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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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aufgehabt hatte. Thorne nahm sich noch einen Doughnut und schob die Schachtel zu Bishop, der sie wieder zurückschob. »Ganz wie du willst«, sagte Thorne. Bishop starrte ihn an. »Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen. Willst du einen Kaffee?«
    Bishop schüttelte den Kopf. Wieder dieses seltsame halbe Lächeln. »Und was wollen Sie jetzt? Wollen Sie wissen, ob mein Vater mittlerweile völlig von der Rolle ist? Ob Ihre dummen Anrufe, mit denen Sie ihn die halbe Nacht wach halten, einen Einfluss auf seine Arbeit haben? Vielleicht jemanden das Leben kosten? Ziemlich unverantwortlich, meinen Sie nicht?«
    Thorne blickte ihn einige Sekunden kauend an. »Und, ist er?«
    »Ist er was?«
    »Von der Rolle.«
    »Mein Gott …« Bishop zog eine Schachtel Marlboro heraus. Thornes Blick schwenkte nach links. Bishops Augen folgten ihm zu dem Nichtraucher-Schild an der Wand. Er warf das Päckchen auf den Tisch.
    »Er ist total sauer, dass Sie das machen, und noch saurer, dass Sie damit durchkommen. Keiner von uns wird das auf sich beruhen lassen, das wissen Sie. Was auch immer passiert, wir werden Krach schlagen, bis Sie wieder in Ihrer verdammten Uniform stecken.«
    Thorne dachte kurz über das unkomplizierte Leben einer Polizeimarionette nach. Häusliche Gewalt. Flugsicherung. Verkehr. Das wünschte er nicht einmal seinem ärgsten Feind.
    »Nichts von dem, was du und dein Vater mir vorwerfen, verstößt gegen das Gesetz, James.«
    »Verstecken Sie sich nicht hinter dem Gesetz, das ist erbärmlich. Besonders dann, wenn Sie keinen Respekt davor haben.«
    »Ich respektiere die wichtigen Teile daraus.«
    »Sie sind kein Bulle, Thorne, Sie sind ein Stalker – sie verfolgen andere Leute.«
    Thorne griff nach der Serviette und wischte sich langsam den Zucker vom Mund. »Ich mache nur meine Arbeit, James.«
    Bishop war aufgeregt. Das war er, seit er hereingekommen war. Einen Moment lang kaute er an den Nägeln, im nächsten trommelte er mit den Fingern auf den Tisch. Immer zuckte ein Körperteil oder bewegte sich. Mit dem Fuß treten, einen Arm ausstrecken. Er war zappelig. Thorne fragte sich, ob er ein Problem mit Drogen hatte. Wenn dem so war, wurde es mit großer Wahrscheinlichkeit von seinem Vater finanziert. Vielleicht verschrieb Dr. Bishop ja sogar irgendwas …
    Noch ein guter Grund, ihn schützen zu wollen.
    »Deine Schwester denkt, dass du nur so tust, als stündest du deinem Vater nahe, um bequem auf seine Kosten leben zu können.«
    »Diese blöde Fotze.« Er spuckte die Worte förmlich aus.
    Thorne war schockiert, doch er bemühte sich, es nicht zu zeigen. »Du nimmst ihn also ganz schön aus?«
    »Hören Sie, er hat mir ein Auto gegeben und die Kaution für meine Wohnung hinterlegt, ja?« Thorne zuckte mit den Schultern. »Das hier hat nichts mit Geld zu tun. Er ist verärgert, und das verärgert mich. So einfach ist das. Er ist mein Vater.«
    »Also ist er nicht fähig zu … Bosheit!« Thorne hatte keine Ahnung, warum er gerade dieses Wort verwendet hatte. Während er noch darüber nachdachte, woher es gekommen war, starrte ihn James Bishop an, als wäre er gerade von einem anderen Planeten auf die Erde geplumpst.
    »Er ist mein Vater.«
    »Dann schützt du ihn um jeden Preis?«
    »Vor Leuten wie Ihnen, ja … die das Recht benutzen, um Rache zu üben, weil er zufällig eine Frau behandelt hat, die von dem Mann überfallen wurde, hinter dem Sie her sind, und weil Sie eine Frau bumsen, mit der er einmal was hatte. Davor schütze ich ihn.«
    »Es ist meine Aufgabe, die Wahrheit zu finden, und wenn das manchmal irgendwelche Leute ärgert, dann ist das eben Pech.«
    Bishop lachte höhnisch. »Mein Gott, Sie glauben wirklich, Sie sind ein harter Kerl, stimmt’s? Ein missverstandener Bulle und gleichzeitig ein Mitglied der Bürgerwehr. Ich würde Sie einen Dinosaurier nennen, aber die hatten größere Gehirne.« Er stand auf, um zu gehen.
    Thorne hielt ihn zurück. »Was für eine Art Bulle wärst du denn, James? Was denkst du, worum es da gehen sollte?«
    Bishop drehte sich wieder zu Thorne um und schob die Hände tief in seine Jackentaschen. Er rümpfte die Nase und spitzte die Lippen, die genauso aussahen wie die seines Vaters. Thorne bemerkte, dass sich hinter dem arroganten Gehabe ein kleiner Junge versteckte. »Was ist mit Gerechtigkeit?«, antwortete Bishop mit höhnischem Grinsen. »Ich hatte den dummen Gedanken, das sei verdammt wichtig.«
    Thorne stellte sich ein Mädchen unter einer blassrosa Steppdecke vor,

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