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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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wäre er mehr als ein wenig enttäuscht gewesen. Ohne die dramatische Note war drauf geschissen.
    Er blieb stehen. Das Gespräch stockte. Er machte einen letzten Schritt auf den Tisch zu, sein Oberschenkel stieß gegen die Tischkante, ihre Weingläser schwankten.
    »Können wir Ihnen irgendwie helfen?« Einer von Palmers Freunden, nervös, aber bemüht, gereizt zu klingen. Er ignorierte ihn, seine Augen waren nur auf Palmer gerichtet, warteten darauf, dass ihr Blick erwidert würde. Als dies geschah und der Funke des Wiedererkennens sich in ein Inferno verwandelte, sah er sich nicht enttäuscht. Nichts anderes hatte er sich in den vorangegangenen Wochen ausgemalt.
    »Martin? Ist alles in Ordnung, Kumpel?« Der zweite Mann, der besorgte Kollege, schob seinen Stuhl weg und sah sich um.
    Palmer, die Augen weit aufgerissen und mit hängender Kinnlade, ja … sie hing wirklich nach unten. Sein Gesicht hatte die Farbe alten Zeitungspapiers angenommen.
    Nicklin nickte, bleckte die Zähne. »Hallo, Mart. Das ist großartig, nicht wahr?«
    Palmer war wie vom Donner gerührt, sein Gesicht erstarrt. Aus dem Mundwinkel lief ihm Spucke und tropfte auf die makellos weiße Tischdecke.
    Von Panik ergriffen konnte er den Blick nicht von seiner Vergangenheit losreißen.

Neuntes Kapitel
    Beinahe drei Wochen, seit Charlie Garner zugesehen hatte, wie seine Mutter starb. Vierzehn Tage, seit die Ermittlungen zu dem Fall offiziell aufgenommen worden waren. Acht Tage vor Weihnachten.
    Ein Büro voller Leute, die warteten …
    Thorne sah ihnen zu, ringsum meist gesenkte Köpfe, ein resigniertes Lächeln, wenn es nicht anders ging. Aktenordner wurden herumgetragen, Anrufe beantwortet, auf Tastaturen wurde eingehämmert, eine Spur härter, als notwendig gewesen wäre. Frustriert, gelangweilt, einige stinksauer aus Gründen, die nur sie selbst kannten, andere noch kaputt vom Wochenende, doch allen war bis zu einem gewissen Grad klar, dass das, was sie hier aufführten, eher eine Inszenierung war.
    Das elektronisch erstellte Fahndungsfoto des Mannes, den Margie Knight und Michael Murrell gesehen hatten, des Verdächtigen in den Fällen Jane Lovell und Ruth Murray, war heute auf fast allen Titelseiten. Thorne wartete jedoch nicht auf das Klingeln der Telefone. Er wartete nicht auf begierige Helfer, die sich danach drängten, die Polizei zu informieren, der Mann auf dem Bild könnte der Bruder eines Freundes sein, sehe aus wie der Ehemann einer Kollegin oder ähnle dem Mann in der Wohnung nebenan.
    Thorne wartete auf die Leichen.
    Seit es offensichtlich war, dass sie nach zwei Mördern suchten, galt ihr Augenmerk Gewaltverbrechen gegen Frauen in der ganzen Stadt. Alles wurde beobachtet und gewertet. Sie suchten nach Mord, versuchtem Mord, einem Überfall … und warteten dann auf das Auftauchen des verborgenen Gegenstücks. Suchten nach den zusammengehörigen Hälften. Thorne erinnerte sich an ein Kartenspiel für Kinder, bei dem es darum ging, so viele Paare wie möglich zu sammeln.
    Ich habe zwei erstochene Leichen, zwei erwürgte … was hast du!
    Gott sei Dank war an diesem Sonntagabend nicht besonders viel los gewesen. Es war zwar einiges hereingekommen, aber das meiste davon fiel durchs Raster. Von den Fällen, die ein gewisses Interesse fanden, sah keiner viel versprechend aus. Eine Frau, die von einer anderen Frau vor einem Pub in Canning Town angegriffen worden war. Eine Messerstecherei in Willesden, die aller Wahrscheinlichkeit nach familiär begründet war. Eine Frau in Clapham, die mit einer Pistole bedroht worden war, wahrscheinlich ein missglückter Raubüberfall oder eine versuchte Vergewaltigung …
    Das Bild wurde auch in jeder Nachrichtensendung ausgestrahlt, was schnell Wirkung zeigte. Die Anrufe kamen herein. Mittags lag bereits eine Liste mit Namen vor. Keiner darauf tauchte zweimal auf.
    Brigstocke tat sein Bestes, die Truppen bei Laune zu halten und nicht zu schwitzen. Thorne tat sein Bestes weiterzuarbeiten. Alle wateten sie durch Glibber. Über zwei Bier und einem Glas Tomatensaft versuchte Holland in der Mittagspause etwas ungeschickt, dem Frust, den sie empfanden, Luft zu machen.
    »Es ist, als hätte man Sex, und würde einfach nicht kommen …«
    Thorne blies die Backen auf. Das war … eine interessante Analogie.
    McEvoy grinste. »Yeah, dann weißt du jetzt, wie das ist.« Sie lachte, und Thorne fiel mit ein. Holland lief rot an und trank einen Schluck Tomatensaft. »Das meine ich natürlich nicht persönlich,

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