Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
Geschichten, die man ihnen erzählt, selbst … »Er zwinkerte und senkte verschwörerisch die Stimme. »Selbst wenn sie einem den Arsch abwischen, man ist immer noch der Vater …« Plötzlich schwankte seine Stimme. Er schluckte, holte Luft und fuhr fort, wobei er kürzere Sätze bildete und zwischen den einzelnen Wörtern nach Luft schnappte. »Es hört nie auf, nie. Man ist immer noch der Vater, und er ist der Sohn. Immer noch der Sohn …« Er wandte das Gesicht ab. Sein Unterkiefer nahm die kauende Bewegung wieder auf.
    »Dad. Sie sind so weit …« Leslie Bowles’ Tochter tauchte hinter ihm auf. Thorne sah zu, wie sie langsam zu den Autos gingen, und entdeckte McEvoy, die auf dem schmalen Kiesweg an ihnen vorbei auf ihn zukam.
    »Er ist unglaublich«, sagte Cookson, als er dem Alten nachblickte. »Muss an die neunzig sein.«
    McEvoy kam näher. Sie nickte Lickwood und Jay zu und trat zu Thorne. »Lippenstiftilein neu aufgetragen. Welt wieder in Ordnung. Gibt’s was Neues?«
    Thorne fing Cooksons Blick auf und stellte die beiden einander vor. »Andrew Cookson, er unterrichtet an der King Edward’s. Detective Sergeant McEvoy …«
    McEvoy und Cookson schüttelten sich die Hand. »Ich habe mich geirrt«, sagte Cookson, »Sie sehen nicht alle gleich aus.«
    »Ach, dann haben Sie’s also bemerkt?«, erwiderte McEvoy sarkastisch. »Und Sie sind ein Lehrer?«
    Langsam rollten die Autos von der Kirche fort. Die Trauernden begannen sich ihnen anzuschließen. Regenschirme tauchten auf, als es zu nieseln anfing. Thorne war zufrieden. Er fühlte sich ohnehin noch nicht trocken, nachdem er den ganzen Morgen am Bahndamm herummarschiert war. Seine Füße waren eiskalt, doch er fand, alles in allem betrachtet, gehörte zu einer Beerdigung Regen. Und schwarzes Schirmgewusel, auf den Sargdeckel trommelnder Regen, eine geheimnisvolle Frau, die niemand kennt, Schluchzen … und jede Menge Alkohol.
    Vielleicht stellte er sich auch nur seine eigene Beerdigung vor …
    »Los, Leute«, forderte Thorne seine Kollegen auf, und sie machten sich auf den Weg zu ihren geparkten Autos. Zum Friedhof waren es an die vier Kilometer. Natürlich war es ein Friedhof, niemals ein Krematorium. Es musste eine Beerdigung sein, falls die Leiche noch einmal exhumiert und untersucht werden musste.
    »Ich meine, danach! Die Suche selbst. Das Graben.«
    Er erinnerte sich daran, wie er den Morgen verbracht hatte, an die Hunde. Wie sie bellend und heulend in der Erde scharrten, etwas lange Totes zwischen den Coladosen und den Zigarettenkippen und dem Gestrüpp erschnüffelten.
    Der Regen war stärker geworden, als sie die Autos erreichten. Thorne und McEvoy kletterten in den Mondeo. Er ließ den Motor an ; ihm fiel ein, dass er die Heizung noch immer nicht hatte reparieren lassen, und schaltete die quietschenden Scheibenwischer ein. Er fuhr hinaus auf die Hauptstraße und folgte der Schlange der größeren, dunkleren Autos.
    Der Mord an Ken Bowles, der meine Schuld ist.
    Und Thorne wusste, dass es die seine war – dass es ihm stets Leid tun würde, dass er den Mann kriegen würde, der ihn umgebracht hatte. Er wusste, dass er, wenn er am Grab stand, seine Schuld spüren würde, heiß und heftig spüren würde im Bauch, wo sie sich zusammenballte und verkrampfte und sich wieder beruhigte, um bei der nächsten Gelegenheit erneut loszulegen.
    Ebenso wusste er, dass er, wenn er zusah, wie der Sarg ins Grab gesenkt wurde, an Charlie Garners Mutter Carol denken würde, die in ihrem Grab lag. An Katie Choi und Miriam Vincent in den ihren. Wenn sie Ken Bowles hinunterließen, würde er an Karen McMahon in ihrem Grab denken, das noch unbekannt und nie gepflegt worden war.
    Ein bei weitem nicht so tiefes Grab.
     
    Zitternd saß er am Tisch. Ihm gegenüber saß Caroline und weinte und, ehrlich gesagt, fehlte auch bei ihm nicht viel …
    Sie hatte Nudeln gekocht. Sie hatten zusammengesessen und über den Tag geredet, der für sie beide nicht besonders angenehm gewesen war, und plötzlich hatte sie wieder mit dem Thema Kinder angefangen. Es kam alle paar Monate aufs Tapet, und für ihn ging es dann hauptsächlich darum, die richtigen Knöpfe zu drücken. Er nickte und lächelte und erklärte, wie weit sie es in ihrer Karriere noch bringen könnte. Er stellte die Frage, ob jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt sei, und drückte ihr die Hand, versicherte ihr, dass er, aber ja doch, natürlich auch Kinder wollte, aber dass sie sich sicher sein sollten. Dass sie diese

Weitere Kostenlose Bücher