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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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amüsierte wie er. Die Tatsache, dass er in einer Ecke mit Derek Lickwood festgesessen war, hatte es nicht besser gemacht.
    »Danke«, sagte Holland und zwängte sich zwischen Thorne und Hendricks.
    »Das geht nun mal nach dem Rang, Holland. Ich benachrichtige die nächsten Angehörigen, Sie müssen mit Detective Chief Inspector Lickwood reden. Hat er das bei Ihnen auch abgezogen – über Ihren Kopf hinweggeblickt, während er mit Ihnen sprach?«
    Holland schüttelte lächelnd den Kopf. »Er ist ein solcher Wichser. Stichelte ständig wegen Palmers Flucht. Fragte, ob Sie nie für Group 4 gearbeitet haben.«
    Hendricks prustete in sein Glas. Thorne zischte ihn an. »Lass das.«
    »Er geht«, sagte Holland. Thorne blickte gerade noch rechtzeitig auf die andere Seite, um Lickwood an der Tür stehen zu sehen. Kurz bevor er auf die Straße trat, wandte er sich um und nickte Thorne zu. Seine Miene war schwer zu deuten, doch Thorne hätte einen Batzen Geld auf blasiert gesetzt.
    »Ich kann mir denken, wieso er hier war«, sagte Holland. »Er schien sehr enttäuscht, dass Detective Sergeant McEvoy fehlte. Etwas verwirrt …«
    Hendricks hatte ein Faible für solche Affären. »Was? Lickwood steht auf McEvoy?«
    »O ja, der zieht ihr in Gedanken schon das Höschen aus.«
    »Was haben Sie ihm erzählt?«, fragte Thorne.
    »Ich hab’s runtergespielt. Tat so, als ob ich selbst nicht wüsste, wo sie steckt. Er war stinkig deswegen. So viel steht fest.«
    Hendricks trank den Rest seines Guinness. »Ein beliebtes Mädchen, diese McEvoy.«
    »Das stimmt«, erwiderte Thorne. »Das Problem ist, ich bin mir nicht sicher, ob sie sich selbst besonders mag.«
    Wenn Thorne Schwierigkeiten hatte, Lickwoods Miene zu deuten, dann war für ihn in diesem Augenblick Dave Hollands Ausdruck ein Buch mit sieben Siegeln. Er starrte ihn ein oder zwei Sekunden lang an, bevor er sich abrupt umdrehte – am anderen Ende des Raums hatte irgendein Idiot sich ein Mikrofon geschnappt, und die Rückkopplung war grässlich.
    »Es ist Jesmond«, erklärte Hendricks.
    Thorne erkannte das Zeichen zum Aufbruch, wenn es kam. »Los, Holland. Sehen wir zu, dass wir hier rauskommen.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Glücklicherweise habe ich eine dringende Verabredung in Colindale mit dem Directorate of Professional Standards. Sie dürfen mir die Hand halten.«
    Als die ersten verzerrten Plattitüden durch den Raum dröhnten, drängten sich Thorne und Holland zum Ausgang. Thorne fragte sich, ob ihm bei diesem Gespräch sein nach Bier riechender Atem wohl zum Nachteil gereichen würde.
    Holland hinter ihm ging durch den Kopf, wie kalt es heute früh um halb vier gewesen war. Als er nackt auf der Bettkante saß. In sein Handy flüsterte, während Sophie sich neben ihm hin und her wälzte, vom Telefon im Schlaf gestört, aber noch nicht ganz wach.
    McEvoys Stimme hatte angespannt gewirkt, durcheinander … laut genug, um den Lärm der Hölle zu übertönen, aus der sie ihn anrief; eine herzzerreißende Mischung aus Hilflosigkeit und Arroganz.
    »Mir geht’s gut. Kapiert? Wollt ich dir nur gesagt haben. Mir geht’s absolut prima.«

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    Mit jeder Line wurde die Stimme ruhiger.
    Sie hatte seit beinahe sechsunddreißig Stunden nicht mehr geschlafen. Dass sie nichts intus hatte, lag noch eine Weile länger zurück. Es ließ sich schwer sagen, was davon die seltsamen körperlichen Zustände auslöste, unter denen sie alle paar Minuten litt. Sie war übermüdet. Sie zitterte. Sie war weggetreten. Sie war drauf, angespannt, hysterisch, apathisch, in Panik, kribbelig, unerschrocken …
    Letzte Nacht hatte sie, kaum dass Holland gegangen war, ihr restliches Koks genommen und sich an den Computer gesetzt. Sie hatte ein paar E-Mails geschrieben, ein paar bekommen und dann war sie nach draußen gegangen, um sich was zu besorgen. Den größten Teil der Wegstrecke war sie gelaufen, hatte wie üblich darauf geachtet, auf keine Ritzen im Pflaster zu treten.
    Den Rest der Nacht war sie wach geblieben – hatte getrunken und Kette geraucht, das Heftchen geöffnet, das aus einem gefalteten Lotterielos bestand, und sich etwa jede halbe Stunde eine Line reingezogen. Seit die Sonne aufgegangen war, war sie dazu übergegangen, sich jede Viertelstunde eine zu genehmigen.
    Der Arsch zockte sie ab, ganz klar. Sie hatte immer vier Lines aus einem Viertel rausgebracht und jetzt waren’s plötzlich nur noch drei. Sie musste auch größere Lines ziehen. Das Schwein streckte

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