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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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die Wand gestellt, so lang, wie wir dafür gebraucht haben …«
    Brigstocke atmete tief durch und lief dann langsam hinter seinem Schreibtisch auf und ab. Versuchte, diese entscheidende, aber erschreckende Information zu verdauen. Versuchte, irgendwie damit umzugehen. »Ich brauch es nicht selbst auszusprechen, oder?«, sagte er schließlich.
    »Was?«
    »Dass nichts davon rausgeht …«
    Thorne sah auf, an Brigstocke vorbei. Eine Wolke zog vor die Sonne, aber in dem winzigen Büro war es noch immer brütend heiß. Er spürte, wie ihm der Schweiß über den Rücken lief. »Nein, das ist nicht nötig.«
    »Nicht nur, weil es … ein neuralgischer Punkt ist. Was es sehr wohl ist.«
    Thorne war klar, dass Brigstocke Recht hatte. Die Registrierung der Sexualstraftäter war seit Jahren eine, wie die Boulevardpresse es auszudrücken pflegte, »politisch heikle Angelegenheit« gewesen. Das hier war ein gefundenes Fressen, um die Debatte über das »an den Pranger stellen« wieder neu anzufachen. Als er wieder zu Brigstocke sah, grinste der Detective Inspector.
    »So könnten wir ihn kriegen, Tom.«
    Darauf setzte Thorne …
    Brigstocke lief um seinen Schreibtisch. »Gut, fangen wir mit den Institutionen an, die die Informationen über die Sexualstraftäter automatisch zugestellt bekommen.« Er begann, sie an den Fingern abzuzählen. »Das Sozialamt, die Bewährungshelfer …«
    »Und natürlich wir«, warf Thorne ein. »Wir sollten den interessantesten Kandidaten nicht vergessen, Russell.«
     
    Das Macpherson House befand sich in einer Seitenstraße des Camden Parkway. Im Laufe der letzten hundert Jahre war das Gebäude ein Theater, ein Kino und ein Bingosalon gewesen. Jetzt war mehr oder weniger nur noch die Hülle übrig, die ein Männerwohnheim beherbergte.
    »Leck mich«, sagte Stone. Er verrenkte sich den Hals und sah hinauf zu der schmuddligen, bröckeligen Decke über ihm.
    Holland folgte seinem Blick. An dem Stuck waren noch Reste von der Vergoldung zu sehen. Dekorative Gipsranken zogen sich über die Decke und endeten in den Ecken in vier Ornamentsäulen. »Muss mal super gewesen sein …«
    Auf dem Boden lag eine Ausgabe des Daily Star von letzter Woche. Stone schob sie mit dem Fuß zur Seite. Er schnupperte die abgestandene Luft und schnitt eine Grimasse. »Eine Schande …«
    Holland gab Stone eine kurze Einführung in die aufschlussreiche Geschichte des Hauses. Das Theater war in ein Kino umgewandelt worden. In den Siebzigerjahren hatte man aus dem Kino einen Bingosalon gemacht, eine damals sehr populäre Unterhaltungsform. Dreißig Jahre später war Bingo ein Opfer der allenthalben erhältlichen Rubbelkarten und des Lottos geworden.
    »Vom Varieté zur Idiotensteuer«, bemerkte Holland.
    Stone stichelte: »Daraus schließe ich, dass deine Zahlen nicht kamen.«
    »Ich bin noch da, oder?«
    Ihre Schritte hallten auf den abgenutzten Fliesen wider und wurden dann von fadenscheinigen Teppichen gedämpft. »Die Lotterie wird wohl bleiben, was soll die schon verdrängen?«
    Holland schüttelte den Kopf. »Solange eine Nachfrage besteht.«
    Sie liefen etwa drei Meter hinter Brian, dem Herbergsleiter, einem riesigen Kerl um die fünfzig mit langen grauen Haaren, einer großen Kreole im Ohr und einer bunten ärmellosen Jacke. Ohne sich umzuwenden, breitete er beide Arme aus, umfasste das Gebäude.
    » Dafür wird es immer eine Nachfrage geben …«
    Hier und jetzt, vierzig Meter unter dem Rokoko-Bombast, reihten sich zersprungene Waschbecken und Metallbetten aneinander. Dazu eine Küche und eine Durchreiche. Ein paar kleine Fernsehgeräte, die allesamt mit einem Schloss an die Heizkörper gekettet waren. Hinter den Betten standen entlang der Mauer Reihen von verkratzten und verbeulten Spinden – einige ohne Schloss, viele ohne Türen. Alle verrostet und mit Graffiti übersät.
    »Bekamen wir für einen Pappenstiel«, sagte Brian. »Als das Schwimmbad unten an der Straße abgerissen wurde Holland hielt den Blick auf den Boden gerichtet. Unter vielen Betten standen Schuhe, in der Regel Turnschuhe. Gelegentlich ein schäbiger Koffer. Dutzendweise Plastiktüten.
    Stone zog die Jacke aus. »Größtenteils Penner, oder?«
    Brian warf einen Blick über die Schulter. Holland fand, er sah aus, als ob er durchaus in der Lage wäre, sich durchzusetzen. Was sicher manchmal gelegen kam. »Die ganze Bandbreite. Langzeitobdachlose, Ausreißer, Junkies. Ab und zu ein entlassener Knasti wie Welch …«
    »Was machen die tagsüber?«,

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