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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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eine schmähliche Weise aus der Welt zu gehen. Ein Gedanke, der ihm großen Kummer machte, denn Jakob war von sehr mitleidigem Gemüte, und ungeachtet er der zu mächtigen Versuchung [252] erlegen war, der Freundschaft einen kleinen Hieb zu versetzen, so war er doch im Grunde nicht unempfindlich gegen die Wohlthaten, die er ehedem von Herrn Jones genossen hatte.
    Der arme Kerl konnte sich bei dem gegenwärtigen Anblicke kaum einer Thräne enthalten. Er sagte dem Herrn Jones, sein Unglück ginge ihm herzlich nahe und bat ihn, sich zu besinnen, ob er ihm nicht in irgend etwas zu Diensten sein könnte. »Vielleicht, lieber Herr,« sagte er, »können Sie jetzund in Ihren Umständen ein bischen Geld nötig haben, wenn's so ist, Herr, so steht das bischen, was ich habe, von Herzen gern zu Diensten.«
    Jones schüttelte ihm ganz herzlich die Hand und sagte ihm vielen Dank für sein gütiges Anerbieten, antwortete aber, daß er keineswegs Mangel leide. Worauf denn Jakob seine Dienste noch dringender antrug als zuvor. Jones dankte ihm abermals mit der Versicherung, daß es ihm an nichts fehle, was in der Gewalt eines lebendigen Menschen stünde, ihm zu geben. »Komm, komm! lieber Herr,« antwortete Jakob, »lassen Sie sich die Sache nicht so arg zu Herzen gehen. Wer weiß? 's kann noch all's besser gehn als Sie glauben. Sie sind ja vorm Henker nicht der erste Edelmann, der seinen Mann erstochen hat und doch ganz gut weggekommen ist.« – »Sie sind weit aus der Kehr, Herr Seegrim,« sagte Rebhuhn, »der Herr ist nicht tot und wird auch wohl nicht dran sterben. Lassen Sie mein'n Herrn nur jetzund zufrieden, denn es geht ihm ganz was anders im Kopfe herum, worin Sie ihm gar nichts helfen können.« – »Wer weiß was ich kann, Herr Rebhuhn!« antwortete Jakob. »Wenn's was ist, was mein junges Fräulein angeht, was ihm im Kopfe liegt, so kann ich Herrn Jones wohl was erzählen.« – »Was sagt Er da, guter Jakob?« sagte Herr Jones. »Hat sich neulich etwas zugetragen, das meine Sophie angeht? Meine Sophie! Wie kann ein so unseliger Mensch so entheiligend von ihr sprechen?« – »Ich hoffe, sie soll immer noch die Ihrige werden,« antwortete der Wildmeister. »Und ja freilich kann ich Ihnen was von ihr erzählen. Mein's gnädigen Herrn seine Schwester hat eben das junge Fräulein wieder nach unsrem Hause gebracht und es hat ein groß Spektakel gegeben. Ich konnt' nicht eigentlich erfahren, was so recht vorging, aber unser Junker tobte und lärmte vor Bosheit und die alte Fröln ebenfalls, und ich hört' ihr sagen, als sie aus der Thür nach ihrem Schillerhause ging, worin sie sie wegtrugen, daß sie in ihrem Leben keinen Fuß wieder in unser Haus setzen wollte. Ich weiß nicht, was 's gesetzt haben mag, aber als ich herausging war's schon alles ganz still und ruhig wieder, Konrad aber, der beim Abendessen aufgewartet hat, sagte, er hätte in lieber langer Zeit nicht gesehn, daß sich der Junker solange mit 'm jungen Fräulein so friedlich und freundlich vertragen hätt'. Er sagt, er hab' ihr mehr als einmal um den Hals gefallen und hätt' sie geküßt und gesagt und geschworen – sie sollte alles thun was sie selbst wollte und er wollte sie sein Lebtage nicht wieder aufs Zimmer verschließen. – Ich dachte, das würde Ihnen lieb zu hören sein, und drum schlich ich mich aus 'm Hause, so spät es auch [253] war, ums Ihnen zu erzählen.« Herr Jones versicherte den Wildmeister, daß es ihm ein großes Vergnügen mache, denn ob er sich's gleich nicht weiter unterstehen würde, seine Augen bis zu dem unvergleichlichen Geschöpfe emporzuheben, so könnte doch nichts sein Unglück so sehr erleichtern, als die Zufriedenheit, die er allemal darüber empfinden würde, wenn er hörte, daß es dem Fräulein wohl gienge.
    Das übrige, was noch bei diesem Besuche gesprochen wurde, ist nicht wichtig genug, um es hier anzuführen. Der Leser wird es uns also verzeihen, daß wir kurz abbrechen, und sich gefallen lassen, zu vernehmen, woher dieses große Wohlbehagen des Junkers an seiner Tochter entstanden sei.
    Ihro Hochwohlgeboren Gnaden, Fräulein Tante von Western, begannen bei Dero erstem Eintritt in ihres Bruders Wohnung die hohe Ehre und großen Vorteile herauszustreichen, welche der Familie aus der Verbindung mit dem hochgeborenen Herrn Reichsgrafen erwachsen würden, die ihre Nichte so platterdings ausgeschlagen hätte. Da nun der Junker hierbei die Partie seiner Tochter nahm, so geriet sie augenblicklich darüber in den

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