Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
…«
»Was gibt’s sonst noch?«
Thorne hob die Hände. »Das ist alles. Abgesehen von den Datenbanken, die wir noch durchforsten müssen. Sobald sich Commander Jeffries zurückmeldet, fangen wir mit dem Inmate Information System an.«
»Er sitzt bereits dran«, sagte Brigstocke. »Erwarten Sie mal nicht zu viel … »
Stephen Jeffries war ein hochrangiger Polizeibeamter, der eigentlich im Gefängnisbereich eingesetzt war. Als offizieller Polizeiberater war er im Prison Service Headquarters stationiert, in einem pompösen Gebäude in der Nähe von Millbank, von wo aus er direkt in die Büros des M16 am gegenüberliegenden Flussufer sehen konnte.
Jeffries hatte sich ohne großes Aufhebens umgesehen, ob das Inmate Information System zu knacken war. Falls der Mörder seine Informationen daraus bezogen hatte, wären eine Unmenge Menschen daran interessiert, wie er das zuwege gebracht hatte.
»Commander Jeffries hat eine vorläufige Beurteilung vorgelegt, nach der dieser Ermittlungsansatz nur als eingeschränkt Erfolg versprechend einzuschätzen sei.«
»Helfen Sie mir auf die Sprünge«, sagte Thorne. »Ich habe mein Gequirlte-Scheiße-für-Anfänger-Wörterbuch nicht dabei …«
»Seien Sie kein Arsch, Tom, okay? Das würde mir helfen.«
Thorne zuckte mit den Schultern. Klang ganz so, als käme Jeffries aus derselben Schule, die Typen wie Chief Superintendent Trevor Jesmond ausspuckte. »Ich höre.«
Brigstocke blickte auf das Blatt auf seinem Schreibtisch und ratterte los. »Personen mit Computerzugang zum System finden sich sowohl im Hauptquartier selbst sowie in den zwölf nationalweit verteilten Regionalbüros – London, Yorkshire, den Midlands und so weiter …«
Thorne stöhnte. »Das bedeutet, Hunderte von Leuten kommen in Frage …«
»Tausende. Die alle zu überprüfen wäre ungemein personalintensiv – Personal, das ich nicht habe.«
»Richtig. Also selbst wenn dieser Ansatz sich als Erfolg versprechend erweisen sollte, würde der Erfolg auf sich warten lassen«, sagte Thorne. Er griff nach seinem leeren Teebecher, drehte sich auf seinem Stuhl und zielte auf den Abfalleimer in der Ecke.
»Nein«, sagte Brigstocke.
Der Papierbecher verfehlte den Eimer um fast einen Meter. Thorne drehte sich zurück. »Könnte sich jemand in das System einhacken?«
»Tausende von Verdächtigen reichen Ihnen wohl nicht, jetzt steht Ihnen der Sinn nach Millionen …«
»Mir steht nicht der Sinn danach. Aber wenn das System nicht sicher ist …«
»Wenn dieses System nicht sicher ist, müssen eine Menge Leute mit einem Arschtritt rechnen. Das IIS enthält die Informationen über den Aufenthaltsort jedes einzelnen Häftlings in diesem Land einschließlich der Terroristen. Da drin findet sich alles Mögliche. Sollte sich herausstellen, dass jemand da einbrechen konnte, aus welchem Grund auch immer … Herr im Himmel, dann wird Douglas Remfry noch Gegenstand einer Parlamentsdebatte.«
»Aber sie gehen der Sache nach?«, fragte Thorne.
»Soweit ich informiert bin …«
»Die merken das doch, oder? Wenn sich jemand reinhackt? Da geht doch ein Alarm los, sobald jemand in das System einbricht?«
»Fragen Sie mich nicht«, erwiderte Brigstocke. »Ich bring es kaum fertig, eine Scheiß-E-Mail zu verschicken …«
Noch vor nicht allzu langer Zeit hätten selbst E-Mails Thorne überfordert. Aber er hatte sich einen Ruck gegeben und kam allmählich mit der neuen Technik zurecht. Er hatte sich sogar einen Computer für zu Hause gekauft. Den er allerdings noch nicht allzu oft benutzt hatte.
»Das eine ist also zu personalintensiv, das andere politisch problematisch. Hat Commander Jeffries eine Vorstellung, was möglich wäre?«
Brigstocke nahm die Brille ab, wischte mit einem Taschentuch den Schweiß vom Gestell und setzte sie wieder auf. »Nein, aber ich. Meiner Meinung nach muss es eine andere Möglichkeit geben, wie sich der Mörder die Informationen über Remfry beschaffte.«
»Fahren Sie fort …«
»Was wäre, wenn er über die Familie des Opfers rankam? Sieht den Namen der Mutter im Telefonbuch nach, ruft an und gibt sich als alter Freund aus, der gern mal auf einen Besuch vorbeikäme …« Thorne nickte. Das wäre möglich. »Sobald er weiß, wo Remfry steckt und wann er rauskommt, fängt er an, die Briefe zu schreiben …«
»Er holt alles aus Remfrys Mutter raus?«
»Remfrys Mutter … oder aus einem Gefängnisangestellten. Ich denke einfach, wir müssen auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen
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