Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Hände auf den Rücken gebunden. Die Kapuze war diesmal nach hinten gebunden wie eine Schlinge.
»Machst du so Zeug?«, fragte Thorne.
Bethell hatte den Mund voll mit einem Krabben-Dim-Sum. Anscheinend befürchtete er eine Fangfrage, denn er antwortete vorsichtig. »Ja, kommt vor. Es gibt eine Unmenge von diesen perversen Magazinen. Allerdings sind meine Sachen besser …«
»Klar doch. Hör mal, falls das eine Profiaufnahme ist, könntest du herausfinden, wer sie gemacht hat?«
»Könnte mich mal umhören, aber ob das …«
»Zum Beispiel, wo der Film entwickelt wurde?«
»Reine Zeitverschwendung. Wenn der Typ nicht ganz blöd ist, hat er’s selber gemacht. Digitalkamera und ab in den PC. Ein Kinderspiel …«
»Versuch so viel herauszufinden, wie du kannst. Ich will wissen, wer das Model ist und wer für die Aufnahme gezahlt hat.«
Bethell verzog das Gesicht. »Das ist nicht fair, Mr. Thorne. Eine kleine Info, das geht in Ordnung. Aber das, da komm ich mir vor, als würde ich Ihren Job erledigen. Als war ich ein Detective.«
Die Bedienung, die Thornes Bier brachte, kicherte, als sie Bethells verzweifeltes Quieken hörte, und verschwand wieder. Gott sei Dank hatte Bethell nichts davon mitbekommen.
»Du musst das anders sehen, Kodak. Das ist nur ein weiterer Pfeil in deinem Köcher. Vielleicht fasst du mal einen Karrierewechsel ins Auge. Die Polizei ist ständig auf der Suche nach cleveren jungen Kerlen wie dir …«
»Sie sind manchmal richtig ätzend, Mr. Thorne …«
Thorne beugte sich über den Tisch und hielt ihm ein Essstäbchen dicht vors Gesicht. »Oh ja, das bin ich. Und nur um es dir zu beweisen, wenn du dich da nicht richtig reinhängst, werde ich in deinen Geschäftsräumen vorbeikommen, mir dein bestes Zoomobjektiv schnappen und es dir so weit in den Hintern rammen, dass du damit Aufnahmen von deinem Dünndarm machen kannst. Gib mir doch mal das Krabbenbrot rüber, ja …?«
Bethell war ein paar Minuten lang eingeschnappt. Dann nahm er das Foto und steckte es in die Hosentasche.
»Du solltest wirklich die Entenfüße kosten, Kodak«, sagte Thorne. »Hast du gewusst, dass man danach tatsächlich schneller schwimmen kann?«
Bethell riss die Augen auf. »Wollen Sie mich verarschen, Mr. Thorne?«
Welch stand in der Tür, als Caldicott am anderen Ende des Ganges mit dem Postwägelchen auftauchte. Als er – unerträglich langsam – näher kam, an fast jeder Tür stehen blieb, wurde offenbar, dass sein Gesicht noch immer nicht richtig verheilt war.
Die eine Seite glänzte vom Mund bis zur Stirn, als triefe sie vor Schweiß. Dabei leuchtete sie fleischfarben, als wäre die Haut abgezogen worden. Vor dem nässenden Rot hoben sich deutlich winzige, weiße Ringe ab, die an der Stelle, wo einmal die Lippen gewesen waren, wie eine Reihe Herpesbläschen aussahen …
Das Postwägelchen kam erneut ein Stück näher. Caldicott grinste, so weit ihm das möglich war. Postaustragen war ein netter, ruhiger Job. Eine kleine Aufmerksamkeit der fürsorglichen Gefängniswärter im Gefährdetentrakt, nachdem er Wochen im Krankenhaus verbracht hatte.
Ein paar Dumpfbacken aus dem B-Trakt hatten ihn in der Wäscherei gestellt. Von Rechts wegen hatten sie dort nichts zu suchen, hätten schön weggesperrt sein müssen. Aber irgendwer hatte irgendwo ein Auge zugedrückt. Eine Tür offen gelassen.
Eine von Caldicotts Frauen war in Wirklichkeit ein Mädchen gewesen. Eine Vierzehnjährige. Caldicott hatte Welch geschworen, dass er sie für älter gehalten hatte, dass das Frischfleisch für seinen Geschmack so frisch nun auch wieder nicht sein musste. Das müsse er doch verstehen, hatte Caldicott ihn angefleht. Es sei ihm doch sicher schon mal genauso ergangen. Mein Gott, die Mädels heutzutage! Welch hatte eingeräumt, ja, er verstehe schon, was Caldicott meine, und es sei ihm tatsächlich schon genauso ergangen, mehrmals, und er danke dem Schicksal, dass das Mädchen, wegen dem er in den Knast gewandert war, bereits über sechzehn war, wenn auch nur knapp. Den Typen dort in der Wäscherei, diesen Tieren, hatte Caldicott wahrscheinlich das Gleiche erzählt. Hatte gebettelt und ihnen vermutlich erklärt, dass er das Mädchen für älter gehalten habe, aber der Quatsch hatte sie wohl nicht die Bohne interessiert. Diese Männer waren nur an Fakten interessiert.
Während einer in aller Ruhe Caldicott am Schwanz und den Eiern festhielt, räumte der andere den Trockner aus, legte die Wäsche ordentlich in den
Weitere Kostenlose Bücher