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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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wissen, was es kostet, einen Blumenstrauß zu schicken …«
    »Nun, wir verlangen fünf Pfund fünfzig für die Lieferung, und die Sträuße beginnen bei dreißig Pfund.«
    »Mensch, so viel will ich nicht ausgeben. Wir haben noch nicht mal geknutscht …«
    Eve lachte. »Ist denn Knutschen überhaupt drin bei ihr?«
    »Klar doch«, sagte Thorne. »Die ist ganz scharf da rauf …«
    »Scheiße, ein Kunde. Ich muss weg …«
    »Hör mal, es tut mir Leid, dass ich gestern absagen musste. Ich konnte nicht …«
    »Ist okay. Vergiss es nicht, ja? Das mit dem Knutschen mein ich. Wir sehen uns später.«
    »Ja … aber ich kann nicht sagen, wann.«
    »Ruf mich an, wenn du gehst. Wir können uns irgendwo treffen und schnell was trinken.«
    »Genau …«
    »Aber mal im Ernst, falls du es je aufs Knutschen anlegen solltest – mit Blumen kommst du nicht unbedingt ans Ziel. Mit Pralinen dagegen erreichst du so gut wie alles …«
    Sie legte auf.
    Mit einem Lächeln langte Thorne in seinen Overall und steckte das Handy in die Jackentasche. Er nahm einen großen Schluck aus einer Mineralwasserflasche, wandte sich um und sah sich einer Rucksacktouristenfamilie gegenüber. Mum, Dad und zwei blonde Kinder, allesamt mit Rucksäcken in abnehmender Größe ausgestattet. Thorne starrte zurück, bis sie endlich zu dem Schluss kamen, dass nicht mehr viel passieren würde, und weiterzogen.
    Sechs Stunden früher, als es etwas zu sehen gegeben hatte, das sie ihren Freunden zu Hause hätten erzählen können, war es nicht ganz so leicht gewesen, die Schaulustigen zu verscheuchen. Die Nightclubs hatten sich geleert, und in den Straßen wimmelte es von Nachtschwärmern – da hatte sich natürlich eine ansehnliche Menge hinter dem Polizeikordon versammelt und Maulaffen feilgehalten. Die Betrunkenen hatten genervt und die Touristen fotografiert, als Charles Dodds Leiche hinausgetragen wurde.
    Nachdem die Leiche abtransportiert worden war, konnten sie die Absperrung etwas zurücknehmen. Nun lief das blaue Band nur noch in einem rechten Winkel von der engen Passage, die hinauf in Dodds Studio führte, bis zur Ecke des Fischladens nebenan. Und flatterte sanft …
    »Was ist denn hier los?«
    Thorne blickte auf. Vor ihm stand eine schmächtige, unglaublich schmuckbehängte Gestalt mit dünnen Haarsträhnen und nickte ihm von der anderen Seite der Absperrung zu. Der Typ, der eine Satinjogginghose und eine ärmellose Jacke im Camouflagelook trug, zog schnell dreimal hintereinander an seiner Zigarette, bevor er sie in den Gulli schnippte.
    »Das ist ’ne Razzia«, sagte Thorne. »Modepolizei. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich aus dem Staub machen …«
    Der Typ federte zweimal auf den Ballen, schnitt eine Grimasse und joggte davon. Auf der anderen Seite der schmalen Gasse lehnte ein Mädchen in einem winzigen Lederrock und einem bauchfreien T-Shirt an der Kasse einer Peepshow und verzehrte ein Schinkensandwich. Sie grinste zu Thorne herüber. Offensichtlich hatte sie den Wortwechsel mitbekommen. Thorne lächelte zurück. Es war kurz nach neun Uhr morgens, aber anscheinend nicht zu früh für einen Versuch, in den Hosen der vorbeispazierenden männlichen Kundschaft für etwas Auftrieb zu sorgen. Und bereits warm genug, dass sich die Tischchen des Straßencafés mit Gästen füllten, die einen Cappuccino tranken und Süßes mampften. Und vorgaben, an einem exotischeren Ort zu sein.
    Thorne sah ihnen zu. Wünschte sich selbst, woanders zu sein. Und dachte dabei an Dinge, die jedem den Appetit auf ein Frühstück verdorben hätten …
    Als sie gestern am frühen Abend die Tür eingeschlagen hatten, hatte Thorne bereits genau gewusst, was sie erwartete. Der Gestank, der ihm gegen den Atemschutz schlug, hätte es ihm ohnehin verraten. Als er die Treppe hinaufstieg, war sich Thorne sehr wohl im Klaren, welcher Anblick sich ihnen dort oben bieten würde. Er hatte bereits die Fotos gesehen.
    Nach ein paar langen, heißen Tagen war die Wirklichkeit um einiges schlimmer.
    Die Leiche war aufgehängt worden. Die Wäscheleine war in einer improvisierten Schlinge um Dodds Hals gelegt und um einen der Beleuchtungsbalken unter dem Studiodach geworfen worden. Festgemacht war sie an einem der Bettfüße. Das Gewicht der Leiche hatte das Bett an einem Ende etwa eine Handbreit angehoben. Die Fotos, die geschossen worden waren, als Dodd noch lebte, zeigten das Todeszucken, das verzweifelte Zerren an der um den Hals geschlungenen Leine, das Stoßen der Beine. Mehrere

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