Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
nicht das geringste Risiko ein. Er zieht sogar das Bett ab, nachdem er Remfry auf dem Boden getötet hat. Nimmt alles mit, um sicherzugehen, dass nichts von ihm gefunden wird …«
    »Was soll daran seltsam sein, wenn man nicht erwischt werden will?«
    »Nein, das nicht. Aber diese ausgesprochene Vorsicht. Hat beinahe was von einem Ritual. Ob es nun vor oder nach dem Mord geschah, für mich passt die Vergewaltigung nicht dazu. Vielleicht packte es ihn plötzlich …«
    »Das seh ich nicht so. Der Mörder ist nicht einfach durchgedreht und ohne nachzudenken über ihn hergefallen. Er wusste genau, was er tat. Er trug ein Kondom, also war er auf der Hut, hatte noch immer die Kontrolle …«
    Vor dem Grapevine Pub stand eine Menschenmenge. Die Leute verteilten sich über den Bürgersteig, lachten, tranken und genossen das Wetter. Hendricks war gezwungen, hinter Thorne zurückzufallen, als sie auf die Straße traten, um die Menge zu umgehen.
    »Du glaubst, die Vergewaltigung war im Plan nicht vorgesehen?« Hendricks lief wieder neben Thorne. »Er kam erst auf die Idee, als er dort war?«
    »Nein, ich glaube, er hat alles im Voraus geplant. Die Vergewaltigung kommt mir nur so …«
    »Zugegeben, sie ist brutaler als die meisten, aber andererseits ist Vergewaltigung selten einfühlsam, oder?«
    Ein älterer Herr, der an einem Zebrastreifen wartete, bekam genug von ihrem Gespräch mit, riss den Kopf herum und ignorierte den Wagen, der angehalten hatte, um ihnen hinterherzusehen, als sie weiterliefen. Vor dem Zebrastreifen drückte ein frustrierter Autofahrer auf die Hupe und durchbohrte ihn mit wütenden Blicken …
    »Ich kann nicht sagen, was mich daran stört«, erklärte Thorne. »Wir ermitteln in einer Mordsache, aber für mein Gefühl ist die Vergewaltigung entscheidend …«
    »Du glaubst, der Mörder wollte etwas rüberbringen?«
    »Du etwa nicht?«
    Hendricks zuckte mit den Schultern und nickte. Er hob die schwere Tüte hoch, um sie unten abzustützen.
    »Genau«, fuhr Thorne fort. »Warum funktioniert dieses simple Racheszenario nicht …?«
    Sie liefen an dem Imbissstand und der Bank vorbei. Musik drang aus offenen Fenstern, aus Bars und von Dachterrassen. Rap und Blues und Heavy Metal. Die Atmosphäre auf der Straße war so entspannt wie selten, fand Thorne. Das warme Wetter veränderte die Londoner auf seltsame Weise. In den schweißtreibenden U-Bahnen zur Hauptverkehrszeit schmolz bei steigenden Temperaturen die Geduld rasch dahin. Wenn es später ein paar Grad kälter wurde und die Leute was zu trinken in der Hand hielten, war es eine andere Geschichte …
    Thorne lächelte grimmig. Er wusste, das war nur ein schmales Fenster. Später, wenn es dunkel wurde und der Suff sich bemerkbar machte, würde der Samstagabendsoundtrack schnell wieder vertraut klingen.
    Sirenen und Gebrüll und das Klirren von zerbrechendem Glas …
    Wie auf Kommando fingen zwei Teenager draußen vor dem noch offenen Lebensmittelladen in dem Moment an, einander zu schubsen, als Thorne und Hendricks vorbeikamen. Das konnte ganz harmlos, aber auch der Anfang einer größeren Sache sein.
    Thorne blieb stehen und ging zurück.
    »Hey …«
    Noch immer die Faust an dem blauen Hilfiger-Shirt seines Opponenten, wandte sich der größere der beiden um und musterte Thorne von oben bis unten. Er war nicht älter als fünfzehn. »Haste ein Problem?«
    »Ich hab kein Problem«, sagte Thorne.
    Der Kleinere machte sich frei und ging auf Thorne los. »In einer Minute hast du eins, wenn du dich nicht gleich verpisst …«
    »Seht zu, dass ihr nach Hause kommt«, sagte Thorne. »Eure Mum macht sich wahrscheinlich schon Sorgen.«
    Der Größere grinste, doch sein Kumpel fand die Bemerkung weniger witzig. Ein schneller Blick die Straße rauf und runter, dann zischte er: »Soll ich dir ein paar Zähne ausschlagen?«
    »Wenn du willst, dass ich dich festnehme«, erwiderte Thorne.
    Jetzt lachten alle beide. »Bist du etwa ein Scheißbulle, Mann? Niemals …«
    »Okay«, sagte Thorne. »Ich bin kein Bulle. Und ihr seid nur zwei Lausebengel, die nichts ausgefressen haben und sich um ihren eigenen Kram scheren, ja? Es gibt nichts, weswegen ich mir Gedanken machen müsste, falls ich ein Polizist wäre. In euren Taschen, mein ich.« Der Blick entging ihm nicht, den der größere der beiden seinem Freund zuwarf. »Vielleicht sehe ich aber trotzdem besser mal nach, nur um sicherzugehen … »
    Lächelnd beugte sich Thorne vor.
    Hendricks trat zu ihm und flüsterte

Weitere Kostenlose Bücher