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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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erfolgte ein Stillschweigen von ein paar Minuten, während welcher das Fräulein, das von dem Vater auf diesen Besuch vorbereitet war, mit dem Fächer spielte und alle Merkmale der Verwirrung zeigte, sowohl in ihren Mienen, als im übrigen Betragen. Endlich begann Alwerth, der selbst ein wenig außer Fassung war, folgendermaßen: »Ich fürchte, mein liebes Fräulein von Western, meine Familie hat Ihnen viele Unruhe verursacht, und ich besorge auch, daß ich selbst unschuldigerweise mehr dazu beigetragen habe, als meine Absicht war. Seien Sie versichert, bestes Fräulein, hätte ich gewußt, wie unangenehm der Vorschlag war, ich würd' es nicht gelitten haben, daß man Sie solange damit verfolgt hätte. Ich hoffe also, Sie werden nicht glauben, daß mein Vorsatz bei diesem Besuche sei, Sie noch mit fernerm Anhalten in dieser Sache zu behelligen, sondern einzig nur, um Sie davon zu befreien.«
    »O, Herr Alwerth,« sagte Sophie mit einer kleinen bescheidenen Aengstlichkeit, »dies Betragen ist sehr gütig und großmütig, und so wie ich es nur allein von Herrn von Alwerth erwarten konnte. Da Sie aber so gütig gewesen sind, dieser Sache zu erwähnen, so werden Sie mir verzeihn, wenn ich sage, daß sie mir [283] wirklich vielen Kummer gemacht hat und die Veranlassung gewesen ist, daß ich sehr harte Begegnungen von einem Vater habe erleiden müssen, welcher bis zu dieser unglücklichen Affaire der zärtlichste, liebreichste von allen Vätern war. Ich bin überzeugt, Sie, mein teuerster Herr Alwerth, sind zu gütig, zu großmütig, um mir deswegen feind zu werden, daß ich Ihrem Neffen meine Hand habe versagen müssen. Unsre Herzen stehn nicht immer in unsrer Gewalt; und so groß auch seine Verdienste sein mögen, so kann ich das meinige nicht zwingen, ihn zu lieben.« – »Ich versichre Sie, liebenswürdigstes Fräulein,« sagte Alwerth, »ich bin einer solchen Feindschaft nicht fähig, wäre auch die Person mein leiblicher Sohn gewesen, und hätt' ich auch die größte Hochachtung für ihn gehabt. Denn Sie sagen ganz richtig, bestes Fräulein, man kann sein eignes Herz nicht zwingen; viel weniger läßt es sich von andern Gesetze vorschreiben.« – »O, teuerster Herr Alwerth«, antwortete Sophie, »jedes Wort aus Ihrem Munde beweist, daß Sie den edlen, großen, den menschenfreundlichen Charakter verdienen, den Ihnen alle Welt beilegt. Ich versichre Sie, nichts geringeres, als die gewisse Aussicht auf künftiges Elend, hätte mich dahin bringen können, den Befehlen meines Vaters zu widerstehn.« – »Ich glaube Ihnen das aufrichtig, Fräulein,« sagte Alwerth, »und ich bezeige Ihnen meine Freude über Ihre weise Vorsichtigkeit, weil Sie durch diesen so sehr zu entschuldigenden Ungehorsam wirklich ein großes Elend vermieden haben.« – »Sie sprechen da mit einer Schonung, Herr Alwerth, deren nur sehr wenige Männer fähig sind; aber gewiß, nach meiner Meinung, muß es ein höchst unglücklicher Zustand sein, unser Leben mit einer Person hinbringen zu müssen, die uns völlig gleichgültig ist. Vielleicht würde ein solches Unglück durch die Ueberzeugung von den Verdiensten eines Gegenstandes, dem wir unsre Zuneigung nicht geben können, nur noch vergrößert. Hätte ich Herrn Blifil geheiratet –« – »Verzeihn Sie mir! daß ich Sie unterbreche,« rief Alwerth; »aber ich kann den Gedanken daran nicht ausstehn. – Glauben Sie mir, Fräulein Western, ich freue mich, ich freue mich von Herzen, daß Sie dem Unglück entronnen sind. Ich habe den Nichtswürdigen entlarvt, um dessentwillen Sie alle den grausamen Zwang von Ihrem Vater haben erdulden müssen! Es ist ein Bösewicht!« – »Wie, Herr Alwerth? – Sie können glauben, daß ich hierüber erstaune!« – »Ich bin ebensowohl darüber erstaunt, liebes Fräulein«, antwortete Alwerth; »und die Welt wird ebensosehr darüber erstaunen; aber ich habe Ihnen die reine Wahrheit gesagt.« – »Von den Lippen des Herrn von Alwerth,« sagte Sophie, »kann nichts anders als Wahrheit kommen, davon bin ich überzeugt. – Indessen – solch eine plötzliche, solch eine unerwartete Neuigkeit! – Entdeckt, sagen Sie? – Möchte es jede Bosheit werden!« – »Sie werden die Geschichte bald genug hören,« rief Alwerth; »jetzt lassen Sie uns einen so verhaßten Namen nicht mehr nennen! Ich habe Ihnen eine andre Sache, von sehr ernsthafter Natur, vorzutragen. O, mein edles Fräulein Western, ich kenne Ihren hohen Wert und kann meinen ehrgeizigen Wunsch, Sie in

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