Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
bald wissen …«
»Bei dem hier bin ich nervös.«
»Es gibt keinen Grund dafür.«
»Wir haben es nicht so in der Hand wie bei den anderen. Verstehst du? Da wussten wir, was uns erwartet. Wir wussten, was alles passieren könnte. Das war der Vorteil von den Hotels, dass alles vorhersehbar war …«
»Es wird gut gehen …«
»Du hast Recht, klar geht es gut, ich weiß. Ich wach auf und denk nach über den Traum und bin ganz wirr im Kopf.«
»Ist das der einzige Grund, warum du nervös bist? Oder gibt’s sonst noch ein Problem?«
»Wieso ein Problem?«
»Ist schon gut.«
»Und sieh zu, dass du pünktlich da bist, sonst …«
»Sei nicht albern …«
»Sieh verdammt noch mal zu, dass du da bist, okay? Denk an den Verkehr.«
»Ich hatte nie Probleme mit dem Verkehr, und ich war immer da.«
»Ich weiß, entschuldige …«
»Was ist mit Thorne?«
»Thorne ist kein Problem.«
»Gut …«
»Ich bin so müde. Ich muss jetzt versuchen, wieder zu schlafen.«
Er streckte die Hand nach ihr aus und legte ihr den Arm über den Bauch.
»Komm her, ich helf dir.«
Siebenundzwanzigstes Kapitel
Vor nicht allzu langer Zeit, in einer eiskalten Nacht, als das Wetter und die Einsamkeit wie füreinander gemacht schienen, hatte Thorne eine Nummer gewählt, die er von einer Postkarte in einem Zeitungskioskfenster abgeschrieben hatte. Er war zu einer Tiefparterrewohnung in Tufnell Park gefahren, hatte ein paar Scheine hingelegt und einer feisten, rosa Hand dabei zugesehen, wie sie ihm einen runterholte. Er hatte dem nicht sonderlich überzeugenden Stöhnen und Keuchen gelauscht, dem Klirren ihres Armbands, während sie sich abmühte. Er hatte sein eigenes Atmen gehört und das tiefe, heftige Ächzen, als er fertig war.
Anschließend war er nach Hause gefahren und ins Bett gegangen, wo er es sich selbst noch einmal machte und sich damit fünfundzwanzig Pfund sparte …
Jetzt lief Thorne in seinem Büro auf und ab, versuchte, diesen schwülen Samstag zu ignorieren, und erinnerte sich mit Widerwillen an seinen abenteuerlichen Ausflug. Es war ein Anzeichen, wie tief er damals gesunken war. Wie sehr er sich nun auf seinen Abend mit Eve Bloom freute.
Er würde Becke House so positiv gestimmt verlassen wie schon lange nicht mehr. Die Dinge waren in Bewegung geraten. Die paar Tage, seit die Frau – ob sie nun Sarah Foley war oder nicht – sich in Thornes Gehirn und in der Ermittlung nach vorne geschoben hatte, hatten viel versprechende Ergebnisse gebracht.
Sie hatten Howard Southerns Exfreundin erneut befragt, ihre Geschichte über die andere Frau bestätigt und schnell weitere Personen aufgetan, die behaupteten, Southern in den Tagen vor seiner Ermordung in Begleitung einer Frau gesehen zu haben. Die Beschreibungen blieben erwartungsgemäß vage und widersprüchlich, wobei »schlank« und »blond« die einzigen Adjektive waren, die häufiger auftauchten. Die Bedienung in einer Bar erzählte, wie die Frau Southern in eine dunkle Ecke zerrte, wo »sie über ihn herfiel, als wolle sie ihn ganz für sich haben«. Ein Fahndungsbild war erstellt worden, doch es fiel oberflächlicher und anonymer aus als sonst. Die Frau war auf diesen Flyern, Postern und Titelseiten genauso wenig greifbar wie auf den Fotos, die sie an die ermordeten Männer geschickt hatte.
Aber was nicht war, konnte ja noch werden …
Ein weiterer Zweig der Ermittlungen konzentrierte sich auf die Möglichkeit, dass die Frau mehr als nur ein Lockvogel war. Obwohl Thorne Zweifel daran hegte, musste man zumindest in Betracht ziehen, dass sie anwesend war, als die Opfer umgebracht wurden.
Sie waren zurückgekehrt in die Hotels in Slough und Roehampton sowie in die Absteige in Paddington und hatten Fragen gestellt. Die Durchsicht der Überwachungsaufnahmen hatte nichts Aufregendes ergeben, aber das war kaum überraschend. Falls Mark Foley gewusst hatte, wo die Kameras steckten, dann hatte sie es ebenfalls gewusst. Eine Frau, die in der Nacht, als Ian Welch umgebracht wurde, an der Rezeption im Greenwood Hotel gearbeitet hatte, erinnerte sich tatsächlich an eine blonde Frau. Sie hatte gedacht, sie gehöre zu der Gruppe an der Bar, konnte aber nicht sehen, dass sie mit jemandem redete. Die Empfangsdame fand, sie hätte »komisch« ausgesehen …
Thorne war sich nicht sicher, welche Rolle die Frau gespielt hatte. Er fragte sich, wie die Anklage lauten würde, sollten sie sie finden. Wahrscheinlich »Beteiligung an einem Mordkomplott«. Sicher, sie war
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