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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gezwungen, möglichst so wie vor fünfzehn Jahren zu klingen. Er zuckte mit den Achseln. »Wie ich sagte, ein Scherz. Ich wurde zum Narren gehalten. Aber das war mir damals nicht klar. Ich war aufgeregt, erregt, so wie nie zuvor und nie danach. Was dann passierte, war keine Absicht. Ich würde es Ihnen sagen, wenn es anders wäre, es könnte mich in Ihren Augen kaum schlimmer dastehen lassen, aber es steckte wirklich keine Absicht dahinter.« Er holte tief Luft. »Ich entblößte mich vor ihr.«
    Palmer war stehen geblieben und wandte sich zu Thorne, als dieser neben ihm angekommen war. »Mir ist durchaus bewusst, wie … unbedeutend das heute klingt. Damals, in dem Augenblick, hätte ich ohne zu zögern mein Leben drangegeben, wenn ich gewusst hätte wie. Wenn ich den Mut dazu aufgebracht hätte. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es als Witz gemeint war, dass sie sich wahrscheinlich abgesprochen hatten. Doch der Ausdruck auf Karens Gesicht war entsetzlich. Sie ekelte sich. Kein gespielter Ekel, sondern es graute ihr tatsächlich. Als erinnere sie das an etwas … Seither frage ich mich immer wieder, ob sie vielleicht missbraucht wurde, ob mein nackter Anblick irgendetwas in ihr aufwühlte.« Er nickte. »Bringt nichts, jetzt darüber zu spekulieren, ich weiß, … Wie auch immer, ich rannte weg, weg von hier, voller Angst, ich könnte Karen an diesem Tag etwas angetan haben. Später, nachdem sie verschwunden war, tat Stuart alles, was in seinen Kräften stand, um mich in dem Glauben zu lassen.«
    Thorne blickte hinunter auf Palmers Fäuste. Sie bebten, zusammengehalten von den Handschellen, vor seinem Bauch.
    »Er erklärte Ihnen, es sei Ihre Schuld, dass sie in das Auto stieg?«
    Palmer nickte. »Als sei sie wegen mir so verstört gewesen, dass sie nur noch wegwollte. Er versprach mir, es niemandem zu sagen. Er erklärte, er würde mich beschützen. Er erinnerte mich daran an dem Tag, als er in dem Restaurant auftauchte. Ließ Andeutungen fallen … Drohungen.«
    »Er benutzte Sie, um sich zu schützen.«
    »Ja, das hab ich inzwischen kapiert«, entgegnete Palmer. Gereiztheit machte sich in seiner Stimme bemerkbar. Für eine Sekunde senkte er den Kopf. Als er ihn wieder hob, war die Gereiztheit verflogen. »Tut mir Leid.«
    Thorne sagte nichts.
    »Im Lauf der Jahre gab ich der Sache einen etwas übersinnlichen Dreh. Ich dachte ständig daran, und es wurde in meinem Kopf in diese seltsame Form gepresst. Ich redete mir ein, was ich Karen angetan hatte, habe sie auf eine gewisse Art vergiftet. Als hätte ich ihr den Geruch des Opfers angehängt, sie auf eine machtvolle Weise als Opfer prädestiniert. Als hätte die Perversion des Ganzen sie umgeben, den Mann im Auto magisch angezogen …«
    Thorne wartete ein paar Sekunden, um sicherzugehen, dass er die Geschichte zu Ende erzählt hatte.
    »Was wollten Sie mir sonst noch über Nicklin sagen, Martin?«
    Palmer schloss langsam die Augen und ließ den Kopf sinken. Thorne erwartete halb, dass Palmers massiger Körper in das aufgeweichte Erdreich zu sinken beginnen würde, niedergedrückt von dem unsichtbaren Gewicht, das auf ihm lastete.
    »Was wollten Sie mir noch sagen?«
    Thorne gab Holland ein Zeichen, indem er den Kopf schüttelte. Es wurde ohnehin bereits dunkel. Am besten, sie brachen jetzt auf; vielleicht schafften sie es noch vor dem Berufsverkehr.
    Mehr erfuhren sie im Augenblick nicht von Martin Palmer.
     
    Zwei Autos, die Stoßstange an Stoßstange von Nordwestlondon hinunter in den Südosten der Stadt fuhren. In dem verdreckten blauen Mondeo saßen drei Männer, die den Großteil der Fahrt ihren eigenen Gedanken nachhingen. Nach Lösungen suchten.
    Verzweifelte Pläne schmiedeten.
    Martin Palmer. Der sich an Lügen erinnerte, über Verrat nachgrübelte, im Voraus um Verzeihung flehte.
    Dave Holland. Der seine Optionen abwog und jede auf ihre Art unbefriedigend fand, Ekel erregend. Jenseits seiner Möglichkeiten.
    Tom Thorne. Dem die Zeit und die Ideen knapp wurden. Der sich fragte, ob das eines der Gesichter sein würde, die nicht zu vergessen er verdammt war. Würde Stuart Nicklins Gesicht zu denen gehören, die er nie sehen würde und daher nie würde vergessen können?
    Die Antwort würden sie alle schneller erhalten, als sie vermuteten.
    »Ich möchte eins klarstellen, bevor wir zurück nach Belmarsh kommen, Martin.« Thorne sprach beiläufig, als nehme er einen Gesprächsfaden wieder auf. Sie kamen gerade durch Maida Vale und fuhren Richtung

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