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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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und wenn Ihnen das im geringsten mißfällt, so werde ich mich, sobald ich nur kann, nach einem andern Quartier umsehen.« – »Es thut mir leid, Herr Jones, daß wir uns also trennen müssen,« sagte sie, »aber ich bin überzeugt, Herr von Alwerth selbst würde nicht über meine Schwelle kom men, wenn er nur den geringsten Verdacht hätte, daß ich so etwas in meinem Hause gestattete.« – »Nun wohl! Madame Miller, nun wohl!« sagte Jones. »Ich hoffe, mein lieber Herr Jones, Sie nehmen mir's nicht übel,« sagte sie, »denn ich möchte um alles in der Welt keinem von Herrn Alwerths Angehörigen etwas zuwider thun. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugethan, so ist mir diese Sache im Kopfe herumgegangen.« – »Es thut mir leid, daß ich Ihre Ruhe gestört habe, Madame!« sagte Jones. »Aber ich bitte nur, schicken Sie sogleich den Rebhuhn herauf.« Dies versprach sie zu thun und begab sich dann nach einer tiefen Verbeugung wieder weg.
    Sobald als Rebhuhn herauf kam, fiel ihn Jones mit einer entsetzlichen Heftigkeit an: »Wie oft soll ich für Seine Narrheit büßen, oder vielmehr für meine eigne, daß ich Ihn um mich behalte? Hat Er's denn ordentlich drauf angelegt, mich mit Seiner Zunge ins Verderben zu bringen?« – »Was hab' ich denn gethan, Herr?« fragte Rebhuhn ängstlich. – »Wer gab ihm die Erlaubnis von der Straßenräubergeschichte zu schwatzen, oder zu sagen, daß der Mann, den Er hier sah, der Thäter gewesen?« – »Das hätte ich gethan?« – »Nun, mach' Er's nur nicht noch ärger durch Leugnen,« sagte Jones. – »Wenn ich mir so was habe entfallen lassen,« antwortete Rebhuhn, »so versichre ich Sie doch, daß ich kein Arg dran hatte, denn ich hätte meinen Mund nicht aufgethan, wär's nicht gegen seine eigne Freund' und Verwandte gewesen, und die, dachte ich, würden's ja nicht weiter ausbringen.« – »Ich hab' aber auch noch eine weit wichtigere Klage über Ihn, als diese,« sagte Jones. »Wie hat Er sich, nach allen Warnungen, die ich Ihm gegeben, dennoch unterstehn können, den Namen Alwerth hier im Hause zu nennen?« Rebhuhn leugnete mit vielen Schwüren, daß er das gethan habe. – »Wie hätte sonst,« sagte Jones, »Madame Miller erfahren können, daß er mich und ich ihn etwas anginge? Und eben diesen Augenblick hat sie mir gesagt, daß sie mich um seinetwillen hochschätzte.« – »O, lieber Gott, Herr!« sagte Rebhuhn, »wenn Sie mich nur wollen ausreden lassen, so sollen Sie sehn, wie unglücklich alles gekommen ist. Hören Sie mich nur aus, so werden Sie sehn, wie unrecht Sie mich beschuldigen. Als Mamsell Honoria gestern abend wieder weggehn wollte, begegnete sie mir auf der Flur und fragte mich, ob meine Herrschaft Briefe von Herrn Alwerth hätte, und es ist wahr, Madame Miller hörte alles, Wort für Wort, und den Augenblick als Mamsell Honoria fort war, ließ sie mich in ihre Stube kommen. Herr Rebhuhn, sagte sie, was für ein Herr Alwerth ist das, von dem die Mamsell sprach? Ist es der große Herr von Alwerth in Sommersetshire? – Auf mein Wort, Madame, sagt' ich, ich weiß nichts davon! – Ihr Herr ist doch nicht gar der Herr Jones, von dem Herr von Alwerth so oft mit [102] mir gesprochen hat? – Auf mein Wort, Madame, sagt' ich, ich weiß gar nichts davon! – Nun dann, sagte sie zu ihrer Tochter Nanette, so wahr wie der treue Eckhard, dies ist der junge Mann leibhaftig, ganz so wie ihn Herr von Alwerth beschrieben hat. Gott im Himmel weiß, wer's ihr gesagt hat, denn ich will der ärgste Schurke sein, der nur jemals auf zwei Beinen gestanden hat, wenn es aus meinem Munde gekommen ist. Sie können sich drauf verlassen, Herr, ich weiß ein Geheimnis zu verwahren, wenn man's von mir verlangt. Ich habe wirklich so wenig die Sache von Herrn Alwerth gesagt, daß ich sogar das pure Kontrarium gesagt habe, denn ob ich's gleich nicht auf der Stelle widersprach und besserer Rat, wie man sagt, kommt über Nacht, so fiel mir's ein, daß jemand geträtscht haben müßte, und so dacht' ich bei mir selbst, ich will der Geschichte ein Ende machen, und so ging ich wieder hin in die Stube, ein Weilchen nachher, und sagt' auf mein Wort, sag' ich, wer Ihnen gesagt hat, daß dieser Herr der Herr Jones ist, das heißt, sagt' ich, daß dieser Herr Jones der andre Herr Jones ist, der hat Ihnen eine schändliche Lüge g'sagt, und ich bitte Sie, sagt' ich lass'n Sie sich doch von so was ja nichts merken, sagt' ich; denn mein Herr, sagt' ich, wird denken, ich müßt' es Ihn'n gesagt

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