Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
Thorne und ich, sie um Fotos der Kinder zu bitten. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns ein paar Fotos leihen könnten, die wir Ihnen selbstverständlich zurückgeben würden. Wenn Sie mich also so bald wie möglich unter einer der Nummern auf der Karte, die wir Ihnen gegeben haben, zurückrufen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar …«
    Holland legte das Telefon auf und blickte hoch. Hinter seinem Schreibtisch, auf der anderen Seite des Büros, beobachtete ihn Andy Stone.
    »Fotos der Foley-Kinder?«, fragte Stone.
    »Der Detective Inspector ist noch immer ganz darauf versessen, das Alterungsprogramm einzusetzen.«
    Stone schüttelte den Kopf. »Zeitverschwendung. Sehen nie auch nur annähernd so aus, wenn sie dann auftauchen.«
    »Wenn sie Fotos aus der Zeit hat, kurz bevor sie verschwanden, wären sie fünfzehn und dreizehn. So sehr können sie sich da nicht mehr verändert haben.«
    »Du wärst überrascht, Kumpel. Ist dir nie jemand über den Weg gelaufen, den du seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen und nicht erkannt hast? Und das nach ein paar Jahren …«
    Holland dachte darüber nach und gab zu, das sei ihm schon passiert. Von dem Mörderpaarfall her, in dem er mit Thorne im Jahr zuvor ermittelt hatte, war ihm auch bekannt, dass es nicht so schwer war, sein Aussehen zu verändern, wenn man es wirklich wollte. Dennoch fand er, dass es, wenn die Technologie nun mal da war, auch nicht schaden konnte, sie einzusetzen.
    Stone sah das anders. »Die Software zur digitalen Alterung von Fotos ist ziemlich grob gestrickt. Letztlich läuft es auf reine Raterei und einen Haufen Annahmen hinaus. Woher will man wissen, ob jemand die Haare verliert oder an Gewicht zulegt oder weiß der Kuckuck was?«
    »Ich hab welche gesehen, die kamen ziemlich nah hin«, entgegnete Holland.
    Achselzuckend wandte Stone sich wieder seiner Arbeit zu. »Wissen wir denn, ob sie überhaupt Fotos hat?«, fragte er, ohne aufzublicken.
    »Nicht sicher, nein. Wär aber komisch, wenn sie keine hätte. Sie hing sehr an ihnen, hatte sie sehr gern …«
    »Schickst du jemanden, sie zu holen?«, fragte Stone. »Oder fährst du selbst hin?«
    »Hab noch nicht drüber nachgedacht. Mal sehen, was sie sagt, wenn sie sich meldet … Möchtest du mitkommen?«
    »Nein …«
    »Sie ist Single, aber wahrscheinlich zu alt, selbst für dich …«
    »Die Gelegenheit lass ich sausen, denk ich.«
    »Wie’s dir beliebt.« Holland notierte den Zeitpunkt seines Anrufs. Mittwoch, den 7., 10 Uhr 40. Er würde Irene Noble bis zum Abend Zeit lassen und dann noch mal anrufen. Als Stone wieder etwas sagte, sah Holland hinüber. Stone hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und starrte mit zugekniffenen Augen ins Leere.
    »Hatte sie sehr gern? Ich finde, du übertreibst etwas …«
    »Ich denke, sie hatte sie ausgesprochen gern«, sagte Holland. »Aber sie war auch ausgesprochen naiv. Nenn es dumm, wenn du willst …«
    Schlagartig richtete Stone seinen Blick auf Holland. »Wenn Liebe blind macht, muss sie hin und weg vor Liebe gewesen sein …«
     
    Wer immer der Meinung war, Computer würden ein für alle Mal aufräumen mit dem Papierkram, sah sich bedauernswerterweise getäuscht. Die Papierstapel auf den Schreibtischen waren genauso hoch wie eh und je. Der einzige Unterschied war, dass der Großteil davon nun aus Computerausdrucken bestand …
    Thorne saß und las sich durch vier Morde.
    Die gleichen Informationshappen, die sein Gehirn verstopften, waren auch irgendwo auf Papier festgehalten worden. Auf laserbedruckten DIN-A4-Blättern, auf verblichenen und sich aufdrehenden Faxpapierbogen, auf Post-it-Notizzetteln und auf Memoformularen. So lag der gesamte Fall ausgebreitet vor ihm. Dicke Stapel eselsohriger Blätter in Gelb, Weiß und Braun. Mit Gummis zusammengehalten, in Plastikmappen abgeheftet oder in dicke Ordner gestopft …
    Auf der Suche nach der Antwort, die, wie er wusste, hier liegen musste, ging Thorne jedes einzelne Stück Papier durch, jedes Puzzleteil. Wühlte sich durch die Scheiße, einer kreischenden Möwe gleich, die über einer Müllhalde kreist. Deren schwarze, stechende Augen nach dem einen interessanten Brosamen suchen …
    Er hatte noch Carol Chamberlains Stimme mit dem Anflug eines Yorkshire-Akzents im Ohr. Die Erfahrung, die aus jedem breiten Vokal sprach.
    »Falls es eine Antwort gibt, liegt sie in den Details.«
    Ihm gegenüber saß Yvonne Kitson und tippte, das Gesicht verborgen hinter ihrem eigenen Gebirgszug von Papierstapeln. Sie

Weitere Kostenlose Bücher