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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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wie ihr Tränen in die Augen stiegen. »Wann hab ich das getan? Sag schon?«
    »Vielleicht nie. Vielleicht in einer halben Stunde …« Holland wünschte sich so sehr, die eineinhalb Meter, die zwischen ihnen lagen, zu ihr zu gehen und sie ihn die Arme zu schließen. Er schaffte es nicht.
    »Niemand sonst weiß davon, Dave.« McEvoy beobachtete sich selbst und kam sich vor wie eine blöde Blondine, die alles daran setzt, einem Strafzettel zu entgehen. Sie hasste es. »Vergessen wir doch die ganze Scheiße, die passiert ist. Dave …?«
    »Niemand sonst weiß davon – bis jetzt. In meinen Augen bist du nicht besonders geschickt darin, es zu verbergen.«
    Blitzschnell änderte McEvoy ihre Taktik. »Wenn du zu Brigstocke gehst, folge ich dir auf dem Fuß. Ich erzähle ihm, du hättest mir nachgestellt, mich sexuell belästigt. Sie werden denken, du erfindest das alles nur, weil ich nicht mit dir vögeln wollte
    Holland sah, wie verzweifelt sie war – in die Ecke getrieben. Ihm war klar, sie klammerte sich mit den Fingernägeln an den Felsvorsprung, sagte Dinge, die sie nicht so meinte und niemals tun würde. Er verlor dennoch die Beherrschung und lief durch das Büro, packte die Zeitung, die oben auf dem Aktenschrank lag, und warf sie ihr hin.
    McEvoy starrte hinunter auf das Bild von Thorne und Palmer am Entwässerungsgraben.
    »Wenn du auch nur ein Wort sagst«, stieß Holland hervor, »öffnest du eine riesige Dose voller Würmer.«
    McEvoy sah ihn verwirrt an. »Du glaubst, ich sei die undichte Stelle?«
    »Ich kann es mir nicht leisten, es zu verschwenden. Hast du gesagt.« Holland schnappte sich die Zeitung und zerknüllte sie. »Scheiße, das ist leicht verdientes Geld, richtig? Ein Tipp hier, eine Fotogelegenheit da, und du bist für eine Woche versorgt. So wie ich mir das vorstelle, geben sie dir gleich das Koks, damit ersparen sie sich die Scherereien mit der Kohle.«
    »Dave …«
    »Gib’s doch zu, du hast es getan, richtig? Gib’s doch einfach zu …«
    Holland sah McEvoys Lider zucken, sah ihre Anspannung. Er wandte sich um, um Thorne in der Tür zu entdecken. Keine merkwürdige Pause, kein bedeutungsschwangeres Schweigen entstand. McEvoy war schon auf den Beinen und unterwegs zur Tür, flachste dabei mit Thorne, als sei nichts geschehen.
    »Einige Leute hier drinnen sind so übel drauf, wie Sie aussehen …«
    Dann machte sich Schweigen breit.
    Thorne schloss die Tür und ging ins Zimmer. »Dave, gibt es ein Problem zwischen Ihnen und Sarah?« Holland sagte nichts. Thorne war aufgebracht, fühlte sich überrollt. Er wollte keine weiteren Unklarheiten und kein Chaos mehr. »Detective Constable Holland, gibt es ein Problem zwischen Ihnen und Detective Sergeant Evoy?«
    Holland sah zu Thorne. Später, wenn er am Tresen stand oder zu einer Neonröhre hinaufstarrte, würde er an diesen Augenblick zurückdenken. Wenn er in den Monaten und Jahren, die folgen sollten, mitten in der Nacht auf der Bettkante saß und Sophie sich neben ihm im Schlaf umdrehte, würde er diesen Moment vor sich sehen, sich an jedes Detail in Thornes verletztem Gesicht erinnern, an jede Nuance in seiner verletzenden Stimme. Er würde sich daran erinnern und sich wünschen, er hätte die Wahrheit gesagt.
    Holland sah zu Thorne. »Nein, Sir.«
    Thorne atmete tief aus und trat ans Fenster. Blickte hinunter und hoffte, etwas zu sehen, was seine Laune hob. Ein paar bei ihrer Marschübung aus dem Tritt geratene Polizeischüler wären genau richtig. Oder besser eine ganze Gruppe, die eine menschliche Pyramide bildete, auf zwei Motorrädern, wie er es als Kind in diesen Anzeigen gesehen hatte …
    Es waren nur zwei Zivilbeamte zu entdecken, die in der Einfahrt eine Zigarette rauchten.
    Thorne wandte sich um und ging zurück. Er kam sich ziellos und nutzlos vor, als traue ihm niemand. Er öffnete die Tür des Büros und sah hinaus in die Einsatzzentrale. In der gegenüberliegenden Ecke sah er Norman, wie er sich über McEvoys Schreibtisch beugte. Sie sagte etwas, was ihn zum Lachen brachte.
    »McEvoy und Norman kommen gut miteinander aus, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich versucht er sie dazu zu überreden, auf der nächsten Pressekonferenz aufzutreten«, sagte Holland. »Er erzählt ihr ständig, sie solle eine Medienschulung mitmachen. Er findet, sie käme gut rüber vor der Kamera.«
    Thorne drehte sich um. »Was ist mit mir? Wie kamerageeignet bin ich?« Holland schwieg und überlegte, wie viel Diplomatie angebracht war. »Sieht es wirklich

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