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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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jedem Tag schärfer. Worte werden deutlicher. Ich kann mittlerweile sehr viel von dem erkennen, was wir zueinander gesagt haben, ich und der Mann, der mich ins Krankenhaus gebracht hat.
    Bruchteile einer Tonspur.
    Viel davon stammt natürlich von mir. Das ist nicht überraschend, wo ich doch so viel über die Party, die Hochzeit und das ganze Zeug gefaselt habe. Mein Gott, ich höre mich ziemlich besoffen an. Ich höre, wie der Champagner meine Kehle runter fließt, und ich höre, wie er über die grässlichen Witze einer Betrunkenen lacht.
    Ich höre, wie ich mit dem Haustürschlüssel spiele. Wie ich den Mann einlade hereinzukommen, damit wir die Flasche leer trinken können. Undeutlich gesprochene und dumme Worte. Worte, die es kaum wert sind, dass man sich an sie erinnert. Die letzten Worte, die über meine Lippen kamen.
    Ich krame immer noch nach den Worten, die über seine kamen.

Zwanzig
    Als Thorne in Richtung Edgware Road fuhr, kämpfte er gegen den Schlaf an. Der Lärm der leeren Bierdosen, die auf dem Boden umherrutschten, half ihm dabei, aber es war dennoch anstrengend. Es war eine lange und finstere Nacht gewesen. Nicht einmal das Schauspiel von Holland am Telefon an diesem Morgen, der sich mit gequältem Blick verlegen gewunden hatte bei dem Versuch, Sophie zu erklären, wo er die Nacht verbracht hatte, hatte seine Laune heben können.
    Sie hatten sich lange unterhalten. Holland hatte Thorne erzählt, was mit Michael und Eileen Doyle geschehen war. Sie hatten es mit Tabletten getan. Die Polizei war von der Nachbarin in das Haus in der Windsor Road gerufen worden. Jeder hatte angenommen, sie seien nach dem Tod ihrer Tochter zu Verwandten gefahren.
    Ein Beamter hatte die beiden im Schlafzimmer im oberen Stock gefunden. Sie hatten sich an den Händen gehalten.
    Trotz der Menge, die Holland schon intus hatte, hatte Thorne noch ein paar Dosen Bier aufgetrieben, und sie hatten über alles und nichts geredet. Partner, Eltern, die Arbeit. Als das Bier mit der Müdigkeit kollidierte, war Holland nach hinten gekippt, und Thorne hatte vage über die Mädchen geredet. Über Christine, Susan und Madeleine. Und Helen. Er hatte nichts über ihre Stimmen gesagt. Er hatte nicht erwähnt, wie seltsam er es fand, dass er nie die Stimme von Maggie Byrne hörte.
    Thorne fragte sich, ob Holland sie vielleicht hörte. Doch er fragte ihn nicht danach.
    Der Brief lag sorgfältig eingepackt neben ihm auf dem Beifahrersitz. Er sah sich, wie er ihn im Austausch für einen Haftbefehl überreichte. Er hörte sich, wie er Jeremy Bishop dessen Rechte vorlas. Er stellte sich vor, wie er den Gott in Weiß abführte, vorbei an seinen Terrakottatöpfen voller toter und sterbender Blumen.
    Dann kam er im Büro an, und alles fiel auseinander.
     
    »Sie haben nichts gefunden, tut mir Leid.«
    Keable sah tatsächlich aus, als täte es ihm Leid. Aber nicht so sehr wie Thorne. Sie hatten auf ihn gewartet, Keable und Tughan, um ihn fertig zu machen, sobald er aus dem Fahrstuhl trat.
    »Es ist an sich schon schwierig genug, auf einem Ring Fingerabdrücke zu finden. Die Oberfläche ist zu klein. Dieser hier war das reine Chaos. Dutzende von Einzelheiten, aber nichts, was es wert wäre, aufgeschrieben zu werden. Wir haben ihn sogar zu Scottland Yard geschickt. SO3 ist besser ausgestattet als wir, aber …«
    »Was ist mit Hautpartikeln an der Innenseite? Haare vom Finger?« Thorne versuchte, vernünftig zu klingen.
    Tughan schüttelte den Kopf. »Der Kerl, mit dem ich gesprochen habe, sagte, es sei ein forensischer Albtraum. Der Ring ist im ganzen Land rumgewandert und weiß Gott von wie vielen Leuten angefasst worden.«
    Thorne taumelte rückwärts gegen die Fahrstuhltür. Seine Wut kämpfte gegen seine Müdigkeit an. »Habt ihr wenigstens den Stempel überprüfen lassen? Überprüft ihn, und ihr werdet rauskriegen, dass der Ring im gleichen Jahr hergestellt wurde, in dem Bishop geheiratet hat.«
    Keable nickte, doch Tughan war nicht in der Laune, Thornes Worte einfach so hinzunehmen. »Selbst wenn wir was rauskriegen, ist das noch lange kein Beweis.«
    Die Wut gewann die Oberhand. »Und wessen Fehler ist das? Die Sache ist doch von Anfang an vermasselt worden. Ich sollte mittlerweile bereits einen Haftbefehl haben. Ich sollte die Wohnung dieses Schweins schon längst auf den Kopf gestellt haben. Dieser Fall sollte bereits abgeschlossen sein.«
    Tughan ging zu seinem Schreibtisch zurück. »Es war nur eine Idee, mehr nicht. Wir wussten das, auch

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