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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sagen, weswegen er gekommen war.
    Alison blinzelte noch immer. Einmal alle drei oder vier Sekunden.
    »Es ist in Ordnung, Alison. Hören Sie, ich werde versuchen, es kurz zu machen. Es geht darum, was ich neulich gesagt habe. Darüber, wie nahe ich demjenigen war, der Ihnen das angetan hat …«
    Sie blinzelte immer noch.
    Bitte, verdammt noch mal, halt’s Maul und hör zu. Hol die Tafel …
    »Was ist los?« Sein Blick schoss hinüber zur Tafel, die immer noch an der Wand lehnte und mit einem Laken zugedeckt war. Er schaute zurück zu Alison. Einmal blinzeln. Ja.
    Ja!
    Er ging zur Tafel, riss das Tuch herunter und zog sie ans Fußende des Bettes.
    Er wusste im Groben, wie das System funktionierte. Schnell schaltete er die Deckenlampe aus, und mit der Fernbedienung hob er das Kopfende des Bettes an, sodass Alison fast aufrecht saß. Dann griff er zum Laser-Zeigestab, schaltete ihn ein und zeigte mit dem kleinen roten Laserpunkt unter den ersten Buchstaben: E. Er bewegte den Laserstrahl langsam entlang der Buchstaben.
    Nichts.
    Er legte einen Zahn zu, beobachtete ihr Gesicht, um auch die leiseste Reaktion zu erkennen.
    Mach schon … mach schon …
    Dann ein Blinzeln. Er hielt an.
    »S? War das ein S, Alison?«
    Ja, verdammt! Natürlich war das ein S! Beeil dich.
    Zeigen. Warten. Hinschauen. Zeigen. Warten. Hinschauen …
    Wieder ein Blinzeln. Thorne schwitzte. Er zog sich die Jacke aus. »C. Ja? Gut, wir haben ein S und ein C. Dann kommt bestimmt ein H.«
    Und weiter in der Reihe. Ein L, ein A und ein F … Schlaf? »Wollen Sie schlafen, Alison?«
    Scheiße, scheiße, scheiße …
    Zweimal heftig blinzeln. Eins, zwei.
    Nein, ich will nicht schlafen! Hast du eine Ahnung, wie verdammt schwer das ist!
    »Sind Sie müde? Es tut mir Leid, Alison, ich kann wiederkommen, wenn Sie …«
    Sehe ich müde aus! Los, Thorne, jetzt kombinier doch einfach mal …
    Er hob wieder seinen Zeigestab. Zeigen. Warten. Hinschauen. Zeigen. Warten. Hinschauen. Zeigen. Warten … ein Blinzeln. Das war eindeutig. Ein eindeutiges Ja zu einem M.
    Der Schweiß rann an seinem Körper hinunter. Es war wirklich Schwerstarbeit. Noch ein Versuch, dann würde er jemanden holen. Und wieder der Zeigestab. Und Alison blinzelte. Und sie blinzelte wieder.
    Ein Ü. Ein T …
    Das Wort war klar!
    Ein Feuerwerk wurde in Thornes Bauch freigesetzt.
    Eine Datei, eine winzige Klangspur, wurde zu seinem Kopf transportiert, und irgendwo wurde die Play-Taste gedrückt. Die Ladung setzte sich in seinem Bauch in Gang, raste durch seinen Körper, und die Explosion klingelte in seinen Ohren, grüne, goldene, rote und silberne Blitze tanzten hinter seinen Augen, und er drückte Alisons Hand.
    Hastig kramte er in seinen Taschen nach Kleingeld fürs Telefon und rannte aus dem Zimmer.
    »Bishop? Hier ist Thorne …«
    »Was?« Müde, aber auch ängstlich.
    »Ich weiß, was Sie zu ihr gesagt haben. Ich weiß, was Sie zu Alison gesagt haben, bevor Sie sie fertig gemacht haben. Was Sie zu allen gesagt haben.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Gute Nacht, Schlafmütze, jetzt kommt der Sandmann.« Das Gleiche, was Sie zu mir sagten, als sie mir letztes Jahr die Narkose bei meiner Leistenbruchoperation verpasst haben.«
    Seine Zunge wird schwer, seine Stimme immer schwä cher, während er von zwanzig abwärts zählt. Er fragt sich, ob es wehtun wird, wenn er aufwacht, und sieht das lä chelnde Gesicht des Anästhesisten über sich, der flüstert …
    »Wo liegt der Sinn in all dem Geschwätz, Thorne? Ich erwarte jemanden.«
    »Das Gleiche haben Sie zu mir gesagt, Bishop. »Gute Nacht, Schlafmütze, jetzt kommt der Sandmann.««
    »Hören Sie, wenn es Ihnen hilft – ja, das sage ich manchmal zu meinen Patienten, wenn sie wegkippen. Und wenn sie wieder zu sich kommen, sage ich: »Wach auf, Schlafmütze.« Das ist nur eine alberne Phrase. Ein Aberglaube, wenn Sie so wollen. Das habe ich immer zu meinen Kindern gesagt, wenn ich sie abends ins Bett gebracht habe. Hilft Ihnen das, Thorne?«
    »Ich wollte den Fall schon aufgeben, wissen Sie das? Beinahe wären Sie davongekommen. Ich dachte, ich läge falsch, aber das stimmt nicht. Habe ich Recht? Ja, ich habe verdammt Recht …«
    »Sie brauchen Hilfe, Thorne. Professionelle Hilfe …«
    »Sie sind der Einzige, der Hilfe braucht, Jeremy. Ich komme zu Ihnen. Ich komme direkt zu Ihnen.«

 
    Mein Gott … mein Gott … mein Gott …
    Ich dachte, er würde es nie kapieren.
    Ich dachte, dass das Wort vielleicht wichtig sei, weil ich es gehört

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