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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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das Fräulein hatte ihr eigenes Stubenmädchen schon vor drei Monaten aus dem Dienste geschafft, während welcher Zeit ich ihre Stelle vertreten mußte, zur Probe, wie sie damals sagte, ob ich gleich, wie sie nachmals erklärte, zu solchen Verrichtungen nicht Geschick genug hätte. Dieses und dergleichen Dinge mehr, die sie von mir zu sagen pflegte, wurden deswegen ausgestreut, um allem Verdachte vorzubeugen, welchen die Jungfer Wilkins hernachmals schöpfen möchte, denn sie dachte, man würde niemals glauben, sie könne ein Mädchen vor den Kopf stoßen wollen, wenn sie ihm ein solches Geheimnis anvertraut hätte. Sie können leicht denken, Herr von Alwerth, daß ich für diese Herabwürdigungen ganz gut bezahlt ward; mit welcher Bezahlung ich dann, zumal da mir die wahren Ursachen davon entdeckt wurden, ganz wohl zufrieden war. In der That nahm sich das Fräulein mehr in acht vor der Jungfer Wilkins, als vor sonst jemanden; nicht, als ob sie diese Jungfer nicht hätte ganz gut leiden können, sondern, weil sie solche für unfähig hielt, ein Geheimnis zu verschweigen, besonders vor Ihnen, Herr von Alwerth. Denn ich habe das Fräulein Brigitta oft sagen gehört: wenn die Wilkins einen Mord begangen hätte, so glaubte sie, würde sie's Ihnen sagen. Endlich kam der erwartete Tag heran, und Jungfer Wilkins, die sich schon eine Woche reisefertig gehalten, aber immer unter einem oder dem andern Vorwande aufgehalten war, damit sie nicht zu früh wiederkommen möchte, wurde abgefertigt. Das Kind war dann bloß in meiner und meiner Mutter Beisein geboren und von meiner Mutter mit nach unserm Hause [273] genommen, wo es heimlich verborgen gehalten wurde, bis an den Abend, da Sie wieder kamen, da ich es, auf Geheiß des Fräuleins Brigitta, in Ihr Bette legen mußte, wo Sie es fanden. Und aller Verdacht ward hernach durch das künstliche Benehmen Ihres Fräuleins Schwester aus dem Wege geräumt; indem sie that, als ob sie dem Knaben nicht gut wäre, und daß es bloß aus Gefälligkeit gegen Sie geschähe, wenn sie ihn einigermaßen liebreich behandle.« Madame Waters bekräftigte hierauf die Wahrheit dieser Geschichte durch manche Beteurungen, und schloß damit, daß sie sagte: »Solchergestalt, mein hochgeehrtester Herr von Alwerth, habe ich Ihnen endlich einen Neffen entdeckt: denn ich weiß gewiß, Sie werden ihn inskünftige dafür erkennen, und ich zweifle nicht, er werde Ihnen unter dieser Benennung Ehre und Freude machen.« »Madame,« sagte Alwerth, »ich habe wohl nicht nötig Ihnen zu sagen, wie sehr ich über das, was Sie mir erzählt haben, erstaunt bin; und dennoch würden Sie so manche Umstände, um eine Unwahrheit wahrscheinlich zu machen, nicht haben zusammensetzen wollen, und auch nicht können. Ich gestehe, daß ich mich in Absicht auf diesen Sommer einiger Vorgänge erinnre, die mir die Meinung beibrachten, daß meine Schwester einige Neigung auf ihn geworfen hätte. Ich sagte ihr etwas davon: denn ich hatte eine solche Achtung für diesen jungen Mann, sowohl seiner selbst, als seines Vaters wegen, daß ich zu einer Verbindung unter ihnen gern meine Einwilligung gegeben hätte. Sie nahm mir aber meine Vermutung oder Verdacht, wie sie es nannte, so übel, daß ich hernach weiter nichts davon sprach. Gütiger Himmel! Jedoch, ohne Gottes Willen geschieht nichts! – Und bei alledem war es unverantwortlich von meiner Schwester gehandelt, daß sie dies Geheimnis mit sich aus der Welt nahm.« – »Ich kann Sie versichern, Herr von Alwerth,« sagte Madame Waters, »daß sie immer das Gegenteil willens gewesen ist, und mir oft gesagt hat, ihr Vorsatz sei, es Ihnen eines Tages zu entdecken. Sie sagte in der That, es freue sie herzlich, daß ihr Plan ihr so glücklich gelungen wäre und daß Sie von selbst ein solches Behagen an dem Kinde gefunden hätten, wodurch es bis dahin noch nicht nötig sei, eine ausdrückliche Entdeckung zu machen. O, teuerster Herr von Alwerth, hätte diese Dame es erlebt, zu sehen, wie dieser arme Jüngling, gleich einem Landstreicher, aus Ihrem Hause verstoßen wurde; oder hätte sie es sogar erlebt, zu hören, daß Sie selbst einen Advokaten dazu brauchten, ihn wegen einer Mordthat vor Gericht zu verfolgen, an der er unschuldig war! – Verzeihen Sie es mir, Herr von Alwerth, daß ich es sagen muß, es war ungütig. In der That, man muß Sie hintergangen haben mit falschen Nachrichten. Er hat das niemals um Sie verdient!« – »In der That, Madame,« sagte Alwerth, »Sie selbst sind

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