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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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das in einem Körper gefangen war, der schlaff und schwammig wurde, weil er nicht benutzt wurde. Er stellte sich ein Gesicht vor, dessen Züge zum Teil im Schatten lagen und das aus dem zweiten Stock eines großen Hauses zu ihm herabblickte. Jetzt blickte er in die gleichen perfekten Gesichtszüge eines jüngeren Mannes, auf den sie übertragen worden waren. »O ja, das ist es. Sehr wichtig.«
    Thorne folgte ihm zur Tür. »Kann ich dich ein Stück mitnehmen?« Bishop schüttelte den Kopf und schaute durch den Eingang hinaus auf den riesigen Strom von Menschen, der sich in diesen frühen Stunden eines kalten Oktobermorgens immer noch um den Piccadilly Circus ergoss. Ohne ein weiteres Wort begab er sich mitten hinein.
    Thorne blickte der roten Steppjacke noch eine Weile hinterher, die in der Ferne verschwand, bevor er sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung zu seinem Wagen ging.
     
    Thorne blieb stehen, als er eine Gestalt in der Tür sah. Er erstarrte, als sie sich bewegte.
    Er seufzte erleichtert, als er die Gestalt als Dave Holland erkannte, der leicht zu schwanken schien. Thornes erster Gedanke war, dass er verletzt war. »Mein Gott, Dave …« Rasch ging er auf Holland zu und packte ihn an den Armen; dann roch er den Alkohol.
    Holland erhob sich und lallte. »Wir … habe hier auf Sie gewartet. Sie waren eine Ewigkeit …«
    Thorne hatte seit langem mit dem Whiskytrinken aufgehört, gleichzeitig mit den Zigaretten, doch diesen Geruch würde er überall erkennen. Instinktiv wich er zurück. Dieser Geruch war zu durchdringend. Stechend und pathetisch. Der Geruch der Armut, des Elends und der Einsamkeit.
    Francis John Calvert. Whisky, Urin und Schießpulver. Und frisch gewaschene Nachthemden.
    Der Geruch von Tod in einer Sozialwohnung an einem Montagmorgen.
    Holland lehnte sich gegen die Wand und keuchte laut. Thorne griff in die Tasche seiner Lederjacke und zog den Schlüssel heraus. »Los, Dave, gehen wir rein. Dann mache ich erst mal einen Kaffee. Wie sind Sie überhaupt hierher gekommen?«
    »Taxi. Habe das Auto stehen lassen …«
    Es machte keinen Sinn, zu fragen, wo Holland seinen Wagen abgestellt hatte. Das konnten sie später klären. Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Thorne stieß die Tür mit dem Fuß auf, während er instinktiv den Schlüsselbund in seiner Hand drehte und nach dem zweiten Schlüssel für seine Wohnungstür suchte.
    Auf der Fußmatte im Treppenhaus lag ein weißer Umschlag.
    Thorne blickte ihn an und dachte: Noch eine Nachricht des Mörders.
    Er dachte nicht: Was ist das? Oder: Das ist aber komisch. Oder: Ich würde gerne wissen … Er sprach seinen ersten Gedanken laut aus. Holland war schlagartig nüchtern.
    Thorne wusste, dass weder der Umschlag noch der Brief darin den Leuten vom Gerichtslabor irgendwelche Hinweise liefern würden. Umschlag und Brief würden sauber sein: kein einziger Fingerabdruck, keine Faser, kein verirrtes Haar. Dennoch ergriff er die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen. Holland hielt den Umschlag mit seinen in ein Geschirrtuch gewickelten Fingern nach unten, während Thorne mit zwei Messern eine improvisierte Zange bildete, um den Brief herauszuziehen.
    Der Umschlag war nicht zugeklebt worden. Thorne hätte ihn ansonsten über Dampf geöffnet, doch der Mörder hatte nichts dem Zufall überlassen. Er hatte gewollt, dass sein Brief sofort gelesen wurde. Von Thorne.
    Mit Hilfe der Messer faltete er den Brief auf, der genauso sauber getippt war wie die anderen. Thorne wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Schreibmaschine, auf der der Brief geschrieben worden war, eingepackt, mit einem Aufkleber versehen und hinten in einen Wagen des Gerichtslabors gestellt werden würde. Dies würde Jeremy Bishops letzte Nachricht sein.
     
    T OM ,
    ICH HATTE MIR ETWAS GANZ ANDERES ÜBERLEGT , EINE E-M AIL VIELLEICHT , ABER ICH DENKE , DASS S IE EIN G EGNER DER MODERNEN TECHNIK SIND , SOWEIT ES DIESE D INGE BETRIFFT . A LSO DOCH WIEDER T INTE UND P ERGA MENT .
    Ü BRIGENS G LÜCKWUNSCH ZUM F ERNSEHAUFTRITT . S EHR GEFÜHLSBETONT . M EINTEN S IE ES AUCH SO , ALS S IE SAGTEN , BALD SEI ALLES ZU ENDE , ODER WAR DAS NUR HEISSE L UFT FÜR DIE K AMERAS ? E S GIBT DOCH NICHTS B ESSERES ALS Z UVERSICHT , ODER ? O DER VERSUCHEN S IE NUR , MICH ERZITTERN ZU LASSEN IN DER HOFFNUNG , DASS ICH EINEN F EHLER MACHE ?
    E INE F RAGE …
    I CH WÜRDE GERNE WISSEN , WIE ES WAR , ALS S IE SIE GEFUNDEN HABEN . A LS S IE DER E RSTE WAREN . W AR ES DAS ERSTE M AL FÜR S IE , T

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