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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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mehr getestet werden, wegen denen du so aus dem Häuschen warst?«
    Hendricks schnaubte. »Nee, um die Wahrheit zu sagen, da hätten wir mehr als Glück gebraucht. Möglicherweise hätten wir eine Chance gehabt, wenn er Kontaktlinsen getragen hätte.«
    Thorne war fasziniert. »Klingt gut …«
    »Liegt eigentlich nahe. Ein Fremdkörper im Auge erzeugt eine Irritation, wodurch die Tränenflüssigkeit mehr Zellgewebe enthält. Verstehst du? Noch besser wäre es gewesen, wenn er nicht nur Wasser, sondern auch Rotz geheult hätte …«
    »Mich interessiert es nicht im Geringsten … »
    »Ist nun ohnehin eine akademische Frage.«
    »Keine Chance auf den Nobelpreis?«
    »Kommt schon noch, Kumpel.«
    Thorne klappte den Autopsiebericht zu und fing an, Unterlagen in seine Aktentasche zu packen. »Mach dir nichts draus, wir haben dadurch trotzdem was über ihn erfahren …«
     
    Keine Reaktion. Thorne hörte jemanden mit Hendricks reden. Hörte die gedämpfte Stimme seines Freundes antworten, hörte schließlich, wie die Hand von der Sprechmuschel genommen wurde.
    »Tut mir Leid, Tom, das Abendessen ist fast fertig.«
    Hendricks’ Stimme wurde leiser. »Hab mir ’nen richtig scharfen Typen an Land gezogen. Hübscher Hintern und ein Ass in der Küche. Entschuldige, worüber hast du gerade gesprochen?«
    »Die Tränen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was sie uns über ihn sagen.«
    »Na ja, wir wissen, dass er besser drauf war, als er Carol Garner umbrachte.«
    Thorne stand auf und machte seine Tasche zu. Vielleicht schaffte er es mit etwas Glück, um viertel vor zehn zu Hause zu sein. »Richtig …«
    »Nein, das mein ich ernst. Schau dir den Bericht an, es ist offensichtlich. Er muss sich beruhigt haben oder sonst was. Möglicherweise hatte der Mistkerl was eingeschmissen, und das Zeug ließ nach. Die Sache lief völlig anders ab. Das Zungenbein ist intakt, der Knorpel nur minimal beschädigt …«
    Da spürte Thorne das Prickeln. Ein Schauer lief ihm den Nacken hinauf. Er hielt den Atem an. Beinahe erotisch …
    Was die ganze Zeit an ihm genagt hatte, trat nun deutlich hervor. Er setzte sich wieder hin, öffnete die Aktentasche und zog den Autopsiebericht heraus. »Erklär mir alles ganz langsam, geht das, Phil?«
    Er schlägt den Bericht auf, reißt eine Seite nach der anderen ein, als er zu schnell umblättert, überfliegt sie, sein Atem geht stoßweise, als Hendricks ihren Mordfall in etwas anderes, weitaus Beunruhigenderes verwandelt.
    »Okay … äußerlich betrachtet unterschieden sich die beiden Leichen, Murray und Garner, nicht nennenswert, doch innerlich ist es eine andere Geschichte. Ruth Murray starb an einem langsameren, längeren Druck auf die Arterie. Sagen wir, es wurde langsam und kräftig zugedrückt. Bei Carol Garner war es ganz anders. Sie hatte Blutergüsse am Hinterkopf, wo er ihren Kopf gegen den Boden schlug, als er sie erwürgte. Das war … Raserei. Nicht so bei Ruth Murray. Vielleicht war die Wut da schon verraucht. Vielleicht ist das sein Muster. Das musst du wissen, Kumpel.
    Da fiel es Thorne wie Schuppen von den Augen. Nein, nicht sein Muster …
    Die Tränen. Die Tränen eines großen Mannes auf einer Leiche, die draußen gefunden wurde. Eine Leiche, die nicht so geschunden, auf die geweint worden war. An einem anderen Ort liebkoste ein Kind das, was früher einmal der vertraut riechende Nacken seiner Mutter war, jetzt aber voll blauer Flecken, blutig und mit schweren inneren Verletzungen. Die Verpackung eines Schokoriegels, weggeworfen …
    War er größer als dein Opa?
    Und Charlie Garner, der langsam und trotzig den Kopf schüttelte.
    »Phil, kann ich dich zurückrufen …?«
    Trotz seiner Müdigkeit war Holland noch immer nicht gegangen. Thornes Gesichtsausdruck, als er in das Büro nebenan platzte, reichte, und er war augenblicklich hellwach.
    »Die Messerstechereien … erzählen Sie mir was über die Messerstechereien.« Thorne sprach leise, beherrscht, doch darunter, direkt unter der Oberfläche, lag eine Art Schrei – vielleicht Aufregung oder Entsetzen.
    »Sir …?«
    Er durchquerte das voll gestopfte Büro und stieß hervor: »Zwei Frauen, wurden beide am selben Tag erstochen. Ich glaube, Sie sagten im Juli.« Thorne deutete mit einem Nicken auf den Computer, bemüht, ruhig zu bleiben. »Ruf sie auf.«
    Holland wirbelte auf seinem Stuhl herum und begann mit der Eingabe, bemüht, sich an die Details zu erinnern.
    »Die eine in Finchley, denke ich. Die andere … weiter im Süden,

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