kleinbaddington wegging, mit der Zeit ihrer Niederkunft zusammenhält, daß das Kind dort gezeugt sein müsse, so ist es doch noch keine notwendige Folge, daß eben Rebhuhn der Vater gewesen. Denn, andere Nebenumstände beiseite gesetzt, befand sich in demselben Hause ein Bursche von fast achtzehn Jahren, zwischen welchem und Hannchen genugsame Bekanntschaft obgewaltet hatte, um darauf einen nicht unvernünftigen Verdacht zu gründen; und doch, so blind ist Eifersucht! dieser Umstand kam dem tollen Weibe nicht ein einzigesmal in den Kopf.
    Ob Rebhuhn sein Vergehn, nach Herrn Alwerths gutem Rate, bereute oder nicht, das liegt im Dunkeln. Gewiß ist's, daß seiner Frau das Zeugnis, was sie wider ihn abgelegt hatte, herzlich leid that; besonders als sie fand, daß Jungfer Deborah sie betrogen hatte und sich weigerte, bei Herrn Alwerth ein gutes Wort für sie einzulegen. Indessen hatte sie etwas bessern Trost bei Madame Blifil gefunden, welche, wie der Leser gemerkt haben muß, ein viel [76] mitleidigeres Gemüt besaß, und es mit vieler Güte übernahm, bei ihrem Bruder zu bitten, daß er ihr den vorigen Jahrgehalt wieder bewilligen möchte. An welchem Mitleiden, obgleich Gutherzigkeit dabei ein wenig das ihrige thun mochte, doch eine viel stärkere und natürlichere Ursache den größten Teil hatte, wie aus dem nächsten Kapitel erhellen wird.
    Diese Fürbitten waren indes vergebens; denn obgleich Herr Alwerth nicht dachte wie einige neuere Schriftsteller, daß Gnade bloß in Bestrafung der Verbrecher bestehe, so war er doch ebenso weit entfernt, zu denken, es gezieme dieser vortrefflichen Eigenschaft besonders, ein Verbrechen, ohne irgend einige Ursache, aus bloßer Willkür, zu verzeihen. Der geringste Zweifel bei der Thatsache oder irgend ein mildernder Umstand wurden allemal in

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