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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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auszurichten, und es glückte ihr damit so gut, daß der Junker sich erklärte, wenn sie ihm noch einmal: »drei Jäger ritten auf die Jagd,« vorspielen wollte, so sollte der Wildmeister schon morgen früh seine Bestallung haben. Drei Jäger ritten wurde nun gespielt und wiederge spielt, bis der Zauber der Musik Herrn Western in einen süßen Schlummer wiegte. Den andern Morgen versäumte Sophie nicht, ihn an sein Versprechen zu erinnern. Herrn Westerns Sachwalter ward augenblicklich geholt, ihm aufgetragen, die gerichtliche Verfolgung einzustellen und die Bestallung auszufertigen.
    Die Wirkung von der Fürbitte des Tom Jones erscholl sehr bald über Flecken und Dorf, und verschieden waren darüber die Urteile. Einige billigten es sehr, was er gethan, als einen Beweis von einem guten Herzen; andre sagten mit Hohnlächeln: kein Wunder, daß ein Bettler beim Diebe Gevatter steht. Der junge Blifil war darüber ganz wütig. Er hatte lange schon den schwarzen Jakob in eben dem Maße gehaßt, als Tom ihm günstig war. Nicht als ob er von ihm jemals wäre beleidigt worden, sondern aus purer Liebe zur Religion und Tugend: denn der schwarze Jakob stand im Rufe eines losen Zeisigs von Kerl. Blifil legte also diese Handlung des Tom Jones so aus, als strafte er dadurch Herrn Alwerth ins Angesicht über Jakobs Abschied und bezeigte mit großem Leidwesen, daß es unmöglich wäre, einen andern Beweggrund für diesen, einem gottlosen Schuft erwiesenen Liebesdienst zu finden.
    Schwöger und Quadrat stimmten in das nämliche Liedlein ein: sie waren nun, besonders der letzte, auf Tom Jones mit der Witwe sehr eifersüchtig geworden; denn er näherte sich nun seinem zwanzigsten Jahre, war wirklich ein sehr hübscher junger Mensch, und die Dame schien ihn nach ihrer täglich zunehmenden Freundlichkeit mehr und mehr dafür zu halten.
    Alwerth ließ sich indessen durch ihre Heimtücke nicht bewegen. Er erklärte, er sei mit dem, was Jones gethan, sehr zufrieden. Er sagte: die Beharrlichkeit und redliche Treue seiner Freundschaft sei höchlich zu loben und wünschte er nur, daß er häufigere Beweise von dieser Tugend sehen möchte. Allein Madame Fortuna, welche selten solchen luftigen Burschen, als mein Freund Tom war, sehr günstig ist, vielleicht weil sie sich nicht dringender um ihre Gunst bewerben, gab nunmehr allen seinen Handlungen eine sehr schlimme [140] Wendung und zeigte solche dem Herrn Alwerth in einem weit unangenehmeren Lichte als die Güte dieses Herrn solche bisher gesehen hatte.

Sechstes Kapitel.
    Apologie der Unempfindlichkeit unsres Tom Jones gegen alle Reize der liebenswürdigen Sophie, durch die wir vielleicht seinen Charakter in der Achtung jener witzigen und galanten Männer, welchen die Helden in den meisten unsrer neuern Komödien und Dramen so sehr gefallen, um einen merklichen Grad heruntersetzen.
     
    Es gibt zwei Gattungen von Leuten, welche bereits, wie ich befürchte, unsern Helden wegen seines Betragens gegen Sophie mit einiger Verachtung ansehen. Die ersten unter denselben werden darin seine wenige Klugheit tadeln, daß er eine Gelegenheit vernachlässigte, sich in den Besitz von Junker Westerns Vermögen zu setzen; und die letztern werden nicht weniger seine Blödigkeit bei einem so hübschen Mädchen verhöhnen, welches bereit zu stehen schien, in seine Arme zu fliegen, wenn er sie nur aufthun wollte, um sie zu empfangen.
    Ob ich nun freilich vielleicht wohl nicht fähig bin, ihn von beiden Vorwürfen so völlig zu reinigen (denn Mangel an Klugheit läßt keine Entschuldigung zu, und was ich gegen den letzten Vorwurf vorbringen werde, wird, besorge ich, schwerlich befriedigend sein), so will ich doch, da zuweilen ein Zeugnis zur Milderung des Vergehens abgelegt werden kann, die Sache, wie sie ist, ganz ungekünstelt darlegen und das Ganze der Entscheidung des Lesers überlassen.
    Unser Tom Jones fühlte so etwas in sich, welches, obgleich, so viel ich weiß, die Schriftsteller über seinen Namen noch nicht ganz einig sind, dennoch in einigen menschlichen Busen Herberge hat, dessen Gebrauch nicht sowohl eigentlich darin besteht, das Recht vom Unrecht zu unterscheiden, als vielmehr zum ersten anzutreiben und vom letzten ab- und zurückzuhalten.
    Dieses Etwas kann wirklich mit dem berühmten Schreiner im Schauspielhause verglichen werden, welcher zu Addisons Zeiten auf der Galerie zu stehen pflegte und mit seinem Stocke den übrigen Zuschauern ein so zuverlässiges Zeichen gab, wo sie bei einer schönen

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