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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Sorgen bereitete. Er wusste nicht, was genau ihn beunruhigte, konnte nicht erklären, woher das Gefühl kam. Es ließ ihn frösteln und hielt ihn wach, und er musste sich jemandem anvertrauen. Es war in McEvoys Augen und in dem, was sie sagte und wie sie sich benahm. Schon seit einiger Zeit.
    Als hätte sie ein Geheimnis. Noch ein Geheimnis …
    »Was?«, wollte Thorne wissen.
    Holland schüttelte den Kopf, sah sich im Zimmer um. Suchte verzweifelt nach einem Anhaltspunkt, um diesem vagen Unwohlsein scharfe Konturen zu verleihen. Sein Blick blieb am Computer hängen.
    Der Ausdruck auf McEvoys Gesicht vor ein paar Tagen, als er in das Büro kam und sie im Internet war. Panik und noch etwas anderes. Trotz? Triumph?
    Thorne sah Holland zu, wie er zum Computer ging, sich einen Stuhl hinschob und den Knopf drückte, um den Rechner hochzufahren.
    »Was tun Sie da?«
    »Ich checke ihre E-Mails.«
    »Glauben Sie, sie hat sich die Drogen per E-Mail bestellt?«
    »Nein … vielleicht. Ich glaube nicht, dass das was mit dem Koks zu tun hat …« Holland fing an, die Maus zu bewegen, Fenster anzuklicken, zu öffnen.
    »Brauchen Sie dafür nicht eine Art Passwort?«
    »Würde ich, wenn ich mich unter ihrem Namen anmelden wollte, aber es sollte möglich sein, mir ihre Ablage anzusehen – nachzuschauen, was sie abschickte und was sie empfing …«
    Thorne nickte, störte Holland nicht weiter bei was immer er da machte.
    Kokain. Thorne hatte so etwas vermutet. Er hatte ein paar Bullen gekannt, die nichts gegen eine Line einzuwenden hatten. Meistens die älteren, die es besser hätten wissen müssen, die schlecht Ecstasy nehmen konnten, weil dazu das Tanzen gehörte. Was immer ihre Gründe waren, einige kamen dadurch ziemlich auf den Hund.
    Wie tief McEvoy wohl drinsteckte? Thorne blickte auf und sah, wie die Antwort durch das Zimmer reflektiert wurde, von einem Spiegel zum anderen …
    »Scheiße … o nein.«
    »Was?« Thorne spürte die schlagartige Veränderung in seinem Körper; die Nervenenden wurden hellwach, seine Sinne schärfer, als er, instinktiv auf die Panik in Hollands Stimme reagierend, zum Computer hastete. »Was ist los, Dave?«
    Holland fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, kratzte sich am Kopf, starrte ungläubig auf den Bildschirm. Thorne beugte sich vor und blickte ihm über die Schulter. Er verstand nicht sofort, was er da sah.
    »Ich kann nicht …« ’
    »Sie bekommt E-Mails von dem Mörder«, sagte Holland. »Vom Nachtwächter …«
    Thorne spürte ein Prickeln an den Schultern, spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. »Sie bekommt sie und antwortet darauf? Wie lange schon …?«
    »Warten Sie …« Holland klickte mit der Maus, sortierte die Mails nach Datum. Er scrollte langsam herunter, und Thorne sah zu, wie sie vor seinen Augen über den Bildschirm glitten. Eine Korrespondenz zwischen einer Frau aus seinem Team und dem Mann, hinter dem sie her waren. Einem Mann, der brutalere Morde begangen hatte als jeder andere, der Thorne jemals den Schlaf geraubt hatte.
    »Seit einer Woche oder länger«, sagte Holland. »Scheiße, da sind Dutzende davon …«
    Es hatte tastend angefangen, wie ein Briefwechsel zwischen zukünftigen Liebenden. Er schrieb ihr, er finde, sie sei etwas Besonderes, sie habe das gewisse Etwas. Er frage sich, wie weit sie ihre Grenzen überschreiten würde, um ihr Ziel zu erreichen. Er drückte sich kryptisch aus, neckte sie. Thorne sah, dass er, zumindest am Anfang, ein paar Versuchsballons hatte steigen lassen, herausfinden wollte, wie viel sie über ihn wussten. Er umwarb sie. Das war Thorne sonnenklar. Ob es McEvoy wohl auch klar gewesen war? Ihre Antworten waren offen und direkt. Sie war ihm auf den Leim gegangen, oder sie ließ ihn in dem Glauben. Thorne war sich nicht sicher.
    »Worauf will sie hinaus …?« Hollands Panik wuchs mit jeder Minute, mit jeder weiteren E-Mail, die er öffne te.
    Je mehr Thorne las, desto klarer trat das Entsetzliche zutage. In den letzten zwei Tagen hatte das Geplänkel zunehmend etwas anderem Platz gemacht. Einer Einladung. Ob sie ihn treffen wolle? Entspräche sie der Person, die er in ihr sehe? McEvoy hatte ihm geantwortet. Sie entspreche allem, was er in ihr sehe, und mehr.
    »Wann? Wir müssen irgendwo einen Hinweis auf ein Datum, eine Uhrzeit finden …«
    »Ich hab’s«, rief Holland, als er die nächste Mail öffnete. »Lieber Gott, es ist heute. Vier Uhr …«
    Thorne sah auf die Uhrzeit, die in der oberen rechten Ecke des

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