Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
nicht, dass Sie …«
»Jetzt wissen Sie’s.« Sie gab sich Mühe, ein freundliches Gesicht aufzusetzen, und nahm noch einen Zug. »Doch nicht ganz so vollkommen, fürchte ich …«
»Gott sei Dank«, sagte Thorne.
Kitsons Lächeln wurde einen Ton wärmer. »Oh, tut mir Leid. Habe ich Sie etwa eingeschüchtert?«
»Mich nicht. Aber ich fürchte, ein paar der jüngeren Kollegen waren schon etwas verschreckt.« Kitson lachte, und Thorne sah, dass sie noch immer ihre Tasche über der Schulter trug. »Waren Sie noch gar nicht drinnen?«, fragte er. Sie schüttelte den Kopf und blies Rauch aus dem Mundwinkel. »Mein Gott, Sie müssen unglaublich ausgepowert sein!« Kitson zog die Augenbrauen hoch und warf ihm einen Blick zu, als wisse er nicht mal die Hälfte.
Sie standen eine Weile rum, sahen in verschiedene Richtungen, ohne etwas zu sagen. Thorne hielt es für besser aufzubrechen, bevor sie gezwungen waren, über das Wetter zu reden. Er berührte die Glastür …
»Wir sehen uns oben …«, sagte er.
»Oh, Scheiße.« Als sei es ihr soeben erst eingefallen. »Tut mir Leid, das mit Ihrem Einbruch …«
Thorne nickte, zuckte mit den Schultern und trat durch die Tür. Er trottete nach oben und staunte über die unfassbare Geschwindigkeit und Effizienz der polizeilichen Buschtrommeln.
Ein Schreibtischbeamter in Kentish Town, der einen De tective Constable in Islington kennt, der jemanden in Co lindale anruft …
Dazu eine Prise stille Post, und fertig war die multikulturelle Gerüchteküche, dieses Gemisch aus Klatsch und Quatsch, das jedes der bislang zur Verbrechensbekämpfung eingesetzten Systeme um ein Vielfaches übertraf …
Thorne brauchte beinahe fünf Minuten für das Spießrutenlaufen von einer Seite der Einsatzzentrale zur anderen. Von allen Seiten hagelte es witzige Bemerkungen. Zur Belohnung gab es eine Tasse Kaffee von dem neu überholten Kaffeeautomaten in der Ecke.
»Tut mir Leid, Chef … »
»Sie sehen etwas mitgenommen aus, Sir. Mussten Sie auf dem Sofa schlafen?«
»Noch nie ein Seminar zur Verbrechensvorbeugung mitgemacht, Tom?«
»Alles Gute …« Das kam von Holland.
Thorne hatte es nicht an die große Glocke hängen wollen und es deshalb gestern Abend im Pub bewusst mit keinem Wort erwähnt. Anscheinend hatte er es Holland aber erzählt. »Danke.«
»Nicht gerade eine nette Überraschung, wenn man heimkommt. Ich mein damit den Einbruch, nicht …«
»Absolut.«
»Es hieß, die hätten Ihnen auch das Auto geklaut …«
»Seh ich da ein Grinsen, Holland?«
»Nein, Sir …«
Letzte Nacht. Thorne zerrte die Matratze durch die Haustür, als ihm einfiel, dass er den Mondeo nirgends gesehen hatte, als er heimkam. Auch die Autoschlüssel hatten nicht auf dem Tisch gelegen, wenn er sich recht erinnerte. Zu dem Zeitpunkt war er gerade mit etwas anderem beschäftigt gewesen …
Er ließ die Matratze liegen und trat auf die Straße hinaus. Vielleicht hatte er den Wagen woanders geparkt.
Hatte er nicht. Arschlöcher …
»Heben wir später im Oak einen auf Ihren Geburtstag?«, fragte Holland.
Thorne stand inzwischen am Kaffeeautomaten. Er wandte sich um und sagte leise, während er in seiner Tasche nach Münzen kramte: »Aber bitte ohne großes Tamtam, ja?«
»Wie Sie meinen …«
»Nicht so wie gestern. Nur Sie und Phil vielleicht.«
»Gut …«
»Ich könnte noch Russell fragen, ob er Lust hat …«
»Wir könnten ja auch an einem anderen Tag gehen, wenn Sie nicht so gut drauf sind.«
Thorne steckte seine Münzen in den Automaten. »Jetzt hören Sie mal, nachdem ich mich mit den Auswirkungen unseres zweiten Leichenfundes herumgeschlagen und wer weiß wie viele Stunden am Telefon verbracht haben werde, um bei der Hausratsversicherung und der Autoversicherung sowie bei Stellen anzurufen, die verantwortlich für die Beseitigung verschissener Matratzen sein könnten, werde ich vermutlich ein Bierchen vertragen können …«
Nachdem Holland weg war, stand Thorne Kaffee schlürfend vor der großen, abwischbaren weißen Tafel, die beinahe eine ganze Wand einnahm. Krumme, mit einem schwarzen Filzstift gezogene Linien markierten die Spalten und Reihen. Pfeile verwiesen auf Adressen und Telefonnummern. Die Aktionen des Tages, die jedem Teammitglied vom Büroleiter zugewiesenen Aufgaben. Die Namen der nur am Rand in den Fall verwickelten Personen. Die Namen der zentralen Personen: REMFRY, GRIBBIN, DODD …
Und in einer Spalte stand nur: JANE FOLEY??
Und jetzt wurde ein weiterer Name
Weitere Kostenlose Bücher