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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Hinsicht das Gefühl, dass etwas Neues beginnen würde. Seit letztem Abend hatte er mehrmals an Jan gedacht, aber nicht in rührseliger oder sentimentaler Weise. Mit Anne zusammen zu sein tat ihm eindeutig gut.
    Und es könnte der Anfang vom Ende dieses schweißtreibenden Albtraums sein, den dieser Fall darstellte. Er dachte an Holland und Hendricks, die einiges für ihn riskierten, und hoffte, dass ihnen der morgige Tag die Beweise bringen würde, damit ihnen die Schwierigkeiten erspart blieben. Dann würde er zwar nicht großkotzig in Keables Büro auftreten, aber seine Vorstellungen gingen schon in diese Richtung.
    Thorne stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und zog sich seinen Bademantel an. Er ignorierte die Plastiktüte mit den Flaschen von Threshers, die in der Küche stand, und ging ins Wohnzimmer, wo er »Grievous Angel« von Gram Parsons auflegte. Jetzt würde er zu einem Drink nicht Nein sagen.
    »Mach’s doch einfach, Tommy.«
    »Nein, nicht heute.«
    »Bitte, nicht heute Abend.«
    Er machte es sich auf dem Sofa bequem. Die Gedanken schwirrten in seinem Kopf wie ein Schwarm dicker schwarzer Fliegen.
    Er wollte Anne anrufen, dachte aber, dass sie wohl schon im Bett lag. Sein Vater würde noch auf sein. Oder arbeitete Anne bis spät in die Nacht? Er konnte sich nicht erinnern. War James nach Hause gerannt und hatte seinem Vater von ihrem Schwätzchen erzählt? Vermutlich. Hatte Alison das Telefonat in ihrem Zimmer mitgehört? Hollands Freundin mochte ihn nicht, das war offensichtlich. Wie zum Teufel sollte er es anstellen, einen Platz hinter dem Tor im White Hart Lane zu bekommen?
    Wie alt wäre die älteste Calvert-Tochter mittlerweile? Vierundzwanzig? Fünfundzwanzig?
    Der Wein würde seine Gedankenwelt nur noch mehr durcheinander bringen. Er blieb auf dem Sofa, und der Wein blieb in der Flasche. Wer weiß – morgen könnte es einen Grund zum Feiern geben.
    Heute Nacht hatte Jeremy Bishop Bereitschaftsdienst.
    Er würde nicht schlafen können, ohne anzurufen. Also tat er es. Bishop hob sofort ab. Als die sanfte Stimme schnell ungeduldig und dann wütend wurde, drückte Thorne die Aus-Taste und blieb, das Telefon in der Hand, erleichtert liegen. Die Spannung ließ augenblicklich nach, und eine überwältigende Welle der Müdigkeit schwappte über ihn hinweg. Er verschränkte die Arme über dem Telefon und schloss die Augen.
     
    Er stieg ins Auto und blieb einen Moment sitzen, um sich zu sammeln. Er hatte einen harten Tag hinter sich. Es hatten sich Dinge ergeben, die er erst noch verarbeiten musste und die seine Pläne für den Abend durcheinander gebracht hatten. Aber es war trotzdem alles in Ordnung.
    Die Innenlampe erlosch, und er begann, sich zu entspannen, zufrieden, dass zu Hause schon alles bereit war, sollte er das Glück haben, einen Gast mitzubringen. Die Dinge, die er benötigte, legte er auf den Beifahrersitz. Wenn es so weit war, würde er sich alles schnell in die Tasche stecken können. Er fand es bedauerlich, dass er auf den Champagner verzichten musste, aber vielleicht hatte sie diese dumme Rekonstruktion im Fernsehen gesehen. Er brauchte ihn ohnehin nicht mehr, aber es hatte schon etwas Stilvolles gehabt. Er war nie knauserig gewesen – es hatte immer Taittinger sein müssen. Er wollte, dass das Letzte, was sie schmeckten, gut war – das Letzte in jedem herkömmlichen Sinn.
    Die Gespräche, die er mit ihnen führte, während er wartete, bis das Hypnotikum wirkte, waren zwar zumeist langweilig, doch sie hatten ihm zumindest einen Eindruck vermittelt, mit wem er es zu tun hatte. Das war wichtig. Die dreißig Minuten mit Alison hatten ihm ein besseres Gefühl für das Leben verschafft, das er ihr gegeben hatte. In dieser halben Stunde verstand er das alte Leben, von dem er sie befreite. Ab diesem Zeitpunkt war die ganze Sache nur noch ein reines Glücksspiel.
    Er lächelte.
    Er hoffte, dass die Polizei in der Lage war, die rein praktischen Gründe für diese Änderungen in seinem Arbeitsablauf zu erkennen. Er wollte nicht, dass die Zeit mit Irrelevantem verschwendet wurde. Vorher Champagner, jetzt eine Spritze – eigentlich war es doch egal. Thorne würde es verstehen. Vielleicht hatte er offiziell nichts mehr mit dem Fall zu tun, aber das war ohne Bedeutung.
    Er drehte den Zündschlüssel und schaltete das Licht ein. Er war zuversichtlich und fühlte sich stark. Sobald er wieder zu Hause war und das Verfahren anwandte, würde er die Möglichkeit des Scheiterns nicht mehr in Betracht

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