Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte bei uns, ja? Und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass es uns lieber wäre, wenn Sie nicht außer Landes reisten …«
Sie lachte und schob sich das letzte Stück Scone in den Mund. Als sie es verspeist hatte, sah sie ihn direkt an. Weil die Sonne, die durch das Panoramafenster fiel, sie blendete, hielt sie sich die Hand schützend über die Augen. »Daraus schließe ich, Sie haben den Kerl noch nicht gefasst?« Thorne, der noch aß, erwiderte den Blick. »Hat er jemanden umgebracht?«
Thorne schluckte. »Es tut mir Leid, aber ich darf eigentlich nicht …«
»Ich zähle nur eins und eins zusammen.« Sie lehnte sich zurück. »Ich weiß, dass es ein Mann sein muss, weil ich seine Stimme gehört habe. Und Sie erzählten mir, Sie seien bei der Serious Crime Group, woraus ich schließe, dass Sie nicht hinter dem Kerl her sind, weil er versäumt hat, seine Bücher in die Bücherei zurückzubringen.«
Thorne schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. »Ja, er hat jemanden umgebracht. Nein, wir haben ihn noch nicht gefasst.«
Thorne schenkte ihr eine Tasse ein …
»Warum ich?«, fragte sie. »Warum hat er den Kranz ausgerechnet bei mir bestellt?«
»Er hat sich wohl irgendeinen Namen rausgesucht«, sagte Thorne. Sie hatten ein verknittertes Telefonbuch in dem Schrank neben dem Nachtkästchen gefunden. Es war über und über mit Fingerabdrücken bedeckt. Thorne hegte seine Zweifel, ob darunter auch die des Mörders waren. »Das hat er wahrscheinlich mit dem Zeigefinger entschieden.«
Sie zog eine Schnute. »Ich habe mir gleich gedacht, dass das mit dieser Anzeige ein Fehler ist …«
Obwohl sie doppelt so viel und zehnmal so schnell redete wie er, sprach Thorne in der folgenden Stunde so viel und so unangestrengt wie schon lange mit niemandem mehr. Schon gar nicht mit einer Frau …
»Wann ist die Hochzeit?«, fragte Eve, als ihre Teller weggeräumt wurden.
Thorne war verblüfft darüber, was sie in der kurzen Zeit alles abgedeckt hatten. »Heute in einer Woche. Gott, lieber würde ich mir Nadeln in die Augen stechen …«
»Können Sie Ihren Cousin nicht leiden?«
Thorne lächelte die Bedienung an, als sie ihnen die Rechnung auf den Tisch legte. »Ich kenn ihn kaum. Wahrscheinlich würde ich ihn nicht erkennen, wenn er hier reinkäme. Nur eine Familienfeier, verstehen Sie …«
»So ist es. Seine Freunde kann man sich aussuchen, seine Verwandten nicht.«
»Sind die Ihren so schlimm wie meine?«
Sie wischte ein paar Krümel vom Tisch in ihre Hand und ließ sie zu Boden fallen. »Ist er so alt wie Sie? Ihr Cousin?«
»Nein, Eileen ist ein gutes Stück jünger als mein Dad, und Trevor bekam sie ziemlich spät. Er ist erst Anfang dreißig, glaub ich …«
»Wie alt sind Sie?«
Thorne klappte seine Brieftasche auf und legte fünfzehn Pfund auf die Rechnung. »Zweiundvierzig. Dreiundvierzig in … Scheiße, zehn Tagen.«
Sie steckte sich eine Haarsträhne hoch, die sich gelöst hatte. »Ich werde jetzt nicht sagen, dass man Ihnen das nicht ansieht. Das klingt immer so verlogen. Aber wenn ich Sie so betrachte, finde ich, dass das dreiundvierzig ziemlich interessante Jahre gewesen sein müssen.«
Thorne nickte. »Ich möchte ja nicht meckern, aber … das mit dem verlogen klingen find ich nicht so schlimm.«
Sie lächelte und setzte eine Sonnenbrille mit kleinen Gläsern auf. »Also dann vierzig. Vielleicht noch Ende dreißig.«
Thorne stand auf und zog seine Lederjacke von der Stuhllehne. »Damit bin ich einverstanden …«
Später, im Laden, tauschten sie ihre Visitenkarten aus, schüttelten sich die Hand und blieben leicht verlegen in der Tür stehen. Thorne sah sich um. »Vielleicht sollte ich noch einen Blumentopf oder so was kaufen …«
Eve bückte sich und hob eine Art Miniaturmetalleimer auf. Eine kaktusähnliche Pflanze wuchs durch eine Schicht runder, weißer Kieselsteine. Sie drückte sie ihm in die Hand. »Gefällt sie Ihnen?«
Thorne war sich keineswegs sicher. »Was bin ich Ihnen schuldig?«
»Nichts. Es ist ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk.«
Er studierte es aus jedem Blickwinkel. »Gut. Danke …«
»Es ist eine Aloe-vera-Pflanze.«
Thorne nickte. Über ihre Schulter hinweg konnte er Keith hinter der Theke sehen, der sie nicht aus den Augen ließ. »Damit wären die Shampooprobleme gelöst …«
»Die Blätter enthalten ein Gel, das bei Schnittwunden und Kratzern ausgezeichnet hilft.«
Mit einem Blick auf die Blätter, die
Weitere Kostenlose Bücher