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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Drugstore, hielt sich in der Nähe der Telephonkabine auf und wartete darauf, daß es klingelte. Als er das zum zweitenmal machte, hatte ihn der Drogist argwöhnisch betrachtet, und Tom hatte ihm erklärt, er warte auf den Anruf seiner Freundin. Am letzten Freitag hatte er den Hörer abgenommen und die Stimme eines Mannes gehört: »Sie wissen, um was es geht, nicht? Wir wissen, wo Sie wohnen, falls Sie möchten, daß wir zu Ihnen kommen . . . Wir haben das Zeug für Sie, wenn Sie es für uns haben.« Eine eindringliche und doch ausweichende Stimme, so daß Tom dachte, es sei irgendein Trick, und er war nicht imstande, ein Wort zu sagen. Dann: »Hören Sie, wir kommen direkt ´rüber. Zu Ihnen nach Hause.« Toms Knie waren aus Gallert, als er die Kabine verließ, und dann war sein Blick auf den Drogisten gefallen, der starrte ihn an mit weitaufgerissenen Augen, Panik im Blick, und ganz plötzlich hatte das Gespräch seine Erklärung gefunden: der Drogist handelte mit Rauschgift, und er befürchtete, Tom wäre ein Polizeispitzel, der gekommen war, um ihn zu erledigen. Tom hatte zu lachen angefangen, mit brüllendem Gelächter war er gegangen, stolpernd, weil seine Beine noch immer zitterten von seiner eigenen Angst.
    »Sie denken an Europa?« sagte die Stimme Mr. Greenleafs. Tom nahm das Glas entgegen, das Mr. Greenleaf ihm hinhielt. »Ja, an Europa«, sagte er.
    »Na, ich hoffe, die Reise wird Ihnen Spaß machen, Tom, und wird auch auf Richard ein bißchen wirken. Nebenbei gesagt - Emily mag Sie sehr gern. Sie hat es mir gesagt. Ich brauchte sie gar nicht erst zu fragen.« Mr. Greenleaf zwirbelte sein Cognacglas zwischen den Händen. »Meine Frau hat Leukämie, Tom.«
    »Oh! Das ist sehr ernst, nicht wahr?«
    »Ja. Sie hat vielleicht kein Jahr mehr zu leben.«
    »Das tut mir aber leid«, sagte Tom.
    Mr. Greenleaf zog ein Papier aus der Tasche. »Ich habe hier ein paar Schiffsverbindungen. Ich denke, über Cherbourg geht es am schnellsten, und es ist auch am interessantesten. Sie sollten den Anschlußzug nach Paris nehmen, dann Schlafwagen über die Alpen nach Rom und Neapel.«
    »Wunderbar.« Jetzt wurde es doch allmählich aufregend.
    »In Neapel werden Sie einen Bus nehmen müssen bis zu Richards Dorf. Ich will ihm schreiben, daß Sie kommen - nicht, daß Sie mein Abgesandter sind«, fügte er lächelnd hinzu. »Aber ich werde ihm sagen, daß wir uns getroffen haben. Richard wird Sie wohl bei sich aufnehmen, aber wenn er das aus irgendeinem Grunde nicht kann, dann gibt es auch Hotels in der Stadt. Ich nehme an, Sie und Richard werden das schon hinkriegen. Nun zu den Finanzen . . .« Mr. Greenleaf zeigte sein väterliches Lächeln. »Ich schlage vor, ich gebe Ihnen sechshundert Dollar in Reiseschecks, zusätzlich zu dem Rundreiseticket. Was halten Sie davon? Die sechshundert dürften Sie fast zwei Monate über Wasser halten, und falls Sie mehr brauchen sollten, dann genügt ein Telegramm an mich, mein Junge. Sie sehen nicht aus wie ein junger Mann, der das Geld zum Fenster hinauswirft.«
    »Es hört sich reichlich an, Mr. Greenleaf.«
    Immer benebelter und immer munterer wurde Mr. Greenleaf vom Cognac, und Tom wurde immer wortkarger und mürrischer. Er sehnte sich danach, hier herauszukommen. Und doch wollte er es mit Mr. Greenleaf nicht verderben. Diese Augenblicke auf dem Sofa waren qualvoller als die gestern abend in der Bar, als er sich so gelangweilt hatte, denn heute wollte dieser Durchbruch zur nächsten Stufe nicht gelingen. Mehrmals stand Tom auf und schlenderte mit seinem Drink bis zum Kamin und wieder zurück, und wenn er in den Spiegel blickte, sah er, daß seine Mundwinkel sich abwärts verzogen.
    Mr. Greenleaf redete munter drauflos, von Richard, und wie er mit dem zehnjährigen Richard in Paris gewesen war, und das alles interessierte Tom nicht im geringsten. Wenn in den nächsten zehn Tagen irgend etwas mit der Polizei passierte, dachte Tom, dann wird Mr. Greenleaf mich aufnehmen. Er konnte Mr. Greenleaf erzählen, er hätte seine Wohnung in aller Eile vermietet oder irgend so etwas, und er konnte sich ganz einfach hier draußen verstecken. Tom fühlte sich gräßlich, beinahe körperlich elend.
    »Mr. Greenleaf, ich glaube, ich muß jetzt gehen.«
    »Jetzt schon? Aber ich wollte Ihnen doch noch zeigen . . . na, macht nichts. Ein andermal.«
    Tom wußte, daß er jetzt eigentlich fragen sollte: Was wollten Sie mir denn zeigen? und daß er geduldig hätte ausharren müssen, solange Mr. Greenleaf

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