Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
Vom Netzwerk:
Umschweif; ich sag' es noch einmal, antworten Sie mir grade und wahr auf jede Frage, die ich Ihnen vorlege: – Kennen Sie hier dies Frauenzimmer?« – »Ja, Herr!« sagte Dowling. »Ich habe die Dame gesehen.« – »Wo, Herr?« – »In ihrer Wohnung.« – »Was hatten Sie bei ihr zu verrichten, Herr, und wer sandte Sie hin?« – »Ich ging hin, mich nach des Herrn Jones Sachen zu erkundigen.« – »Und wer sandte Sie hin, sich darnach zu erkundigen?« – »Wer? Herr Alwerth? Nun! Herr, Ihr Herr Neffe sandte mich hin.« – »Und was sagten Sie zu dieser Dame in bezug auf jene Sache?« – »Ja nun, Herr von Alwerth! Es ist unmöglich, sich genau auf jedes Wort zu besinnen.« – »Wollten Sie wohl die Gewogenheit haben, Madame, dem Gedächtnisse dieses Herrn zu Hilfe zu kommen?« – »Er sagte mir, Herr von Alwerth«, antwortete Madame Waters, »daß, wenn Herr Jones meinen Ehemann erstochen hätte, man mir mit allem benötigten Gelde beistehn wollte, um ihn gerichtlich zu verfolgen; und zwar wäre ein sehr würdiger Herr hierzu erbötig, der sehr wohl wüßte, mit was für einem schändlichen Bösewicht ich es zu thun habe. Dies waren, ich kann es mit gutem Gewissen beschwören, die eigentlichen Worte, die er zu mir sagte.« – »Waren dies Ihre Worte, Herr?« fragte Alwerth. – »Ich kann mich nicht so genau auf mein Gedächtnis verlassen«, antwortete Dowling; »aber ich glaube, daß ich so ungefähr dergleichen gesagt habe.« – »Und gab Ihnen mein Neffe Blifil Ordre, dies zu sagen?« – »O, gewiß, Herr von Alwerth! Aus meinem eignen Antrieb würd' ich nicht hingegangen sein; und wissentlich würd' ich auch meinen gemessenen Auftrag in solchen Dingen nicht überschreiten. Wenn ich so gesagt habe, so muß ich auch Herrn Blifils Instruktion so verstanden haben.« – »Nun sehen Sie, Herr Dowling«, sagte Alwerth, »ich verspreche Ihnen hier in Gegenwart dieses Frauenzimmers, daß ich Ihnen das, was Sie in dieser Sache auf Blifils Ordre gethan haben, verzeihen will; aber nur auf die Bedingung, daß Sie mir jetzt die reine Wahrheit sagen. Denn ich glaube Ihnen insofern, daß Sie in dieser Sache nicht aus eignem Antrieb und ohne ordentlichen Auftrag gehandelt haben würden. – Mein Neffe Blifil schickte Sie also auch, die beiden Werber in Aldersgate zu examinieren?« – »So that er, mein [279] Herr.« – »Wohl! und was für Instruktion gab er Ihnen dann? besinnen Sie sich so gut Sie können, und sagen mir so genau als möglich die eigentlichen Worte, deren er sich bediente.« – »Ja, nun! Herr Blifil sandte mich hin, die Leute ausfindig zu machen, welche von diesem Zweikampfe Augenzeugen gewesen wären. Er sagte, er fürchte, sie möchten vom Herrn Jones, oder von seinen Freunden bestochen werden. Er sagte, Blut verlange Blut; und daß nicht allein alle diejenigen, welche irgend etwas unterließen, was in ihrem Vermögen stünde, einen Mörder zur Strafe zu ziehen, sich seiner Blutschuld mit teilhaftig machten. Er sagte, er fände, Sie selbst wünschten sehr, daß der Bösewicht seine Strafe bekäme, ob es gleich nicht schicklich wäre, daß es davon den Anschein hätte!« – »Das sagte er?« rief Alwerth. – »Ja Herr, das that er!« erwiderte Dowling. »Ich wäre gewiß keinem Menschen zu gefallen in dieser Sache auch soweit gegangen; das glauben Sie mir, wenn es nicht aus Achtung für Sie selbst gewesen wäre.« – »Wie weit gingen Sie, Herr«, sagte Alwerth. – »Nun, Herr«, antwortete Dowling, »ich bitte, daß Eure Gnaden nicht glauben mögen, ich wäre der Mann, der aus irgend einiger Rücksicht schuld an einer Bestechung oder einem Meineide sein möchte! Aber es gibt zweierlei Art und Wege, ein Zeugnis abzulegen. Ich sagte den Leuten also, daß wofern ihnen ein Anerbieten von der andern Seite geschehen sollte, so möchten sie es nicht annehmen und könnten sie sich sicher drauf verlassen, daß sie nichts dabei verlieren sollten, wenn sie ehrliche Kerle wären und die Wahrheit sagten. Ich sagte ihnen ferner, wir hätten er fahren, daß Herr Jones den andern Herrn zuerst überfallen hätte, und wenn das die Wahrheit wäre, so sollten sie es bezeugen; und dabei ließ ich ihnen merken, daß es ihr Schade nicht sein sollte.« – »Ich sehe freilich, daß Sie sehr weit gegangen sind, wahrhaftig«, rief Alwerth. – »Ja nun, Herr!« antwortete Dowling, »ich habe doch gewiß von den Kerln nicht verlangt, daß sie ein falsches Zeugnis ablegen sollten, und ich hätte auch gewiß nicht

Weitere Kostenlose Bücher