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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Mördern gefragt.«
    Eine Pause entstand. »Ich hab nicht …«
    »Die Sache mit den Pocken. Ein Witz, mit dem du deine Kumpel reinlegen wolltest. Erinnerst du dich? Muss vor ein paar Wochen gewesen sein.«
    »Nein, tut mir Leid. Keine Ahnung, wovon du redest. Die Pocken?«
    »Hör mal, daran musst du dich doch noch erinnern. Du hast mich nach den Namen der schlimmsten Mörder gefragt …«
    »Was? Du meinst Krankheiten?«
    »Ja, das war der Witz daran, denk ich. Vergiss es. Gehörte ohnehin nicht zu deinen besten.«
    »Machst du dich lustig über mich?«
    Wieder lachte Thorne und schnitt eine Grimasse. »Na, wer sich da über wen lustig macht …«
    »Lass den Scheiß, ja …«
    »Dad …?« Thorne schwang die Beine auf den Boden und setzte sich aufrecht hin.
    »Mit wem zum Teufel glaubst du eigentlich, dass du sprichst? So mit mir zu reden …«
    Mit einem Mal war Thorne betroffen, versuchte es aber zu verbergen. »Dad, beruhige dich. Ist doch nicht wichtig, okay? Alles in Ordnung?«
    Bis auf das schwere Atmen war nichts zu hören. Zehn, fünfzehn Sekunden lang …
    »Dad, ich …«
    »Scher dich zum Teufel, du kleines Arschloch«
    Ein Wutausbruch und dann das Freizeichen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Karen McMahons Eltern waren über den Fund der Leiche nicht informiert worden, zumindest nicht offiziell. Das würde erst nach Beendigung der Tests geschehen. Allerdings dürfte die Bitte um geeignetes Material für einen DNS-Test bei ihnen einen leisen Verdacht geweckt haben. Ein Anruf aus heiterem Himmel fünfzehn Jahre später und plötzlich die Hoffnung, die Tochter endlich zur Ruhe betten zu können.
    Karen McMahons Eltern hatten den Schauplatz sicher noch nicht besucht, ihr erstes Grab. Wenn sie es taten, würden sie es wohl ohne große Schwierigkeiten finden.
    Über achtundvierzig Stunden war es jetzt her, seit sie auf die Knochen gestoßen waren, auf die Müllsäcke und den Teppich. Die Gerätschaften, die Paraphernalien, waren bereits verschwunden. Nun war nur noch ein Schlammloch zu sehen, das durch die Fußspuren, ein paar Absperrbänder und den kleinen Stapel Steine gekennzeichnet war, mit denen Nicklin die Tiere hatte fern halten wollen und die nun wie die Parodie eines Grabsteins wirkten.
    Wahrscheinlich würden sie mit Vic Perks herkommen, wenn sie denn kamen …
    Perks hatte unmissverständlich klar gemacht, dass er die Stelle sehen wolle. Er hatte, als Thorne es ihm erzählte, dankbar geklungen – dankbar und am Boden zerstört.
    »Ging es schnell? Was denken Sie?« Palmer hatte, ohne ein Wort zu sagen, minutenlang in den Graben gestarrt. Die unvermittelte Frage überraschte Thorne ein wenig.
    »Sie zu begraben?«
    »Sie umzubringen.«
    Thorne dachte an das vermoderte schwarze Seil, das lose um die Halswirbelknochen hing, wo es mal scharf ins Fleisch geschnitten hatte. Carol Garners Autopsiebericht fiel ihm ein. »Nicht schnell genug«, erwiderte er.
    Palmer trat von dem Graben zurück und drehte sich zum Bahndamm, blickte hinauf, wo die Begleitpolizisten in ihrem Auto saßen – dem Vectra neben Thornes Mondeo. Es nieselte. Beide Autos waren voller Dreckspritzer. Am Fuß des Abhangs lief Holland in einer gelben Regenschutzjacke auf und ab und warf gelegentlich einen Blick hinüber zu Thorne und Palmer. Er sah aus, als wäre er lieber woanders.
    »Stuart hat mich angelogen.«
    Thorne hatte schon Merkwürdigeres gehört, allerdings fiel ihm im Augenblick kein Beispiel ein. »Ach ja?«, entgegnete er und dachte: Er hat eine ganze Menge mehr getan, als dich angelogen …
    »Da war was an dem Tag, als Karen vermisst wurde.« Er räusperte und korrigierte sich. »An dem Tag, an dem sie umgebracht wurde. Als wir drei zusammen hier unten waren.« Er begann sich zu entfernen, jeder einzelne Schritt schien eine Ewigkeit zu brauchen, als bewege er sich in Zeitlupe.
    Thorne folgte ihm, machte zwei Schritte für jeden Schritt Palmers. Sie hatten das Gras gemäht, und die Erde fühlte sich unter ihren Füßen schwammig an. Aus dem Augenwinkel konnte er rechts Holland sehen, der sich in seiner leuchtend gelben Jacke deutlich vor dem dunklen Damm abhob.
    »Es war ein Scherz, ein übler Scherz«, erklärte Palmer. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie beide gemeinsame Sache machten. Spielt inzwischen ohnehin keine Rolle mehr.
    Ich dachte, Karen … wolle mich. Und war ganz aus dem Häuschen. Sie wollte mich, verstehen Sie. Nicht Stuart.« Seine Stimme klang ungewöhnlich hoch, als sei sie durch die Erinnerung

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