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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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– 's wär' 'ne Lüge, daß ich dem Grafen hätt 'n Schimpf anthun woll'n. Aber aus mein'm Maul ist das Wort nicht gekommen: Sie lügen! Ich weiß besser, was 'ch thue, und der Herr hätt' auch besser wiss'n soll'n, was er thät, als über'n nackten Mann herzufallen. Wenn ich 'n Prügel in der Hand gehabt hätte, sollt'st dich's mal unterstand'n hab'n mich zu schlag'n, 'ch hätt' dich wichs'n woll'n, daß dir die Backenknochen hätt'n soll'n um d' Ohren fliegen, wie Dreschkaff! Komm 'runter in'n Hoff, gleich! 'ch will 'n Gang auf Faustkeule mit 'r thun, um 'n paar Löcher im Kopf; so will 'ch! Oder 'ch will in 'ne nackte Kammer mit 'r gehn, und 'r 'n Panzen voll boxen, das d'r von nachzusag'n hab'n sollst. Bist nur 'n Matzpump von Kerl, bist du nur! Sieh, das sag' ich!«
    Der Offizier erwiderte mit einiger Verachtung: »Ich seh', Herr, Sie sind nicht wert, daß ich mich mit Ihnen einlasse, und ich werde dem Grafen sagen, daß Sie's für ihn nicht wert sind. Mir thut's leid, daß ich an Ihnen meine Finger besudelt habe!« Mit welchen Worten er von dannen ging. Der Pfarrer verhinderte dabei den Junker, daß er ihm nicht nachliefe, womit er denn auch eben nicht viel Mühe hatte, weil der andre, ob er sich gleich ein wenig sträubte, doch nicht gar zu heftig darauf erpicht zu sein schien. Inzwischen schickte der Junker, als der Offizier fort war, manchen Fluch und manche Drohung hinter ihm her; weil ihm solche aber nicht eher über die Lippen gingen, als bis der Offizier die Treppen hinunter war, und nur immer lauter und lauter wurden, sowie jener sich weiter und weiter entfernte, so kamen sie ihm nicht zu Ohren, oder hinderten ihn wenigstens nicht am weggehn.
    Die arme Sophie indessen, welche in ihrem Gefangenenzimmer ihres Vaters Geschrei von Anfang bis Ende mit anhörte, begann nun erst mit dem Fuße zu donnern, und hernach ebenso laut zu schreien, als der alte Herr vorher gethan hatte, obgleich mit einer [179] viel wohlklingendern Stimme. Dies Geschrei brachte den Junker sehr bald zum Schweigen und zog alle seine Aufmerksamkeit auf seine Tochter, welche er so inniglich liebte, daß die geringste Besorgnis, es möchte ihr was zugestoßen sein, ihn gleich in Angst und Schrecken setzte. Denn, den einzigen Umstand ausgenommen, wobei es auf die ganze künftige Glückseligkeit ihres Lebens ankam, standen alle seine Neigungen unter ihrer unumschränkten Gewalt.
    Nachdem er alle seine Wut hinter dem Offizier herausgelassen und geschworen hatte, er wolle ihn vor Gericht ziehen, ging endlich der Junker hinauf zu Sophie, welche er, sobald er die Thüre aufgeschlossen und aufgemacht hatte, ganz blaß und außer Atem fand. Indessen faßte sie den Augenblick, als sie ihren Vater sah, alle ihre Kräfte zusammen und rief, indem sie ihn bei der Hand faßte, mit innigster Bewegung: »O liebster Papa, ich bin fast des Todes vor Schrecken! Ich hoffe zum Himmel, daß Ihnen doch kein Leids widerfahren ist.« – »Nä, nä!« rief der Junker, »viel Leids eben nicht. Der Schurke hat mir eben nicht viel gethan; aber Ohrfeigen will 'ch hab'n, wenn 'ch 'n nicht zitieren lasse,« – »O liebster Papa, ich bitte,« sagte sie, »erzählen Sie mir doch, was war 's denn? wer ist es, der Sie angefallen hat?« – »Dem Namen von 'm weiß 'ch nicht,« antwortete Western. »So 'n Offizierkerl, glaub' ich, die wir dafür bezahlen müssen, daß s' uns schlag'n. Aber diese Prügelei soll 'r teuer genug bezahlen, wenn 'r was hat, wie 'ch wohl nicht glaube, daß er hat. Denn obschons er so fein herausstaffiert war, so zweifl' ich doch, daß er 'n fußbreit Land auf Gottes Erdboden sein nenn'n kann.« – »Aber, liebster Papa,« sagte sie, »worüber kam denn der Streit her?« – »Worüber sollt'r herkommen,« antwortete der Junker, »als über dich, Fiekchen? Worüber sonst kommt all' mein Kreuz und Leiden her, Fiekchen? Du wirst deinen armen Vater noch unter d' Erde bringen! Da ist n' Laff' vom Grafen, Gott weiß wer 'r ist! der hat Lust zu dir gekriegt, und weil 'ch 'n nicht mein Jawort geben wollt', so läßt er mich 'raus fordern. Komm, sei 'n fromm Kind, Fiekchen, und mach dem Kreuz deines Vaters 'n Ende. Nu, komm! thu's doch! Sag' ja, willst 'n hab'n! Er wird in 'r Stadt sein, heut' noch, od'r morgen, versprich mir nur, daß du 'n nehm'n willst, sobald 'r kömmt, so machst du mich zum glücklichsten Mann in 'r Welt, und ich 'll dich zur glücklichsten Frau mach'n. Sollst die schönsten Kleider haben, die in der ganzen Stadt zu krieg'n sind,

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