Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
…«
Holland zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Monitor zu. »Ach, wissen Sie …«
Kitson trat einen Schritt zurück und ließ die Fitzelchen in einen Papierkorb fallen.
Holland sah ihr nach, als sie davonging.
Thorne steckte den Kopf durch die Tür der Einsatzzentrale, und bei der Mischung aus spätnachmittäglichem Hitzeschwall und sich zersetzenden Aftershaves würgte es ihn. Er winkte Yvonne Kitson zu. Sie eilte zu ihm herüber.
»Trommel Sie alle zusammen«, sagte Thorne. »Besprechung in fünfzehn Minuten.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte Thorne sich um und ging den Gang zurück zu seinem Büro …
Wahrscheinlich hatte Jesmond Recht. Mit Sicherheit hatte er Recht, was das Register betraf, doch selbst wenn der Mörder ein Sozialarbeiter, ein Bewährungshelfer oder ein Polizist war, mussten sie ihn auf andere Weise packen.
Er warf seine Jacke über den Schreibtisch und ließ sich in den Stuhl fallen. Ein kleiner Stapel Post lag da, den er nun durchzuarbeiten begann …
Und wenn er ein Polizist war?
Thorne hätte nichts darauf gesetzt. Er hatte in all den Jahren genug faule Äpfel gesehen, mit ausreichend Arschgeigen gearbeitet, aber nie mit einem Mörder. Sicher, eine interessante Idee, die sogar etwas Verlockendes hatte, aber außer ihrer Strahlkraft im Fernsehen brachte sie im Augenblick nicht viel.
Er schmiss einen Stapel Umschläge in den Papierkorb – Briefe, die offensichtlich Rundschreiben oder dröge interne Memos enthielten, landeten ungeöffnet darin. Die am interessantesten wirkenden sparte er sich stets bis zum Schluss auf …
Es gab genug Aspekte in diesem Fall, die ihm zu schaffen machten, die er bei der Besprechung zur Sprache bringen wollte. Zum Beispiel: die Entfernung der Bettbezüge. Und da war noch was. Dieser Gedanke, den er nicht zu formulieren vermochte, der sich weigerte, Gestalt anzunehmen.
Etwas, das er gelesen hatte und doch nicht gelesen hatte …
Wie man es auch drehte und wendete, sie hatten so gut wie nichts in der Hand. Es gab keine einigermaßen heiße Spur, keinen netten Zufall, der ihnen auf die Sprünge half. Ihm blieb nichts übrig, als darauf zu hoffen, dass ein heller Kopf bei der Besprechung mit einem Geistesblitz aufwartete.
Als die Fotos aus dem weißen Umschlag purzelten, brauchte Thorne ein paar Sekunden, bis er realisierte, um was es sich hier handelte. Dann sah er es. Sein Herz machte einen Sprung und begann zu jagen.
So wie sich der Puls eines Athleten mit zunehmender Fitness schneller erholt, so reagierte Thorne zumindest körperlich immer weniger auf die Art von Bildern, die nun auf seinem Schreibtisch lagen. Das Klopfen in seinem Brustkorb ließ bereits nach, als er in die Schublade griff, um eine Schere herauszuholen, mit der er den Gummi aufschnitt, durch den das Bündel zusammengehalten wurde. Er atmete wieder regelmäßiger, als er die Bilder mit einem Kugelschreiber auseinander schob. Nachdem er sich dazu entschlossen hatte, sie genauer zu betrachten, und ihm wieder einfiel, wo die Handschuhe zu finden waren, schlug sein Herz wieder regelmäßig.
Ihm war nichts mehr anzumerken, kein Zittern in der Brust, an der klamm sein Hemd klebte …
Thorne stand auf, trat in den Gang und wandte sich zur Einsatzzentrale. Dabei fühlte er sich überraschend ruhig und klar im Kopf. Zog schockierende Schlüsse und traf triviale Entscheidungen.
Der Mörder war noch kaltblütiger, als er gedacht hatte …
Er war für später mit Eve verabredet. Was er ja nun wohl absagen musste. Vielleicht konnten sie für morgen etwas ausmachen …
Rein in die Ermittlungszentrale, und Kitson kam auf ihn zu, wollte ihm unbedingt etwas erzählen. Er hob die Hand und winkte sie weg. Die Schachtel stand unlogischerweise auf einem Aktenschrank am anderen Ende des Raumes, wie er es in Erinnerung gehabt hatte. Er zupfte sich die Plastikhandschuhe heraus, wobei die Finger des nächsten Paares aus dem Karton lugten wie bei diesen Papiertaschentücherkartons.
Holland stand hinter ihm, sagte etwas, das er nicht verstand, als er umkehrte und zurückging …
Die Besprechung, wann immer sie stattfinden würde, würde nun sicherlich etwas lebhafter sein. Was immer Jesmond über den Kurs dachte, den die Ermittlungen einschlagen sollten, sie waren unbestreitbar festgefahren. Diese Fotos und das, was sie zeigten, würden das schlagartig ändern.
Ein Funken nur, kein Volltreffer, aber immerhin …
Thorne betrat sein Büro und ging geradewegs zum
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