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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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kommen. Viele von ihnen stiegen am Oxford Circus oder in der Baker Street aus. Er war nicht allzu enttäuscht, wenn das passierte. Es gab schließlich immer ein Morgen. Die Stoßzeit war so herrlich berechenbar.
    Seinen ersten Kontakt nahm er auf, als die U-Bahn am Picadilly Circus hielt. Ein wunderbares Ruckeln, als der Zug zum Halten kam. Dreißig Sekunden später würde er die nächste Chance bekommen, wenn der Zug wieder anfuhr. Er stand hinter ihr. Manchmal gefiel es ihm, ihr direkt gegenüber zu stehen. Ihren Ausdruck zu sehen, wenn er halb zur Seite blickte oder entschuldigend mit den Schultern zuckte. Und natürlich liebte er ihre Brüste. Er mochte es, wenn er ihren Hintern in seiner Leistengegend spürte. Er konnte ihnen seine verschwitzte Hand ins Kreuz legen, um sein Gleichgewicht zu halten. Er konnte ihr Haar riechen. Am besten war, dass er sich umdrehen und der Person hinter sich einen vorwurfsvollen Blick zuwerfen und seufzen konnte, wenn seine Erregung stieg.
    Sie hatte heute Morgen ihr Haar gewaschen. Gerne hätte er gewusst, ob sie letzten Abend Sex gehabt hatte. Vielleicht hatte sie geduscht und den Geruch beseitigt, was eine Schande war, aber den Geruch ihres Haars mochte er dennoch. Und die Andeutung von etwas anderem auf ihrem Nacken. Die U-Bahn verlangsamte ihr Tempo und blieb im Tunnel zwischen Oxford Circus und Regent’s Park stehen. Ein weiterer hübscher Stoß.
    Während sich der Zug nicht bewegte, überlegte er kurz, was er an diesem Tag zu tun haben würde. Ein »Verhör« an diesem Morgen. Das gefiel ihm. Er mochte es, Dinge voranzutreiben. Er konnte Menschen gut durchschauen, das wusste er. Aber sie schafften es nie, ihn zu durchschauen.
    Der Zug fuhr mit einem brauchbaren Ruck wieder an. Nur noch vier Haltestellen. Sie blickte konzentriert in ihr Buch, aber er wusste, dass sie an ihn dachte, ihn verachtete. Das war gut so. Sollte sie denken, dass es vorbei war. Vielleicht war er weitergegangen oder ausgestiegen, ohne dass sie es bemerkt hatte. Sie würde bestimmt nicht über die Schulter nach hinten blicken wollen, um nachzusehen. Er würde warten, bis sie den Bahnhof Marylebone verlassen hätten.
    Der Zug bewegte sich auf sein letztes Ziel zu. Er war sich sicher, dass sie diesmal jeden Zentimeter von ihm gespürt hatte. Eine Sekunde, nicht länger, hatte er die Spalte zwischen ihren Pobacken gespürt, hatte das Polyester seiner Arbeitshose gegen die Baumwolle ihres langen schwarzen Rocks gedrückt. Er hatte gespürt, wie sie sich angespannt hatte.
    Nur einmal hatte sich eine von ihnen widersetzt. Sie war weggegangen und aus dem Zug gestiegen, bevor sie sich umgedreht und ihn angeschrien hatte. Andere Fahrgäste hatten ihn angeschaut, doch er hatte nachsichtig gelächelt und seine Hände hochgehalten, bis er von den zusteigenden Fahrgästen verschluckt worden war. Nur einmal. Die Chancen standen gut. Wenn es je brenzlig werden sollte, würde er einfach sein Ass aus dem Ärmel ziehen.
    Jetzt kam der schönste Moment. Noch einmal richtig ran und dann weg. In den ein oder zwei Sekunden, bevor sich die Türen öffneten, lehnte er sich gegen sie und nahm alles in sich auf. Das Gefühl seiner Erektion an ihrem Hintern, sein Gesicht an ihrem Hinterkopf. Diese Intimität war atemberaubend. Sie hätten Liebhaber sein, sich nachts im Bett auf dem feuchten, gut riechenden Laken gemeinsam zusammenrollen können …
    Dann schob er sich durch die Menge in Richtung Ausgang. Als er an ihr vorbeikam, blickte sie von ihrem Buch auf. Aus der Nähe betrachtet war sie alles andere als hübsch, aber das war egal. Es zählten nur die Spannung in ihrem Gesicht und die Hitze in seinem Schoß. Es war schließlich nur ein Spiel, Teil eines Gedränges, oder? Lächelnd dachte er an das, was er stets zu Beginn eines hübschen Arbeitstages dachte: Dann lebe eben nicht in London, meine Liebe.
    Während er sich die Jacke zuknöpfte, um die kleine Beule zu verbergen, stieg Nick Tughan in der Edgware Road aus der U-Bahn. Schon auf dem Weg zur Rolltreppe lenkte er seine Gedanken auf den Tag, der vor ihm lag.
     
    Anne war früh gegangen. Sie hatte gemeint, sie müsse zu Hause sein, bevor Rachel aufwachte. Thorne hatte bis nach neun weitergeschlafen und Brigstocke angerufen, um ihm zu sagen, dass er später kommen würde. Geplant hatte er ohnehin nichts – er wartete nur auf Holland. Er ließ sich gerade seinen vierten Toast schmecken, als es an der Tür klingelte.
    Er erkannte James Bishop auf Grund des Fotos von

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