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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Fitz Patrick ermangelte nicht, das Kompliment gehörig zu beantworten, welches die Frau von Bellaston ihrer Kousine gemacht hatte, begab sich nach einer kurzen unwesentlichen Konversation auf den Rückweg, verfügte sich, so behende als sie konnte und ungesehen von Sophie oder ihrer Kammerjungfer Honoria, in ihre Sänfte und ließ sich nach Hause tragen.

Viertes Kapitel.
    Besteht aus Besuchen.
     
    Herr Jones war während des ganzen Tages in der Gegend eines gewissen Hauses und im Angesicht einer gewissen Thüre herumgeschlendert. Und obgleich dieser Tag einer der kürzesten war, so schien er ihm doch einer der längsten im ganzen Jahre zu sein. Als endlich die Glocke fünf geschlagen hatte, ging er wieder hin zu Madame Fitz Patrick, welche, ob es gleich eine ganze Stunde zur wohlanständigen Besuchzeit zu früh war, ihn sehr höflich empfing, dabei aber beständig auf ihrer Unwissenheit in Ansehung Sophiens beharrte.
    Jones, wie er nach seinem Engel sich erkundigte, hatte sich das Wort Kousine entfallen lassen, worauf Madame Fitz Patrick sagte: »Sie wissen also, mein Herr, daß wir Verwandte sind? Diesem Verhältnis gemäß werden Sie mir das Recht einräumen, mich zu erkundigen, was für ein Geschäft Sie bei meiner Kousine auszurichten haben?« Hier stand Jones eine ziemliche Zeit bei sich an und besann sich, und antwortete endlich, er hätte eine ansehnliche Summe Geld in Händen, die ihr zugehörte und die er ihr zuzustellen wünschte. Er zog darauf das Taschenbuch hervor, benachrichtigte Madame Fitz Patrick von dem was es enthielte und von der Art und Weise, wie es in seine Hände gefallen wäre. Mit dieser Erzählung war er kaum zu Ende gelangt, als ein heftiges Getöse das ganze Haus erschütterte. Dieses Getöse denjenigen beschreiben zu wollen, die dergleichen gehört haben, wäre vergebens, und sich zu bestreben, denjenigen, die nichts Aehnliches gehört haben, davon eine richtige Idee zu geben, wäre noch vergeblicher, denn man kann mit Wahrheit sagen:
     
    – –
non acuta
    Sic geminant Corybantes aera;
     
    Cybeles Priester ließen nicht so laut ihre Cymbeln von Erz ertönen.
    [52] Kurz, ein Livree- Bedienter klopfte oder vielmehr donnerte an die Thüre. Jones ward ein wenig stutzig über das Toben, weil er dergleichen nie vorher gehört hatte; Madame Fitz Patrick aber sagte ganz gelassen zu ihm, weil eben einige Gesellschaft ankäme, so könne sie ihm jetzt keine Antwort geben, wenn es ihm aber gefällig wäre, so lange zu warten bis solche wieder weg wäre, so, ließ sie sich merken, hätte sie ihm wohl etwas zu sagen.
    Jetzt öffneten sich die Flügelthüren des Zimmers und die gnädige Frau von Bellaston, nachdem sie ihren weiten Reifrock seitwärts hereingeschoben, und erst eine sehr tiefe Verbeugung gegen Madame Fitz Patrick und hernach eine ebenso tiefe gegen Herrn Jones gemacht hatte, ward an der obern Seite des Zimmers aufs Kanapee zum Sitzen geführt.
    Wir erwähnen dieser kleinen Umstände so genau zum besten einiger Landdamen von unsrer Bekanntschaft, welche es wider die Regeln der Bescheidenheit halten, ihre Kniee vor einer Mannsperson zu beugen.
    Die Gesellschaft war kaum ruhig zum Sitzen gelangt, als die Ankunft einer kürzlich erwähnten Person, von den Ständen des Reichs, einen neuen Aufstand und eine Wiederholung der Zeremonien veranlaßte.
    Nachdem diese geendigt waren, begann die Konversation (wie der Ausdruck lautet) außerordentlich brillant zu werden. Weil dabei inzwischen nichts vorfiel, das dieser Geschichte wesentlich, oder auch nur eigentlich an sich selbst wesentlich gewesen wäre, so vermeide ichs etwas davon anzuführen, um so mehr da ich aus Erfahrung weiß, daß die feinste Konversation im Ton der großen Welt oft sehr platt ausfällt, wenn sie in Büchern nachgeschrieben oder auf der Schaubühne hergesagt wird. Wirklich besteht ein dergleichen Gastmahl des Geistes aus solchen Leckerbissen, welche diejenigen, so von vornehmen Assembleen ausgeschlossen sind, sich begnügen müssen, ebensowenig kennen lernen, als die verschiedenen Leckerbissen der hohen französischen Kochkunst, welche bloß auf die Tafeln der Großen aufgesetzt werden. Weil auch in der That alle beide nicht für Jedermanns Geschmack zugerichtet zu sein pflegen, so möchten sie auch wohl beide an den großen Haufen oft ebensogut als verschwendet sein.
    Der arme Jones war bei dieser eleganten Szene mehr Zuschauer als mitspielende Person, denn obgleich in der kurzen Zwischenzeit vor der Ankunft des

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