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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Tee trank. Thorne steckte zwei Finger in den Mund und pfiff laut, um Hollands Aufmerksamkeit zu erregen. Als ihm das gelungen war, begann er zu deuten.
    Holland winkte und sprach in sein Funkgerät.
     
    Im Rückspiegel sah Thorne, dass Palmer mit gebeugtem Kopf im Fond saß, als betrachte er das Metall um seine Handgelenke und um das von Dave Holland, der neben ihm saß, und denke schweigend darüber nach, wie die Handschellen dorthin gelangt waren. Wie er auf den Rücksitz dieses Autos gelangt war. Der Detective, der den Vectra hinter ihnen fuhr, fing Thornes Blick auf und blendete kurz die Scheinwerfer auf. Thorne hob die Hand als Zeichen, dass er verstanden hatte.
    Der kleine Konvoi bog links in den Blackwall-Tunnel ab, auf die Straße nach Woolwich, zurück zum Belmarsh Prison, Palmers Gefängnis.
    Palmer sprach beiläufig, als bitte er darum, ein Fenster zu öffnen, doch selbst über den Krach des Mondeo und den Verkehrslärm hinweg konnte Thorne die Not in seiner Stimme hören.
    »Es wird lebenslänglich sein, oder? Ich werde nicht mehr rauskommen …«
    Thorne versuchte stets, nicht an den Prozess zu denken. Natürlich würde er in den Zeugenstand müssen, aber seine eigentliche Arbeit war dann, falls er sie ordentlich gemacht hatte, vorbei. Gelegentlich kam es vor – und in den letzten Jahren etwas häufiger dass ein Idiot von Richter, ein Ewiggestriger, der keine Ahnung von Rapmusik hatte und dachte, Frauen in kurzen Röcken legten es nur darauf an, den Karren an die Wand fuhr: für Schlagzeilen sorgte und die Arbeit der Polizei untergrub, indem er einen Mörder zu einer lächerlichen Strafe verurteilte, als habe der vergessen, seine Bibliotheksbücher zurückzubringen …
    »Es wird lebenslänglich sein?« Die Betonung auf wird. » Denken Sie …?«
    Ein Blick in den Spiegel sagte Thorne, dass Palmers Kopf jetzt nicht mehr gesenkt war, sondern er geradeaus sah. Thorne gab ihm die einzige ehrliche Antwort, die er ihm geben konnte: »Ich hoffe es, ja.«
    Palmer nickte mehrmals hintereinander. Thorne fand, er wirkte erleichtert. »Außerdem werden sie mich auch isolieren? Wenn ich drin bin? Das tun sie, ich hab es mal wo gelesen, bei Gefangenen, die eine Frau umgebracht haben. Sie isolieren sie, weil die anderen Insassen, die ehrlichen, anständigen Diebe und Räuber und Auftragskiller, Leute wie mich fertig machen, wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten. Das stimmt doch?«
    Thorne sah wenig Grund, es zu leugnen. »Ja, manchmal. Normalerweise sind es Sexualstraftäter, wenn’s um Kinder ging …«
    »Ich weiß, aber sie hätten es auch auf mich abgesehen.« Es war keine Frage. Thorne zuckte mit den Achseln und ließ Palmer fortfahren. »Man kann sie unmöglich die ganze Zeit getrennt halten, oder? Sogar wenn man mit den … anderen Gefangenen beisammen ist, die so sind wie man selbst, den Besonderen. Da gibt es wohl eine Art Hackordnung, nehm ich an. Wenn man ein Perverser ist, der ein Schulmädchen umgebracht hat, ist man offensichtlich schlimmer als das Tier, das den alten Rentner umgebracht hat. Der Mann, der seine Frau zu Tode geprügelt hat, ist nicht ganz so verhasst wie der, der zwei Frauen tötete, die er nicht einmal kannte …«
    Thorne wollte sich das nicht noch länger anhören. Anfangs hatte es geklungen wie ein Versuch, sich Gewissheit zu verschaffen, jetzt klang es eher nach Selbstmitleid. »Hören Sie, Palmer, wenn Sie von mir hören möchten, dass es da drinnen hart wird, sag ich Ihnen das. Ja, Sie werden es hassen. Andererseits sind Sie nicht blöd, stimmt’s? Lieg ich da richtig?«
    »Ja, natürlich …«
    »Wenn es Ihnen darum geht, dass ich einen Funken von so was wie Mitgefühl für Sie empfinde …?«
    »Nein, absolut nicht.«
    »Gut.« Thorne trat aufs Gas, hoffte auf Dunkelgelb und schoss über einen Minikreisverkehr auf die Woolwich Church Street, den Fluss zu seiner Linken. Er warf einen Blick in den Spiegel, um sicherzugehen, dass der Vectra hinter ihm es über die Ampel geschafft hatte. Seine Augen wanderten zu Holland, der so gut wie nichts gesagt hatte, seit sie in den Wagen gestiegen waren. Nur ein Körper, an dem man einen Gefangenen mit Handschellen festgemacht hatte.
    »Da ist noch was, worüber Sie nachdenken sollten, Palmer. Ja, Sie haben vollkommen Recht, man wird Sie hassen, weil Sie Frauen umgebracht haben. Es spielt dabei keine Rolle, warum Sie sie umbrachten. Diejenigen, die Sie deshalb fertig machen wollen, glauben, dass es dabei um Sex ging. Sie haben nicht genug

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