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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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viel zu verantworten hat.« – »Es thut mir leid, Madame,« sagte Alwerth, »daß Sie einen so üblen Gebrauch von Ihrer Gelehrsamkeit machen; Es wäre wirklich besser gewesen, wenn Sie entweder weit tiefer studiert hätten, oder in einem Stande der völligen Unwissenheit geblieben wären. Und dennoch, Madame, besorge ich, daß Sie mehr als diese Sünde zu verantworten haben.« – »So lange er lebte,« antwortete sie, »welches über ein Dutzend Jahre dauerte, kann ich [277] Sie aufs feierlichste versichern, hatte ich dergleichen nicht, und ich bitte Sie, teuerster Herr von Alwerth; lassen Sie mir den Gedanken zu statten kommen: Steht es in der Macht eines Frauenzimmers, das seinen guten Namen verloren hat und von allen Hilfsmitteln entblößt ist, ob die gutherzige Welt ein solches verirrtes Schaf wieder auf den Weg der Tugend gehen lassen will, wenn sie auch selbst es noch so herzlich wünscht? Ich beteure es Ihnen, ich würde diesen Weg gewählt haben, wenn es in meinem Vermögen gestanden hätte. Aber die Not trieb mich in die Arme des Kapitän Waters, mit dem ich, obgleich ebenfalls ungetraut, manche Jahre als Ehefrau lebte, und auch seinen Namen führte. Mit diesem Kapitän ging ich auf seinem Marsch gegen die Rebellen mit bis nach Worcester: und hier war es, wo ich zufälligerweise mit Herrn Jones bekannt wurde, der mich aus den Händen eines Bösewichts erlöste. In der That, er ist der würdigste Mensch! Kein junger Herr seines Alters ist, glaube ich, freier von Lastern, und wenige haben nur den zwanzigsten Teil seiner Tugenden; ja, was er auch für Schwachheiten begangen haben mag, so bin ich doch fest überzeugt, er hat jetzt den Entschluß gefaßt, sie abzulegen.«
    »Ich hoffe, daß er den Entschluß gefaßt hat,« sagte Alwerth, »und hoffe, daß er ihm getreu bleiben werde. Ich muß auch sagen, daß ich noch eben dieselbe Hoffnung in Ansehung Ihrer selbst hege. Die Welt, ich geb' es Ihnen zu, ist bei solchen Gelegenheiten freilich fast zu hartherzig; aber Zeit und Beständigkeit können diese ihre Abneigung vom Mitleiden, wie ich es nennen möchte, überwinden; denn ob sie gleich nicht, wie der Himmel, die Hände nach einem bußfertigen Sünder ausstreckt, so erhält doch am Ende eine beharrliche Reue selbst von der Welt Vergebung. Davon wenigstens können Sie sich versichert halten, Madame Waters, daß, wofern ich finde, daß Ihnen Ihr guter Vorsatz ein wahrer Ernst sei, es Ihnen an keinem Beistande fehlen soll, der nur in meinem Vermögen steht, um solchen wirklich ins Werk zu setzen.«
    Hier fiel Madame Waters vor ihm auf ihre Kniee und sagte ihm, unter einer Thränenflut, den gerührtesten Dank für seine Güte, welche, wie sie richtig anmerkte, mehr der himmlischen, als der menschlichen Natur angemessen wäre.
    Alwerth hob sie auf und sprach ihr zu, auf die mildeste Weise, indem er sich solcher Ausdrücke bediente, die ihm nur sein liebreiches Herz an die Hand geben konnte, um sie zu trösten, als er darin durch die Ankunft des Herrn Dowling unterbrochen wurde, der, als er bei seinem Hereintritt Madame Waters sah, stutzte und in einige Verwirrung zu geraten schien. Er faßte sich indessen wieder so bald und so gut er konnte, und sagte dann, er habe die höchste Eile, um sich bei einer juristischen Konsultation in Herrn Westerns Hause einzufinden; indessen habe er es doch für seine Pflicht gehalten, beim Herrn von Alwerth vorzusprechen und ihn von der Meinung der Rechtsgelehrten über den Rechtsfall zu benachrichtigen, den er ihm vorhin vorgelegt hätte, daß die Erstattung des Geldes in diesem Falle zwar nicht in Zweifel gezogen werden könnte, daß [278] sich aber der Beklagte mit der Einwendung verteidigen könnte, er habe es gefunden, und wenn hernach vor Gericht bewiesen werden könnte, daß das Geld dem Kläger gehöre, so würde allerdings ein Urteil für den Kläger gefunden werden.
    Alwerth, ohne hierauf ein Wort zu antworten, schloß die Thüre ab, ging dann mit einem drohenden Blicke auf Dowling zu und sagte: »Sie mögen so eilig sein, Herr, wie Sie wollen, so müssen Sie mir erst ein paar Fragen beantworten. Kennen Sie hier dies Frauenzimmer?« – »Dies Frauenzimmer! Herr von Alwerth?« antwortete Dowling mit großer Verlegenheit. Hierauf sagte Alwerth mit sehr feierlicher Stimme zu ihm: »Sehen Sie, Herr Dowling, wofern Ihnen an meiner Gewogenheit oder auch nur daran gelegen ist, einen Augenblick länger in meinem Dienst zu bleiben, so antworten Sie mir geradezu und ohne

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