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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sondern UN-Friedenstruppen. In Bermondsey und New Cross trieben sich in den Bars Typen rum, vor denen sogar Slobodan Milosevic Schiss gekriegt hätte.
    Er öffnete seinen Koffer und sah sich die Bilder noch einmal an. Sie sahen aus wie Fotos, wie sie bei jeder verdeckten Ermittlung gemacht wurden. Eine gute Karrieremöglichkeit für Bethell, sollte er sich je entscheiden, einen Richtungswechsel vorzunehmen. Bishop war fotogen, das hatte Thorne schon vorher gewusst, auch wenn sein Lächeln, wenn er in Gesellschaft war, abwesend und sein Gesicht härter, wenn nicht gar streng wirkte.
    Thorne ging ein Foto nach dem anderen durch. Da war das Bild, auf dem James zurück zum Haus ging, nachdem er mit Bethell geredet hatte. Er blickte über die Schulter nach hinten und versuchte, bedrohlich auszusehen, schaffte es aber nicht. Thorne fragte sich, ob er eine Freundin hatte. Vermutlich eine Pferdenärrin, die Charlotte hieß, sich aber Charlie nennen ließ, nur Schwarz trug und sich am Sonntagnachmittag in Camden Lock rumtrieb und Pillen einwarf. Thorne suchte das beste Foto – dasjenige, auf dem Bishop direkt in die Kamera blickte. Vielleicht hatte er Bethell rascheln hören oder dessen gebleichtes Haar in den Büschen aufblinken sehen. Das Foto war nicht da, und Thorne fiel ein, wo er es vergessen hatte. Der Anruf in Alisons Zimmer hatte ihn derart mitgenommen, dass er völlig vergessen hatte, warum er eigentlich zu ihr gegangen war. Vielleicht hatte es eine Krankenschwester gefunden und weggeworfen. Unwahrscheinlich. Anne müsste eigentlich bereits darüber gestolpert sein, was hieß, dass er sich eine Erklärung ausdenken musste. Bis dahin allerdings würde sich schon gezeigt haben, dass er Recht hatte.
    Wem machte er da eigentlich etwas vor? Ob richtig oder falsch, die Täuschung würde wahrscheinlich das, was zwei Abende zuvor zwischen ihm und Anne geschehen war, zu einer einmaligen Sache machen.
    Der alte Mann neben ihm tat so, als würde er Zeitung lesen, blickte aber bei jeder Gelegenheit verstohlen auf die Fotos auf Thornes Schoß. Vielleicht dachte er, Thorne sei eine Art Spion oder ein schäbiger Paparazzo. Vielleicht dachte er, Thorne hätte die Prinzessin getötet. Auf jeden Fall nervte er. Thorne drehte eins der Fotos um und hielt es hoch, sodass der andere besser sehen konnte, was darauf war. Schnell senkte er seinen Blick auf die Zeitung. Thorne beugte sich hinüber und flüsterte verschwörerisch: »Es ist alles in Ordnung. Er ist Arzt.«
    Für den Rest der Fahrt blickte der Mann nicht mehr von seiner Zeitung auf.
    Margaret Byrnes Wohnung lag fünf Minuten vom Bahnhof entfernt. Thorne kannte die Gegend nicht besonders gut, doch sie wirkte erstaunlich ruhig und vorstädtisch in Anbetracht dessen, dass Brixton nur zwei Minuten entfernt war. Thorne war 1981 dort auf den Straßen gewesen. Nie war er sich so gehasst vorgekommen. Er und viele seiner Kollegen hatten sich mit dem Gedanken getröstet, dass die Polizei nur die üblichen Prügel bezog. Eine Entschuldigung, um protzige Autos in Brand zu stecken und ein paar Fernseher zu klauen. Die Ereignisse danach hatten ihm deutlich gemacht, dass er Unrecht hatte. Und Stephen Lawrence hatte alles geändert.
    Thorne klingelte an der Tür und wartete. Die Vorhänge im Erker waren zugezogen. Das Schlafzimmer, vermutete er. Er blickte auf seine Uhr: Er war etwa zehn Minuten zu spät. Er klingelte erneut und blickte sich in der Hoffnung um, dass eine Frau die Straße entlanggerannt kam, die nur mal schnell eine Tüte Milch holen gegangen war, doch er sah lediglich eine Frau im Haus gegenüber, die ihn misstrauisch beäugte.
    Thorne drückte sein Gesicht gegen die Fensterscheibe und spähte durch einen schmalen Spalt in den grünen Vorhängen, doch das Zimmer lag im Dunkeln. Er drehte sich wieder nach der Frau auf der anderen Straßenseite um, die ihn immer noch beobachtete, und wurde langsam nervös.
    »Beruhige dich, Tommy. Vielleicht ist sie nur eingenickt oder so.«
    »Mein Gott, doch nicht jetzt.«
    Rechts am Haus führte ein schmaler Weg vorbei, der von grauen Mülleimern versperrt war. Thorne kletterte hinüber und ging langsam weiter. Das hohe Tor am Ende war verschlossen. Thorne warf seinen Aktenkoffer hinüber und schnappte sich einen der Mülleimer. Die Aufpasserin auf der anderen Straßenseite hatte wahrscheinlich ohnehin bereits die Polizei verständigt.
    Er versuchte, sich auf der anderen Seite des Zauns so langsam wie möglich hinabzulassen, doch der

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