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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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denn, weil sie die zärtlichste Neigung zu Ihrem Fräulein Tochter hegen, so wären Sie, mein Herr, die letzte Person auf dem Erdboden, an welchen dieselben eine Beleidigung ahnden möchten, und ein Glück ist es für Sie alle [177] beide, daß der Herr Graf bereits so öffentlich bekannte Beweise von seiner Herzhaftigkeit gegeben hat, die ihn instandsetzen, eine Beleidigung von dieser Art so ungerächt hingehn zu lassen, ohne seine Ehre dadurch in üble Nachrede zu bringen. Deswegen besteht alles, was er verlangt, bloß darin, daß Sie mir gewissermaßen ein Geständnis thun; das glimpflichste von der Welt soll angenommen werden, und dann sind Se. Hochgräfliche Gnaden gesonnen, Ihnen heute nachmittag Dero Respekt zu bezeigen, in der Hinsicht, Ihre Erlaubnis zu erhalten, die junge Dame, Ihr Fräulein Tochter, auf den Fuß eines Liebhabers besuchen zu dürfen.«
    »Ich versteh' nicht so recht, was Sie sagen wollen, mein Herr,« sagte der Junker, »aber aus dem, was Sie so von mein'r Tochter sagen, mag's wohl sein, dünkt mir, daß Ihr Hochgeborner der Herr Graf ist, von dem mir mein' Kousine, Frau von Bellaston, so was erwähnt hat und so was von Werbung um meine Tochter sagte. Wenn nun, so gleichsam sozusagen, das so wäre – so können Sie nur dem Höchstgebornen Herrn Grafen meine Dienste zuvor vermelden und sagen, das Mädchen wär schon versagt.«
    »Vielleicht, mein Herr,« sagte der Offizier, »sind Sie von der Größe dieses Anerbietens nicht hinlänglich unterrichtet. Ich sollte glauben, eine solche Person von solchem hohen Stande und so großem Reichtume würde nirgendwo eine abschlägige Antwort erhalten.«
    »Sehn Sie, Herr!« antwortete der Junker, »ganz treuherzig zu sagen, meine Tochter ist schon versprochen; aber wenn das auch nicht wär', so gäb' ich sie doch kein'm Grafen, und wär' er noch so hochgebor'n. Ich hasse alle die hoh'n Herrn; 's ist ein Rudel Hofschranzen und die meiste sind ausländsche Leut, und 'ch will nichts mit'n zu thun haben!«
    »Wohl, mein hochgeehrter Herr,« sagte der Offizier; »wenn Ihre Entschließung also beschaffen ist, so enthält die Botschaft, die ich Ihnen von Sr. Hochgräflichen Gnaden zu überbringen habe, daß solche um die Ehre Ihrer Gesellschaft ersuchen, und zwar noch heute vormittag im Hyde Park.«
    »Sie können nur 'm Grafen sagen,« antwortete der Junker, »daß ich was zu thun habe und nicht kommen kann. Ich habe gnug und satt im Hause zu schaffen und kann nicht ausgehn, wenn 'ch auch ich weiß nicht was zu holen wüßte.«
    »Ich bin versichert, mein hochgeehrter Herr,« erwiderte der andre, »Sie sind ein viel zu braver Kavalier, eine solche Antwort zurückzusenden. Sie werden nicht, des bin ich gewiß, von sich gesagt sein lassen, daß Sie einem Pair des Reichs, nachdem Sie ihm an die Ehre gegriffen, die gebührende Satisfaktion versagt hätten. Se. Hochgeborn hätten gerne, aus sonderbarer Hochachtung für die junge Dame, die Sache auf eine andre Art beilegen wollen. Aber es sei denn, daß er Sie als Vater betrachten darf, sonst leidet seine Ehre es nicht, einen solchen Schimpf einzustecken, als Sie, wie Sie wohl wissen müssen, ihm zufügen wollen.«
    »Ich ihm zufügen wollen?« schrie der Junker; »'s ist 'ne vermaledeite Lüge. Ich hab'n niemals was zufügen wollen.«
    [178] Auf diese Worte, worunter das Wort Lüge für einen Briten besonders ganz unverdaulich war, erwiderte der Offizier einen sehr kurzen mündlichen Verweis, und diesen begleitete er zu gleicher Zeit mit einigen fühlbaren Zurechtweisungen, welche nicht so bald die Ohren des Herrn Western berührten, als der würdige Junker sehr rasch im Zimmer herumzuhüpfen begann und dabei aus allen Kräften blöckte, als ob er eine größere Anzahl von Zuschauern herbeirufen wollte, die seine Gewandtheit mit ansehn möchten.
    Der Pfarrer, der mit seinem Frühstück noch lange nicht fertig geworden war, hatte sich nicht weit entfernt; er eilte also ungesäumt auf des Junkers Schreien herbei und rief: »Um's Himmels willen! Junker, was gibt's hier?« – »Was 's gibt?« versetzte der Junker, »da ist'n Straßenräuber, glaub' ich, der mich bestehlen will und morden. Denn 'r ist über mich herg'fall'n, mit dem Prügel da, den 'r in der Hand hält, da ich doch vermaledeit sein will, wenn 'ch 'n nur ein Duwort g'sagt hab.«
    »Was, Herr,« sagte der Offizier, »sagten Sie nicht, ich löge?«
    »Nein, so wahr 'ch selig zu werden denke!« antwortete der Junker. »Ich glaub' ich mag gesagt hab'n

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