Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
kam ihr gelegen. Sie war nicht teuer, aber sie hätte auch mehr für das Vergnügen bezahlt, sich erst im letzten Moment aus dem Bett rappeln zu müssen und ihre eigene Tasse Kaffee neben der Ladenkasse stehen zu haben, wenn sie aufsperrte. Diese letzten Sekunden im Bett waren unbezahlbar, jede einzelne davon, wenn man so oft wie sie zu nachtschlafender Zeit aufstehen und sich ins Gewühl stürzen musste. Sie rannte im Blumenmarkt in Covent Garden herum und orderte Ware, während jeder andere, den sie kannte, von der Welt noch nichts sehen oder hören wollte.
Sie mochte diese Jahreszeit. Diese paar Sommerwochen im Jahr, in denen sie sich nicht entscheiden musste, was ihr lieber war: mit Schal und Handschuhen zu arbeiten oder ihre Ware mit der Zentralheizung zu traktieren. Sie mochte es, dass es noch hell war, wenn sie zusperrte. Das nahm dem frühen Start die Härte, machte die paar Stunden zwischen dem Ende des Arbeitstags und dem Beginn des Abends aufregender. Als sei alles möglich.
Sie zog die Tür hinter sich zu und lief die blanke Holztreppe hinauf zu ihrer Wohnung. Denise hatte die Schleifmaschine angeschmissen und die Wohnung an einem Wochenende renoviert, während Eve sich um die Inneneinrichtung gekümmert hatte. Die Hausarbeiten teilten sie meist gerecht untereinander auf. Und obwohl es natürlich immer wieder mal dicke Luft gab, wenn ohne zu fragen ein Joghurt aufgegessen oder ein Kleid ausgeliehen wurde, kamen sie beide gut miteinander zurecht. Dass Denise einen Kontrolltick hatte, war Eve klar. Andererseits war sie sich ebenso darüber klar, dass ihr Kontrolle gelegentlich ganz gut tat. Sie war manchmal mehr als chaotisch, und selbst wenn Den gelegentlich zu gluckenhaft war, hatte es durchaus etwas für sich, bemuttert zu werden. Zugegeben, das endlose Listenschreiben nervte zuweilen, aber es war immer etwas zu essen im Kühlschrank, und ihnen ging nie das Toilettenpapier aus!
Sie stellte ihre Tasche auf dem Küchentisch ab und schaltete den Wasserkocher ein. »Hey, Hollins, alte Nudel, Lust auf eine Tasse Tee?« Bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, fiel ihr ein, dass Denise direkt nach der Arbeit Ben in dem Pub neben ihrem Büro treffen wollte. Denise hatte mittags bei ihr im Laden angerufen, um ihr zu sagen, dass sie zum Abendessen nicht nach Hause käme, und um sie zu fragen, ob sie nicht Lust hätte, sich ihnen anzuschließen.
Eve ging in ihr Schlafzimmer, um sich ein frisches T-Shirt anzuziehen und darauf zu warten, bis das Wasser kochte. Nein, sie würde lieber zu Hause bleiben. Ein netter Abend vor dem Fernseher mit einer Flasche sehr kaltem Weißwein. Sie hatte keine Lust, sich groß umzuziehen und auszugehen. Draußen war es schwül und unangenehm. Bis sie dort ankam, wäre sie schon wieder verschwitzt. Im Pub wäre es laut und verraucht, und sie käme sich nur vor wie das fünfte Rad am Wagen. Denise und Ben konnten nie die Finger voneinander lassen …
Sie betrachtete sich selbst in dem Spiegel an ihrer Schlafzimmertür, posierte in Büstenhalter und Unterwäsche. Sah sich selbst lächeln bei dem Gedanken an den Polizisten, der vor einer Woche ans Telefon gegangen war. Es war natürlich unmöglich, sich nur auf die Stimme zu verlassen, aber Tatort hin oder her, sie war sich ziemlich sicher, dass er am Telefon mit ihr geflirtet hatte. Und ihr war klar, dass sie darauf eingegangen war. Oder hatte sie damit angefangen?
Sie streifte sich ein weißes FCUK-T-Shirt über und ging zurück in die Küche, um den Tee aufzugießen.
Einen Tag nach ihrem Anruf hatten sie ein Auto vorbeigeschickt, um die Kassette aus dem Anrufbeantworter abzuholen. Sie hatte den beiden Polizisten erklärt, sie hätte diese lieber selbst auf dem Revier vorbeigebracht, aber verständlicherweise hatten sie davon nichts hören wollen.
Als sie durch die Wohnung lief, um die Fenster zu öffnen, überlegte sie, ob eine Woche lange genug war. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie einfach auftauchen sollte oder ob es besser wäre anzurufen. Auf keinen Fall sollte es so rüberkommen, als wolle sie sich aufdrängen. Natürlich war ihre Neugierde nach der Sache mit dem Telefonanruf durchaus nachvollziehbar. Jeder andere Betroffene würde sich doch auch erkundigen, ob die Ermittlungen bereits etwas ergeben hatten, oder?
Sie war durch die ganze Wohnung gelaufen, und nun fiel ihr nicht mehr ein, wo sie ihren Tee hingestellt hatte.
Scheiß drauf, die Küche war nah, und wo der Kühlschrank war, wusste sie genau.
Als
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