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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Kodak. Dessen Einschätzung war in etwa richtig gewesen, dachte er: Grunge war genau das passende Wort. Er war groß und dünn, trug einen langen dunklen Mantel über dem T-Shirt, Jeans und schmuddlige Turnschuhe. Seine scheinbar gebleichten blonden Haare hatte er unter einem runden Filzhut versteckt, und über seiner Schulter hing eine schmutzige grüne Tasche.
    »Sind Sie Thorne?«
    Die gleiche wohlklingende Stimme wie sein Vater, trotz der traurigen Anlehnung an den Londoner Akzent, und die gleichen scharfen Gesichtszüge, wenn auch verborgen hinter mehrtägigen Bartstoppeln. Es war, als würde Dr. Jeremy Bishop in seiner Studentenzeit vor ihm stehen.
    »Ja, das bin ich, James.« Sein ungebetener Besuch war eindeutig überrascht. Thorne konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. »Darf ich fragen, woher du meine Adresse hast?«
    »Klar … Sie haben meinem Vater gesagt, in welcher Straße Sie wohnen … ich habe fast an allen Haustüren hier geklingelt.«
    Du hättest ihn nur zu fragen brauchen, James. Er weiß
    ganz genau, wo ich wohne.
    »Ich verstehe. Hast du viele Nachbarn aufgeweckt?«
    Bishop lächelte. »Ein paar. Eine sehr nette ältere Dame hat mich auf eine Tasse Tee eingeladen.«
    »Wir sind ziemlich freundlich hier in der Gegend. Willst du einen Toast?«
    Thorne drehte sich um und ging in seine Wohnung zurück. Nach einem kurzen Moment hörte er, wie der junge Mann die Eingangstür schloss und ins Wohnzimmer schlurfte.
    »Keinen Toast, danke, aber ein Kaffee wäre toll.«
    Thorne ging in die Küche und beobachtete seinen Besucher, der in der Mitte des Wohnzimmers stehen blieb. »Nennt man dich James oder Jim?«
    »James.«
    Genau, dachte Thorne, der Kaffeepulver in eine Tasse tat. Jim für deine coolen Kumpels und James, wenn du dir von deinem Vater Geld leihen willst. Als er fertig war, ging er ins Wohnzimmer und reichte James die Tasse. »Und?«
    Bishöp wirkte verunsichert. Offenbar entsprach die Situation nicht dem, was er erwartet hatte. Er versuchte, so gefährlich zu klingen, wie er konnte, was nicht sonderlich beeindruckend war. »Ich will, dass Sie meinen Alten in Ruhe lassen.«
    Thorne setzte sich auf die Armlehne des Sofas. »Ich verstehe. Was, denkst du, tue ich denn genau?«
    »Warum belästigen Sie ihn?«
    »Belästigen?«
    »Da war neulich ein Kerl vor seinem Haus und hat Fotos gemacht; dann kreuzen Sie unter einem windigen Vorwand auf und erzählen, dass das wahrscheinlich ein Reporter war, und fragen ihn, ob er sie mit in die Stadt nimmt. Er hat das vielleicht geschluckt, aber ich glaube, das ist totaler Quatsch. Was treiben Sie für ein Spiel?«
    »Ich bin Polizist, James. Ich treibe keine Spielchen. Ich tue meine Arbeit.«
    James zeigte langsam Gefallen an der Situation. Damit waren sie schon zu zweit. Er ging einen Schritt auf den Kamin zu und drehte sich dann lächelnd zu Thorne um. »Sollten Sie mich nicht siezen?«
    Thorne erwiderte das Lächeln. »Wenn dieses Gespräch ein Teil der Ermittlungen wäre, dann vielleicht, ja. Aber das ist es nicht – du bist zu mir in meine Wohnung gekommen und trinkst meinen Kaffee.«
    Bishops Hände spannten sich um die Tasse. Er überlegte, was er als Nächstes sagen sollte. Thorne ersparte ihm die Mühe. »Ich glaube, dein Vater reagiert etwas zu empfindlich.«
    »Er weiß gar nicht, dass ich hier bin.«
    Richtig. Natürlich weiß er das nicht.
    »Er hat so komische Anrufe erhalten.«
    »Wann?«
    »Gestern Abend. Mitten in der Nacht. Vier oder fünf, einen nach dem anderen. Er hat mich beinahe panisch angerufen.«
    »Was für Anrufe waren das?«
    »Das will ich von Ihnen hören.«
    Die Großspurigkeit war zurückgekehrt. »Hör zu, ich habe deinem Vater im Rahmen von Ermittlungen ein paar Fragen gestellt, aber jetzt gehöre ich nicht mehr zu der Truppe.« Als Bishop erstaunt seinen Mund aufsperrte, spürte Thorne sogar so etwas wie Sympathie. »Jetzt erzähl mir von den Telefonanrufen.«
    »Wie schon gesagt, sie kamen mitten in der Nacht. Er hörte jemanden am anderen Ende. Wer auch immer das war, er hatte die Rufnummeranzeige unterdrückt. Er ist ganz durcheinander – nein, er hat Angst.«
    Das bezweifle ich ernsthaft.
    »Und was werden Sie jetzt dagegen unternehmen?« Aus Bishops Stimme war mittlerweile Wut herauszuhören.
    »Ich werde dir das Gleiche sagen, was ich ihm über den Fotografen gesagt habe. Ich werde mich darum kümmern. Mehr kann ich nicht tun.«
    »Treffen Sie sich mit Anne Coburn?«
    fetzt war es an Thorne, wütend

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