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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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der du rumfährst …«
    »Ich miete mir ein Auto, okay? Das wird ein Spaß, wir machen uns zwei schöne Tage. In Ordnung?«
    Thorne hörte ein Klirren, ein metallisches Geräusch. Sein Dad hatte angefangen, sich billige Secondhandradios zu kaufen, sie auseinander zu bauen und die Einzelteile wegzuwerfen.
    »Dad? Ist das okay? Alles Nähere können wir ja besprechen, wenn es so weit ist.«
    »Tom?«
    »Ja?«
    Das nachfolgende Schweigen erschien Tom wie das Geräusch sich entziehender Gedanken. Gedanken, die in Ritzen entschwanden und im nächsten Moment für immer verloren waren, um sich schlugen, während sie in die Finsternis taumelten. Schließlich war wieder Kontakt da, als finge sich ein Filmstreifen, nähme Geschwindigkeit auf. Als griffen die Rädchen in die Löcher.
    »Und du kümmerst dich um diese Doctor-Who -Sache, Tom?«
    Thorne schluckte. »Ich frag mal und ruf dich morgen an, okay?«
    »Danke …«
    »Und Dad, hör mal, such diesen blauen Anzug raus. Ich bin mir sicher, das ist keine Wolle.«
    »Scheiße, von einem Anzug hast du nichts gesagt …«

22. Dezember 1975
    Sie waren beide in der Küche. Lediglich durch ein paar Meter getrennt und dennoch unerreichbar füreinander.
    Nur noch ein paar Tage bis Weihnachten, und dank der Lieder aus dem Radio auf dem Fensterbrett war das Schweigen erträglicher. Der Jahreszeit entsprechender Kram von Sinatra oder Elvis, dazwischen neuere Weihnachtshits von Slade und Wizzard. Dieser grässliche Queen-Song schien der Weihnachtshit zu werden. Das Lied gefiel ihm an sich schon nicht, doch ihm war klar, er würde es nie mehr hören können, ohne an sie zu denken. An ihren Körper, vorher und nachher. Ihr Gesicht und den Ausdruck darin, als Franklin sie zwischen den Kartons auf den Boden warf …
    Sie stand mit dem Rücken zu ihm, spülte das Geschirr. Er saß am Tisch und las den Daily Mirror. Die Zeitung, das Abspülwasser, der absurd überdrehte DJ – Dinge, um sich abzulenken, während sie beide, jeder für sich, noch einmal Revue passieren ließen, was sie vormittags auf dem Polizeirevier erlebt hatten.
    Der Polizist, der in dem Vernehmungsraum auf und ab marschiert war und der Beamtin in der Ecke zugezwinkert hatte. Sich auf den Schreibtisch gelehnt und gebrüllt hatte.
    Er sah das Lächeln des Bullen vor sich, dieses Lächeln, das wie eine Ohrfeige gewesen war.
    Sie dachte daran, wie er gerochen hatte.
    »Gut«, hatte der Polizist gesagt. »Gehen wir es noch einmal durch.« Und als sie fertig waren, sagte er es noch einmal. Und noch einmal. Schüttelte nachsichtig den Kopf, als sie schließlich zusammenbrach, winkte der Beamtin, die vorbeikam und ein Papiertaschentuch aus dem Ärmel ihrer Uniform zog. Ein, zwei Minuten, ein Glas Wasser, und dann ging’s von neuem los. Der Detective Sergeant marschierte auf und ab, als hätte er während seiner jahrelangen Ausbildung niemals von dem Unterschied zwischen Opfer und Täter gehört.
    Er hatte nichts unternommen, nichts gesagt. Er wollte zwar, überlegte es sich dann aber anders. Stattdessen war er dagesessen und hatte zugesehen. Hatte zugehört, wie seine Frau weinte, und allerlei dummes Zeug gedacht, wie zum Beispiel, warum, wenn es so kalt war und er seine dickste Jacke bis oben hin zugeknöpft trug, dieser Widerling von Detective Sergeant kurzärmlig herumlief? Mit Schweißflecken unter seinen fleischigen Achseln.
    Jetzt sang ein Chor im Radio …
    Er stand auf und ging langsam zur Spüle, blieb stehen, sobald er in Reichweite war. Ihre Schultern spannten sich an, als er näher kam.
    »Du musst vergessen, was er gesagt hat, okay? Dieser Sergeant. Er wollte es nur wieder und wieder durchgehen, um es richtig zu verstehen. Um ganz sicherzugehen. Das ist sein Job. Er weiß, dass es, wenn es so weit ist, noch schlimmer kommt. Er weiß, wie hart der Verteidiger mit dir umspringen wird. Wahrscheinlich will er uns nur darauf vorbereiten. Wenn wir das jetzt hinter uns bringen, wird es vielleicht vor Gericht leichter.« Er machte noch einen Schritt auf sie zu und stand nun direkt hinter ihr. Sie hielt den Kopf vollkommen still. Er hatte keine Ahnung, was sie sah, doch die ganze Zeit über werkelte sie mit den Händen in der Plastikschüssel …
    »Ich sag dir was«, fuhr er fort. »Bringen wir einfach Weihnachten hinter uns, ja, Schatz? Es geht dabei schließlich nicht nur um uns. Bald beginnt das neue Jahr, dann halten wir uns eine Weile bedeckt bis zum Prozess. Wir könnten wegfahren. Versuchen, wieder in normales

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